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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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nicht sagen.«
    »Wieso ist das so streng geheim?«
    »Wenn ich dir das sagen würde, wär’s ja
nicht mehr geheim, oder? Hast du nach Adah Joslyn geguckt?«
    »Ja. Sharon, wir haben da... ein
Problem.«
    Schlechte Nachrichten, wenn Greg das
Wort »Problem« in diesem Ton benutzte. »Erzähl.«
    »Tja, in ihrer Wohnung habe ich nichts
Ungewöhnliches entdeckt, außer einer riesigen Katze, die ein Loch in einen Sack
Friskies gefetzt und das ganze Zeug aufgefressen hatte. Hat mir fast die Hand
zerfleischt, als ich ihr eine Dose Thunfisch geöffnet habe.«
    Armer Charley!
    »Aber jemand«, fuhr er fort, »der
behauptet, er sei der Diplobomber, hat im Techno-Web verkündet, daß er Joslyn
als Geisel genommen hat. Er sagt, er wird seine Forderungen bald bekanntgeben.«
Großer Gott. »Woher wißt ihr, ob er’s wirklich ist? Könnte doch auch ein Computerfreak
sein, der üble Scherze macht. Hat er irgendwelche Beweise geliefert, daß er sie
wirklich hat?«
    »Nein, aber solange das Gegenteil nicht
erwiesen ist, müssen wir ihn ernst nehmen. Und wenn er sie nicht hat, wo steckt
sie dann?« Voller Schuldgefühle dachte ich an Adahs Pistolen, die in dem
Stahlkästchen lagen, das auf dem Boden meines Wäscheschranks festgenietet war.
Wenn das, was sie auf meinen Anrufbeantworter gesprochen hatte, stimmte, hatte
sie es unbewaffnet mit dem Bomber aufgenommen — und das war meine Schuld. »Und
was habt ihr bisher unternommen?« fragte ich.
    »Ed Parkhurst, der Leiter der
Sonderkommission, trifft alle Vorbereitungen, um sie da rauszukriegen, sobald
der Bomber seine Forderungen stellt; unser Chef überwacht das Ganze. Für den Fall,
daß der Kerl Geld will, ist eine Absprache mit der Zentralbank getroffen
worden, und die Leute von der Kommission arbeiten rund um die Uhr daran, den
Kerl zu identifizieren. Der Herausgabebefehl für die Liste der Web-Kunden wurde
ihnen gestern verweigert, aber jetzt sieht alles ganz anders aus, und sie haben
es noch mal versucht. Wir gehen davon aus, daß er Lösegeld fordern wird...«
    »Er will kein Geld.«
    »Was dann?«
    Ich ahnte es, aber noch nicht klar
genug. »Greg, ich muß Schluß machen.« Ich unterbrach die Verbindung.
    Adah in den Händen des Bombers. Mein
Gott. Was würde er mit ihr machen? Wie ging es ihr jetzt? Sie würde sicher
nicht zusammenbrechen. Würde ihm ihre Angst nicht zeigen, was auch passierte.
Arme Adah — so großspurig-cool angesichts des jähen Endes ihrer Karriere,
emotional ohnehin schon auf dünnem Eis. Und jetzt auch noch in den Händen eines
Mannes, der mit Menschenleben spielte, der blind getötet hatte, wieder töten
würde...
    Was genau hatte sie auf meinen
Anrufbeantworter gesprochen? »Ich bin zufällig auf eine Spur in der Bombersache
gestoßen, und zwar unangenehmerweise quasi vor der Haustür. Ich werde dem jetzt
nachgehen. Ich wollte, du hättest dir meine Waffen nicht unter den Nagel
gerissen.«
    Wenn Adah meinetwegen hatte sterben
müssen, würde ich mir das nie, nie verzeihen.
    Nun hol nicht gleich dein härenes Hemd
raus, McCone. Tu was. Setz an diesem Motiv an, das du vage ahnst.
    Ich nahm den Hörer ab und rief in
meinem Büro an.
    »Shar!« Micks Stimme war eine Oktave
höher als sonst. »Hast du das mit Adah schon gehört? Ihre Mutter hat angerufen,
und dann auch noch ihr Vater. Sie sind beide völlig durchgedreht.«
    »Kann ich mir vorstellen. Wenn sie
wieder anrufen, sag ihnen, wir verfolgen eine vielversprechende Spur. Das ist
nicht gelogen; du mußt bitte noch ein paar Daten für mich prüfen. Bring
Charlotte Keim dazu, daß sie dir hilft. Hast du was zu schreiben?«
    »Ja, aber wo...«
    »Keine Zeit für Fragen. Sieh zu, daß du
das hier erledigst.«
     
    Als Hy und Habiba meine Schritte auf
dem Steg hörten, drehten sie sich um. »Wir dachten schon, du wachst überhaupt
nicht mehr auf«, sagte er, faßte mich ums Fußgelenk und drückte es.
    »Ihr zwei seid wohl schon seit
Sonnenaufgang auf.«
    »Fast, stimmt’s, Habiba?«
    Sie nickte und lächelte schüchtern.
    Ich setzte mich neben sie und ließ
ebenfalls die Beine baumeln.
    Hy sagte: »Ist zu schön hier, um den
ganzen Vormittag zu verschlafen. Ich werde gleich mit Habiba eine kleine
Motorboot-Spritztour machen. Komm doch mit, wenn du magst.«
    »Demnach brechen wir nicht sofort auf?«
    »Ich habe uns für fünf Uhr vierzig
einen Flug ab Key West gebucht.«
    »Linienflug?«
    »Ja. American Eagle. Der Streik ist
beendet, und wir kriegen in Miami einen Anschlußflug nach San

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