Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
die Küche, um einen prüfenden Blick ins Wohnzimmer zu werfen. Bei seiner Rückkehr war seine Miene zerknirscht. »Offenbar haben wir gestern vergessen, die Terrassentür zu verschließen. Sie war nur angelehnt. Eine kluge Hündin wie Billa findet sicherlich leicht heraus, wie man sie ganz öffnet.«
»Hast du Spuren gefunden?« Alarmiert lief nun auch Hannah ins Wohnzimmer. Die Terrassentür stand noch immer einen Spalt weit offen; da es jedoch noch recht dunkel war, konnte sie draußen nur schemenhafte Umrisse erkennen.
»Wir müssen warten, bis es hell ist«, meinte Leon und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht ist sie ja nur auf einem kleinen Rundgang und bis dahin schon wieder zurück.«
»Aber es ist nicht das erste Mal, dass sie ausbüchst. Ich muss unbedingt einen Weg finden, sie daran zu hindern.« Hannah fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
»Bisher ist sie doch immer wieder zurückgekommen«, versuchte Leon, sie zu beruhigen. »Lass uns bis nach dem Frühstück warten, danach gehen wir sie suchen. Und dann sehen wir weiter.«
Nicht sonderlich überzeugt nickte Hannah und ging zurück in die Küche. Sie hatte die Verantwortung für die Hündin übernommen. Was, wenn Billa nun etwas zustieß? Zwar hatte sich noch immer kein Besitzer gemeldet, doch das bedeutete ja noch lange nicht, dass Billa eine herrenlose Streunerin war. Und selbst wenn – sie hatte sie bereits ins Herz geschlossen und machte sich wirklich Sorgen!
»Ich muss im Tierheim Bescheid geben, wenn wir sie nicht finden.« Gleich nach dem Frühstück waren Leon und Hannah mit den Kindern auf die Suche nach Billa gegangen, doch nirgendwo war eine Spur von der Hündin zu finden. Paula schien das nicht weiter ungewöhnlich zu finden. Sie beharrte noch immer fest auf ihrer Geschichte, dass Billa als Engel jederzeit kommen und gehen konnte, wie sie wollte. Und Mario schloss sich ihrer Meinung an.
Hannah wunderte sich sehr über ihre Tochter, doch sie unterließ es, sie für ihre überbordende Phantasie zu schelten. Wahrscheinlich verarbeitete Paula auf diese Weise nur die Angst vor dem Verlust des neuen Familienmitglieds.
»Das wird wohl besser sein«, stimmte Leon Hannah zu. »Du kannst sofort dort anrufen, wenn du willst.«
»Hm.« Hannah sah sich noch einmal am Waldrand um. »Ich glaube, ich fahre lieber gleich da hin. Meine Freundin Silke arbeitet heute dort. Vielleicht weiß sie sich einen Rat.«
»Soll ich dich begleiten?«
»Nein.« Entschieden schüttelte Hannah den Kopf und lächelte schwach. »Das schaffe ich schon. Aber... würde es dir etwas ausmachen, wenn ich Paula solange bei dir lasse?«
»Warum sollte es? Dann weiß ich wenigstens, dass du nachher wieder herkommst.« Leon zwinkerte ihr scherzhaft zu. »Wir drei kommen schon zurecht. Wir machen noch einen Spaziergang und bereiten danach ein tolles Mittagessen vor.«
»Danke, das ist nett von dir.« Hannah wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, doch er drehte den Kopf, so dass sich ihre Lippen trafen. Rasch drückte er sie an sich und zog den Kuss in die Länge, bis sie das Kichern der beiden Kinder vernahmen.
Hannah erwiderte verlegen sein jungenhaftes Grinsen und wandte sich an ihre Tochter. »Paula, das ist ...«
»Mama und Leon küssen sich im Wald ...« sang Paula jedoch bereits vergnügt und hüpfte um Mario herum, der gleich darauf in den Gesang einstimmte: »Papa und Hannah küssen sich im Wald ...«
Hannah lief vor Verlegenheit rot an, während Leon laut lachte und seinem Sohn eine leichte Kopfnuss verpasste. »Schluss jetzt, ihr Rabauken!«
»Ich ... Ich werde dann mal fahren«, sagte Hannah und bemühte sich um eine gleichmütige Miene, da Paula und Mario sie noch immer frech umtanzten und nicht aus den Augen ließen.
Leon begleitete sie zu ihrem Auto und hielt ihr die Fahrertür auf. »Keine Sorge, Billa taucht schon wieder auf.«
Hannah nickte und stieg ins Auto. Während sie den kurzen Weg in die Stadt zurücklegte, beschloss sie, zuerst zu Hause vorbeizufahren und rasch ein paar saubere Kleider für sich und Paula zu holen.
Sie parkte ihr Auto vor ihrem Grundstück, stieg aus – und blieb wie angewurzelt stehen. Auf der obersten Stufe vor der Haustür saß Billa und blickte ihr erwartungsvoll entgegen. Als Hannah sich langsam auf sie zu bewegte, sprang die Hündin mit einem freudigen Bellen auf und rannte auf sie zu. Sie umtänzelte Hannah, leckte ihr die Hände und tat, als sei Hannah es, die plötzlich
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