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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Hubschrauber oder ein Wasserflugzeug zur Verfügung; sie könnten das
Schnellboot entdecken.«
    »Hm.«
    Wir schwiegen. Ich trank den Brandy
aus, fühlte, wie mich eine abgrundtiefe Lethargie überkam. Ich wollte eine
Woche schlafen. Ich konnte doch einfach sagen, rutscht mir den Buckel runter,
und mich in dem Gebäude einigeln, wo Regina ihre Flüchtlinge versteckte...
    Und wie lange würde es dauern, bis
Klaus Schechtmann hinter die Allianz zwischen Zebediahs »bibelfester Tochter«
und mir kommen würde? Das konnte ich Regina nicht antun — und auch Habiba und mir
selbst nicht.
    Ich setzte mich auf und schüttelte den
Kopf, als Regina auf die Brandyflasche deutete. Ich mußte nachdenken; es galt,
schnell etwas zu unternehmen.
    »Sharon«, sagte sie plötzlich, »was ist
mit Ihrem Freund?«
    »Hy? Was ist...« Natürlich! Hy war in
Santo Domingo. Ich hatte eine Kontaktnummer dort. Hy, der sich so gut darauf
verstand, Leute aus bedrängten Situationen herauszuholen. Ich kramte in meiner
Strohtasche und fand den Zettel, auf dem ich die Nummer notiert hatte. Regina
deutete auf das Telefon, und ich ging hin und wählte. Hy war nicht da.
    Er sei vor zwei Stunden zum Flughafen
gefahren, erklärte mir der Mann, der am Apparat war. Ich ließ mir die Nummer
geben, rief am Fughafen an und bat, ihn auszurufen.
    Und wartete.
    »Wir versuchen es weiter.«
    Bitte, sei da.
    »Wir versuchen es weiter.«
    Bitte!
    »Tut mir leid, wir können — Augenblick,
Ma’am.«
    »Ripinsky?«
    »McCone?«
    »Gott sei Dank! Bist du okay?«
    »Warum sollte ich nicht okay sein?«
    »Renshaw sagte, du seist krank.«
    »War ich auch, aber ich habe Pillen
bekommen, und bis jetzt scheinen sie zu wirken. Wo bist du?«
    »Auf St. Maarten, und ich brauche deine
Hilfe.« Ich erklärte ihm kurz, was passiert war, seit ich San Francisco
verlassen hatte. Als ich zu der Sache mit Cam Connors kam, schwang seine ganze
Wut in dem einen kurzen Wort, das er ausstieß. Ich fuhr fort: »Und damit nicht
genug — zuerst hatte ich Probleme, sie von Schechtmanns verflixter Insel
wegzuschaffen, und jetzt sitze ich hier auf dieser Insel fest. Und früher oder
später wird Schechtmann drauf kommen, wo wir sind. Vermutlich eher früher als
später.«
    »Verdammt unpassender Moment für einen
Streik, aber er hat wohl auch sein Gutes; mich hast du hier erwischt, weil mein
Flug auch ausgefallen ist.«
    »Dann kannst du auch nicht von deiner
Insel weg.« Ich lachte und hörte selbst den hysterischen Unterton.
    »Natürlich kann ich hier weg. Sag mir
eins: Gibt es irgendwo in deiner Nähe einen kleinen Flugplatz?«
    Ich wandte mich an Regina. »Er will
wissen, ob es hier irgendwo in der Nähe einen kleinen Flugplatz gibt.«
    »Esperance, drüben bei Grand Case. Aber
daran wird ihr Mr. Schechtmann auch gedacht haben.«
    »Elast du gehört?« fragte ich Fly.
    »Ja. Frag sie nach einer Landebahn —
irgendwas, wo ich eine kleine Maschine runterbringen kann.«
    »Eine Landebahn, Regina? Irgendwas?«
    Sie überlegte. »Ein Mann, den ich kenne
— kein richtiger Freund, aber jemand, dem ich vertraue — lebt auf einer
ehemaligen Zuckerrohrplantage, auch in der Nähe von Grand Case. Der Vorbesitzer
war Sportflieger und hat eine Landebahn angelegt; vielleicht ist sie ja noch
benutzbar.«
    Hy sagte: »Bitte sie, es
herauszufinden. Wenn ja, soll sie nach der genauen Lage in Relation zu
Esperance fragen und nach ein paar markanten Punkten. Ich rufe so in einer
Viertelstunde zurück und checke solange die Möglichkeiten, eine Maschine zu
mieten.«
    »Okay.« Ich gab ihm Reginas Nummer und
streckte ihr dann das Telefon hin.
    Sie telefonierte des längeren auf
französisch mit ihrem Bekannten und machte sich Notizen auf einem Block. Als
sie wieder aufgelegt hatte, sagte sie: »Die Landebahn ist in schlechtem
Zustand, aber Marcel meint, ein guter Pilot könnte dort landen. Er ist bereit,
uns zu helfen, und er hat mir die markanten Punkte durchgegeben. Starten müssen
Sie allerdings bei Tageslicht — zu riskant im Dunkeln. Ist das ein Problem?«
    »Nein, Hy sucht gerade ein
Mietflugzeug.«
    Wir lehnten uns zurück, um auf seinen
Anruf zu warten. Er kam mit fünfzehn Minuten Verspätung, aber dafür hatte Hy
gute Nachrichten. »Ich habe eine Cherokee Hundertachtzig. Sie kostet ein Vermögen,
aber das zahlt ja RKI. Gibt es eine Landebahn?«
    »Ja.« Ich nahm Reginas Notizen zur Hand
und schilderte ihm den Zustand.
    »Kinderspiel. Lage?«
    Ich beschrieb sie ihm und gab ihm die
markanten

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