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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sehr wahrscheinlich, es
sei denn, Sie verlegen sich auf Channeling.«
    »Wir wissen nicht, ob Mrs. Hamid tot ist.
Aber selbst wenn, bin ich immer noch verpflichtet, die Interessen Azads zu
wahren. Ich werde alles weitere mit Botschafter Jalil...«
    »Ach, reden Sie kein Blech, Gage! Es
ist ein bißchen spät, um sich um das Image der Azadis zu sorgen. Es sind
Menschen umgekommen. Ihre Leute sind umgekommen. Es ist höchste Zeit, alles
offenzulegen. Wir müssen uns mit Parkhurst zusammensetzen und ihm alles sagen;
ich muß Ihnen und ihm erzählen, was ich herausgefunden habe.«
    Renshaws Augen wurden schmal, und seine
Nasenflügel weiteten sich. Er neigte sich nach vorn, das Gewicht auf den
Fußballen, und bohrte den Zeigefinger in meine Schulter, während er sagte: »Das
Maß ist voll, Sharon. Sie werden mir die kleine Hamid bis spätestens sechs Uhr
übergeben.«
    Ich entzog mich seinem bohrenden Finger
und funkelte ihn ebenso wütend an wie er mich. »Den Teufel werde ich.«
    »Tun Sie, was ich sage, wenn Sie sich
Ärger ersparen wollen.«
    »Ärger?«
    »Ich sage nur das eine Wort —
Kindesentführung.«
    »Tja, Gage, ich sage auch nur das eine
Wort — Beihilfe.«
    »Ich habe Sie nie autorisiert...«
    »O doch, das haben Sie.«
    »Es gibt keine Zeugen, nichts
Schriftliches.«
    »Aber wie Sie schon sagten, RKI hat
bezahlt: meinen Flug und Spesen, Habibas Rückflugticket und Mietkosten für die
eine oder andere Maschine. Sie haben Habibas Paß per Kurier geschickt. Ich habe
Ihnen dauernd Bericht erstattet; auf meiner Telefonrechnung werden die
Kreditkartengespräche erscheinen.« Er setzte an, etwas zu sagen, aber ich zog
mein As aus dem Ärmel. »Und außerdem war Ihr Partner Ripinsky auf dem ganzen
Rückweg mit uns zusammen.«
    Er schwieg.
    »Gage«, fuhr ich fort, »da ist vieles,
was Sie nicht wissen. Lassen Sie mich erzählen, was ich...«
    »Nein, Sharon. Ende der Diskussion.
Meinetwegen weigern Sie sich, mir die Kleine zu übergeben, wenn es irgendein
perverses Machtbedürfnis bei Ihnen befriedigt. Aber ich bezweifle, daß Sie sich
einem Ersuchen von Botschafter Jalil widersetzen können — vor allem, wenn das
Außenministerium dem Nachdruck verleiht.« Er wandte sich ab und stapfte davon.
    Ich sah ihm nach, kochend vor Wut.
»Perverses Machtbedürfnis, meine Fresse«, knurrte ich. Soviel zu meinem
Vorsatz, RKI und der Sonderkommission mitzuteilen, was ich wußte. Zum Teufel
mit ihnen allen.
    »Wie bitte?« fragte eine Stimme hinter
mir.
    Ich drehte mich um. Craig Morland.
»Nichts!« fauchte ich. Morland wich einen Schritt zurück.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Falls Sie
Parkhurst suchen — ich weiß nicht, wohin er gegangen ist.«
    »Macht nichts. Ich bin fürs erste hier
fertig.«
    Ich sah mich nach Mick um, konnte ihn
aber nirgends entdecken. Auch egal; früher oder später würde er schon im Büro
auftauchen. Morland stand immer noch neben mir. Er sah aus, als ob er etwas
sagen wollte, aber Angst hätte, ich könnte ihm den Kopf abreißen. Ich mußte
nett zu ihm sein; er war jetzt meine einzige Verbindung zur Sonderkommission.
    »Craig«, sagte ich, »Sie sehen aus, als
könnten Sie einen Drink vertragen. Darf ich Ihnen einen spendieren?«
     
     
     
     

26
    Eine Stunde später saßen Morland und
ich noch immer in der Sitznische im rückwärtigen Teil eines dunklen
mexikanischen Restaurants in der Motelmeile an der Lombard Street.
Normalerweise kann ich ja nichts essen, wenn ich durcheinander und deprimiert
bin, aber die Ereignisse dieses Tages — in Kombination mit den Entbehrungen der
letzten Reisetage — hatten genau den umgekehrten Effekt gehabt. Ich hatte
bereits Huveos Ranchero mit Bohnen und Reis, zwei Dos Equiis und einen
unanständigen Haufen Chips mit Salsa verdrückt. Craig hatte ein paar Chips
geknabbert und zwei Margaritas getrunken. Jetzt hatte er gerade die dritte in
Arbeit.
    »Ich war oft hier, als ich noch bei der
Außenstelle in San Francisco war, damals in den achtziger Jahren«, sagte er mit
Grabesstimme.
    Ich wappnete mich für eine weitere
Portion seiner Lebensgeschichte. Trotz meiner wiederholten Versuche, ihn zu dem
Diplobomber-Fall zu befragen, hatte er das Gespräch immer wieder auf seinen
beruflichen Werdegang zurückgelenkt. Ohne wirklich etwas über sich selbst zu
sagen, hatte er mir von seiner Zeit beim New Yorker Bombenkommando, seinem
Jurastudium an der Columbia-Universität, seinem ersten und einzigen Anwalts] ob
als Pflichtverteidiger in Brooklyn und seinem

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