Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
verschwunden war.
»Du liebe Zeit, Billa!« Hannah ging vor der Hündin in die Hocke und blickte ihr verwirrt ins lachende Hundegesicht. »Was machst du denn hier? Bist du den ganzen Weg von Leons Haus hierher gelaufen? Aber warum nur?« Sie streichelte über Billas Fell und tastete sie vorsichtshalber schnell ab, nur für den Fall, dass die Hündin irgendwo eine Verletzung hatte.
Billa ließ es sich gefallen und stupste sie mit der Nase am Kinn an. Dann stand sie auf und ging voran zur Haustür. Als Hannah nicht sofort folgte, bellte Billa auffordernd.
»Was ist denn jetzt?« Hannah kam nun nach und schloss die Tür auf. »Ach, du hast bestimmt Hunger, nicht wahr?« Sie stieß die Tür auf und wollte wegen des düsteren Novemberwetters das Licht im Flur einschalten. Es gab jedoch nur ein kurzes zischendes Geräusch, das Hannah zusammenzucken ließ. »Mist, die Birne ist hin. Na gut, dann komm so mit in die Küche.« Diesmal ging sie voran, doch auch in der Küche blieb, nachdem sie den Lichtschalter betätigt hatte, alles dunkel. »O je, anscheinend ist die Sicherung rausgeflogen.« Kopfschüttelnd legte Hannah den Schlüsselbund auf den Küchentisch. Billa fiepte leise und folgte ihr auf den Fersen hinunter in den Keller. Auch dort war natürlich alles finster.
»Zum Glück habe ich hier eine Taschenlampe liegen«, murmelte Hannah und tastete sich zu ihrer kleinen Waschküche. Die Stablampe lag im Regal über dem Trockner. Sie knipste sie an und ging dann in den benachbarten Raum, in dem sämtliche Strom-, Gas- und Wasserinstallationen des Hauses zusammenliefen.
Hannah seufzte. »Auch das noch, anscheinend hat es die Hauptsicherung herausgehauen. Sogar die Gastherme ist aus.« Sie öffnete den Stromverteilerkasten und betrachtete die drei Reihen Sicherungen, dann drückte sie achselzuckend die Hauptsicherung. Sofort sprangen die Therme und das Licht wieder an. »Na bitte.« Zufrieden wollte sie sich abwenden, als sie Billa erneut fiepen hörte.
Die Hündin saß vor einem alten Schrank in der hinteren Ecke und kratzte an der Tür. Hannah hatte diesen Schrank bislang kaum beachtet, denn er stammte entweder von den Vormietern oder vom Hausbesitzer. Bei ihrem Einzug hatte sie nur kurz einen Blick hineingeworfen. Er war vollgestopft mit Kartons voller Papiere und Fotos. Das hatte sie ganz vergessen! Sie hatte ja ihren liebenswürdigen Vermieter bitten wollen, die Sachen bei Gelegenheit zu entsorgen.
»Was willst du denn am Schrank, Billa?«
Da die Hündin keine Ruhe gab, öffnete Hannah die Tür und warf einen Blick ins Schrankinnere. Es roch nach altem Papier und Staub. Billa stellte sich auf die Hinterbeine und kratzte an einem der Kartons.
»Was ist denn da drin?« Hannah wurde neugierig und zog die Pappschachtel hervor. »Igitt!« Als sie die fette tote Maus sah, die auf dem obersten Blatt Papier lag, zuckte sie zurück und ließ den Karton los, der krachend zu Boden fiel.
Billa bellte entrüstet und schnüffelte aufgeregt an dem Wust von Papieren, die sich über den Boden verteilt hatten.
»So was Blödes. Hast du etwa die Maus gerochen?« Hannah blickte finster auf die Unordnung hinab. Sie schob die Maus mit der Fußspitze beiseite und raffte die Dokumente zusammen. Billa fiepte wieder und versuchte, ihre Nase dazwischen zu schieben, doch Hannah schob sie beiseite. »Nichts da! Wir packen das schön wieder weg. Sind ja schließlich nicht meine Sachen.« Sie grummelte vor sich hin. »Wenn sie es wären, würden darin keine Nagetiere verrotten!« Sie packte einen Klarsichthefter verkehrt herum zuoberst auf den nun wieder vollen Karton und schob ihn entschlossen zurück in den Schrank. Wieder sprang Billa hoch und kratzte daran, doch Hannah schüttelte den Kopf. »Nein, Billa. Geh zur Seite. Da ist doch gar nichts für dich drin!« Sie schloss den Schrank ab und kehrte entschlossen zurück in die Küche, wo sie die Maus im Abfalleimer entsorgte. Danach füllte sie Billas Napf mit Hundefutter und sah der Hündin kurz beim Fressen zu, ging dann aber rasch hinauf in Paulas Zimmer und zog das Nötigste aus dem Kleiderschrank hervor. Zusammen mit ein paar frischen Kleidern stopfte sie alles in ihren kleinen Wanderrucksack. Bevor sie wieder hinunterging, wollte sie noch einen Blick in den Spiegel im Badezimmer werfen.
Sie öffnete die Tür, drückte den Lichtschalter und stand erneut im Dunkeln. »Verflixt!«, fluchte sie. »Was ist denn das schon wieder? Da stimmt doch was mit den Stromleitungen nicht.«
Sie
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