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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Francisco.«
    »Gut. Wo ist dein Freund? Immer noch
nicht da?«
    »Er kam heute morgen ganz früh und
bringt jetzt gerade die Cherokee nach Santo Domingo zurück.«
    »Nett von ihm.«
    »Er schuldet mir einen Gefallen.«
    »Wie Cam Connors.«
    Hys Kiefermuskeln spannten sich.
»Verderben wir uns diesen wunderbaren Morgen nicht damit. Also, was ist? Willst
du mit?«
    »Ich glaube nicht. Ich möchte Renshaw
anrufen, um ihm zu sagen, daß alles okay ist, und ich warte auf einen Rückruf
von Mick.«
    Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Ich schüttelte den Kopf und deutete auf
Habiba; sie starrte ins Wasser, schien aber aufmerksam zuzuhören.
    »Okay, wie du willst. Wir sind so in
zwei Stunden wieder da.« Er stand auf und streckte der Kleinen die Hand hin.
»Auf geht’s, Matrose.«
    Ich sah ihnen nach, wie sie über den
Steg zurückgingen und dann am Strand zu einem alten Boot mit Außenbordmotor
stapften, das unter einer Gruppe Mangroven auf dem Sand lag. Dann stand ich auf
und ging ins Haus.
     
    Ich war wieder draußen auf dem Steg,
als sie zurückkamen. Habiba hatte einen neuen breitkrempigen Strohhut auf, der
eher meine Größe war als ihre; ihr Gesicht darunter war sonnenverbrannt und
erschöpft. Hy sah nicht viel besser aus. Habiba winkte mir zu und trottete zum
Haus. Hy kam mit einer Einkaufstüte den Steg entlang.
    »Alles okay mit ihr?« fragte ich, als
er sich neben mich setzte.
    »Sie ist nur müde. Ich habe sie
reingeschickt, ein Mittagsschläfchen machen.«
    »Und wie geht’s dir?«
    »Ging schon besser.«
    »Fiebrig?«
    »Bißchen.« Er tätschelte mein Knie.
»Keine Sorge, McCone. Es dauert nur, bis die Tabletten wirken.«
    Das genau beunruhigte mich ja, aber ich
sagte nur: »Du solltest besser zu deinem Hausarzt gehen, sobald wir daheim
sind. Was ist da in der Tüte?«
    »Frische Klamotten für euch beide. Wir
waren noch eben im Marathon.«
    Ich öffnete die Tüte und kramte den
Inhalt durch. Die Größe der Jeans, T-Shirts, leichten Stoffjacken und
Turnschuhe stimmte. »Danke. Das war ein gutes Werk.«
    »Bitte. Habiba hat mir beim Aussuchen
geholfen; sie war sehr wählerisch bei deinen Sachen.«
    »Komisches Kind. Ich habe sie heute
morgen mit dir reden sehen. Hat sie dir von ihrer Mutter erzählt?«
    »Ja. Die Kleine ist in den letzten
Tagen durch die Hölle gegangen.«
    »Hat sie gesehen, was mit Mavis
passiert ist?«
    »Nein. Sie war unter Deck in der
Hauptkajüte, aber sie hat Schechtmann und ihre Mutter kurz vor dem Ablegen
streiten hören. Sie hat einen dumpfen Schlag gehört, dann war alles ruhig, und
kurz darauf kam Schechtmann runter und erklärte ihr, Mavis habe ihre Meinung
geändert und wolle doch nicht mitkommen. Das hat Habiba in Panik versetzt, und
sie wollte zurück an Land, aber Schechtmann sagte, es sei zu spät, und schloß
sie in der Bugkajüte ein. An dem Punkt hat sie wohl geahnt, was passiert war,
aber sie wollte es nicht glauben.«
    »Inzwischen weiß sie es aber.«
    »Schechtmann hat es ihr gesagt, als sie
auf Jumbie Cay waren. Er hat ihr erklärt, es sei ein Unfall gewesen.«
    »Klingt eher nach Mord.«
    »Ja, und Habiba ist eine potentielle
Zeugin. Das erklärt, warum der gute Onkel Klaus sie nicht von der Insel lassen
wollte — und warum er vermutlich alles daransetzen wird, sie wieder
zurückzuholen. Hast du mit Renshaw gesprochen?«
    »Ja. Ich wußte die Flugnummer nicht,
deshalb müssen wir ihn noch mal anrufen und ihm unsere Ankunftszeit durchgeben,
wenn wir in Miami zwischenlanden. Zu Hause schickt er uns einen Wagen zum
Flughafen. Ich habe auch mit Greg Marcus telefoniert.« Ich erklärte ihm die
Sache mit Adah. »Ich warte immer noch auf Micks Rückruf. Er checkt ein paar
Daten für mich, und wenn dabei das herauskommt, wovon ich vermute, daß es
herauskommen wird, weiß ich schon mehr über das Motiv des Bombers.«
    »Ach?«
    »Ja, aber ich möchte nicht drüber
reden, ehe ich mir nicht sicher bin.« Ich sah auf meine Armbanduhr. »Er braucht
ganz schön lange.«
    »Warum rufst du ihn nicht an?«
    »Nein, wir sind ja heute nacht wieder
in San Francisco. Das ist noch früh genug.«
     
    Um fünf Uhr hatte ich Kopfschmerzen von
der Hitze, die im Flughafen von Key West herrschte. Um mich davon abzulenken,
widmete ich mich Habiba, während Hy das Einchecken übernahm. Als ich Habiba aus
ihrem Mittagsschlaf geweckt hatte, hatte sie eng zusammengekrümmt auf dem Bett
im Zimmer neben unserem gelegen; jetzt sah sie aus, als wollte sie sich am
liebsten gleich wieder auf

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