Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
sich den Veränderungen in diesem Haus zu stellen. Wir brauchen alle unsere Jobs, auch wenn du auf deinen vielleicht nicht angewiesen bist. Und falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, wir öffnen gleich.« Und damit klatscht sie in die Hände und redet laut weiter. »Es ist die letzte Einkaufswoche vor Weihnachten, Leute, und wir müssen ein Vermögen einnehmen. Hardy’s Zukunft liegt in euren Händen!«
Jubel brandet auf, und Lily bringt alle mit erhobener Hand zum Schweigen. »Felix und ich haben einen Plan ausgeheckt, wie wir die Kunden in Massen in den Laden locken könnten, aber dazu müssen alle mit anpacken …«
Fragend schaue ich Lily an, und sie guckt entschuldigend zurück.
»Tut mir leid, Evie, Darling, wir hätten dich wohl schon früher in unseren Plan einweihen sollen.« Dann wendet sie sich wieder an Carly. »So, meine Liebe, entweder du bist für uns oder du bist gegen uns. Und statt zu Rupert zu laufen und ihm zu petzen, wer für die Umgestaltungen zuständig ist, solltest du uns lieber ein bisschen helfen, hmm?«
Carly gibt keine Antwort; sie starrt nur erst mich trotzig an, dann Lily und dann den ganzen Rest von Hardy’s Belegschaft, und nervös warten wir ihre Reaktion ab, wohl wissend, dass ihre Entscheidung über unser Wohl und Wehe bestimmen könnte.
Zweiundvierzigstes Kapitel
E ine Stunde später stehe ich auf Lilys Geheiß vor dem Kaufhaus. Wenn sie will, kann sie ganz schön bestimmend sein. Ich bin warm eingemummelt gegen die Kälte, aber eigentlich bräuchte ich die vielen Stoffschichten gar nicht, denn der Anblick der Menschenmassen, die sich draußen drängeln, wärmt mir das Herz. Buchstäblich Hunderte von Menschen warten heute Morgen darauf, dass Hardy’s die Türen öffnet. Es ist kaum zu fassen. Der Laden ist rings um die Türen und Fenster mit Tannengirlanden und funkelnden Lichterketten geschmückt. Da muss Jan die Hand im Spiel gehabt haben – ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, draußen zu dekorieren. Es herrscht eine ganz wunderbare Atmosphäre, als wir alle gespannt darauf warten, dass die Schaufenster enthüllt werden und die Ladentüren sich öffnen.
Hier am Haupteingang hat sich ein kleiner Weihnachtschor formiert, der gerade eine mitreißende Version von »O Come All Ye Faithful« zum Besten gibt. Selbst der Maronenverkäufer aus der Oxford Street hat die einmalige Gelegenheit erkannt und seinen kleinen Stand auf dem Bürgersteig aufgestellt, und das süße, nussige Aroma zieht sich weihnachtlich duftend durch die Menge.
Nach allem, was in der vergangenen halben Stunde passiert ist, und bei dieser herrlichen allgegenwärtigen Weihnachtsstimmung könnte ich schier platzen vor Glück, wäre da nicht die Zeitung, die ich in der Hand halte. Ich hatte gerade Zeit genug, den Artikel zu lesen, den Sam mir heute Morgen gezeigt hat. Neben derwunderbaren Geschichte über die heimliche Rundumerneuerung von Hardy’s zur Rettung vor einem großen amerikanischen Einzelhandelskonglomerat sind ein Foto und ein kleines Profil von Joel abgedruckt, der als Finanzvorstand von Rumors vorgestellt wird, das Unternehmen, das Hardy’s übernehmen wird. Für mich die endgültige Bestätigung, dass Joel mich die ganze Zeit angelogen hat. Ich habe keinerlei Verlangen, ihn wiederzusehen oder mir seine Entschuldigungen anzuhören. Es ist aus und vorbei. Mein Blick fällt erneut auf das Foto, und die Enttäuschung trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube.
»Das ist ja ein schreckliches Foto, da bin ich wirklich nicht besonders gut getroffen«, raunt mir eine Stimme ins Ohr.
Ich wirbele herum und falle fast um, als ich Joel vor mir stehen sehe, leibhaftig und so umwerfend wie eh und je. Er lächelt mich an, und ich drehe mich auf der Stelle wieder um und gucke stur auf das Kaufhaus.
»Hey, willst du denn nicht mit mir reden – oder es mich wenigstens erklären lassen …?«, fleht Joel mich an. Er legt mir die Hände auf die Schultern, aber ich schüttele sie achselzuckend ab.
»Was gibt es denn da zu erklären?«, frage ich spitz. »Du hast mich angelogen. Und falls du es noch nicht gemerkt hast, hier passiert gleich was, also, bitte.«
Als die Zeiger der Uhr an der Fassade auf zehn Uhr springen, verebbt das laute Geplapper der Menge zu einem leisen, aufgeregten Raunen, und zu meinem Erstaunen tritt Rupert höchstselbst aus der Tür, die er dann sorgfältig wieder hinter sich abschließt. Er hebt die Hände, und man sieht, dass sie ein wenig zittern.
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