Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
ich versuche, genauso zu sein wie sie. Mich anziehen wie sie, zu reden wie sie, ihre Ansichten zu übernehmen, einfach sie zu sein , nur für eine kleine Weile. Aber dann merkte ich, dass ich dich mochte, und es war viel schwerer, als ich dachte, und du warst so ehrlich und aufrichtig, und ich wollte so sehr, dass es echt ist … aber das war es nicht, von Anfang an nicht. Von Anfang an nicht«, wiederhole ich traurig und schüttele den Kopf. Und als Joel nichts erwidert, fahre ich entschlossen fort: »Aber das ist jetzt alles egal, weil ich weiß, dass du auch nicht echt warst. Du hast mir vorgespielt, du seist ein netter, süßer, liebevoller Kerl mit einem Faible für altmodische Familienunternehmen, dabei wolltest du in Wirklichkeit den Laden zerstören, der dich angeblich so sehr an deinen eigenen erinnert. Dir geht es nur um Geld und Macht und mehr nicht. Kein Wunder, dass dein Laden den Bach runtergeht. Du hast kein Herz. Und deshalb hat Parker’s auch kein Herz. Nicht wie dieser Laden«, ende ich stolz, gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie Rupert seine Rede beendet.
»… Im Laufe der letzten Wochen habe ich immer wieder gestaunt, was meine Weihnachtswichtel alles auf die Beine gestellt haben. Und man hat mir zugetragen, sie hätten noch eine weitere Überraschung für uns in petto. Ich weiß nicht, was für eine Überraschung das ist, und wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch nicht,ob es reichen wird, um diesen wunderbaren, wunderbaren Laden meines Urgroßvaters zu retten.« Rupert bricht ab, die Stimme versagt ihm, und ich versuche ihn mit schierer Willenskraft zum Weiterreden zu ermutigen. »Ganz sicher weiß ich allerdings, dass diese Belegschaft, diese wunderbaren Menschen, mit denen ich das Glück habe, zusammenarbeiten zu dürfen, eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, dass es im Geschäftsleben nicht immer nur um Geld geht und sich in einem Laden nicht alles nur um materielle Güter dreht. Mir ist klar geworden, dass Hardy’s eine kleine eingeschworene Gemeinschaft ist, ein zweites Zuhause, ein Ort, an dem man sich trifft und redet und flaniert. Seit hundert Jahren ist dieses Haus im Besitz meiner Familie, und ich hoffe, die Londoner werden mir darin zustimmen, dass es auch für sie so etwas wie ein zweites Zuhause ist. Mein Urgroßvater wollte, dass dies ein Ort ist, zu dem man gerne kommt und an dem man sich jeden Tag herzlich willkommen fühlt, egal, ob man etwas kaufen möchte oder nicht. In den letzten Jahren hatten wir das etwas aus den Augen verloren.« Man hört zustimmendes Gemurmel aus der versammelten Menge. »Aber ich glaube, dieser Laden hat sein Herz wiederentdeckt, seinen Kern, seine althergebrachten Werte. Und ich glaube, in dieser Hinsicht gibt es in der ganzen Stadt kein einziges Kaufhaus, das mit uns mithalten kann.« Er hebt die Stimme und kommt zum Höhepunkt seiner Ansprache. »Wenn Sie an die Familie glauben, an Hoffnung und Freundschaft und an die guten alten traditionellen Wertvorstellungen, dann ist Hardy’s genau der richtige Laden für sie.«
Die Menge johlt und jubelt, und Rupert wirkt erst überrascht und dann vollkommen überwältigt. Seine Wangen werden rosarot, er wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln, und ich sehe, wie Sharon, die die ganze Zeit stolz neben ihm gestanden hat, seine Hand nimmt und sie drückt. Dankbar schaut Rupertsie an, und sie tritt vor, streicht sich die Haare glatt und lächelt in die Runde.
»Und nun wollen wir ohne weitere Umschweife Hardy’s letzte große Überraschung enthüllen.« Sie tritt ans Schaufenster und klopft energisch dagegen, woraufhin sich nacheinander, Schaufenster für Schaufenster, die üppigen roten Vorhänge langsam teilen wie ein Bühnenvorhang. Der kleine Chor summt eine wunderschöne, von Herzen kommende Version von »White Christmas«, und plötzlich habe ich Joel und unser Gespräch vergessen, und genau wie alle anderen lächele ich und quietsche und lache und klatsche begeistert in die Hände bei dem traumhaften Anblick, der sich da bietet.
In den Fenstern haben Lily und Felix großartige, vom Stil des Windmill inspirierte lebende Bilder kreiert, mit Hardy’s gesamter Belegschaft als Protagonisten – wobei die glücklicherweise allesamt vollständig bekleidet sind und alte Hardy’s-Uniformen tragen. Bestimmt hat Jane Lily gezeigt, aus welchem Regal im Warenlager ich ihre geholt habe, und dabei auch die Herrenversion gefunden: flotte olivgrüne Hemden mit passenden Hosen.
In jedem
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