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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Es gibt irgendeinen Auslöser in ihrem Leben — einen
Schock, einen Verlust oder auch einfach nur den unwiderstehlichen Drang, gegen
die gültigen Normen zu verstoßen. Nach und nach verändert sich ihr Verhalten,
und sie entfernen sich immer weiter von dem, was gesellschaftlich üblich ist,
bis sie schließlich von all den Emotionen frei sind, die Menschen üblicherweise
empfinden: Schuldgefühle, Mitleid, Reue, Mitgefühl, ja, sogar Liebe. Am Ende
bleibt nur noch eine einzige Emotion: die Angst, erwischt zu werden. Ich nehme
an, Sie kennen diese Angst. Ich ebenfalls. Wir wissen beide, was nach einer gewissen
Zeit daraus folgt.«
    Ich mußte an das immense Hochgefühl
denken, das mich in dem Straßencafe in Marigot überkommen hatte — ehe ich Cam
Connors ausgetrickst und Habiba von Jumbie Cay weggeholt hatte. Eine
Rauschdroge — nützlich, wenn man klugen Gebrauch davon machte, gefährlich, wenn
man die Kontrolle darüber verlor. »Angst kann zum Mittel werden, sich seine
Kicks zu verschaffen.«
    »Genau. Und heute abend holt sich unser
Mann den absoluten Superkick.«
    Ich musterte diesen bieder wirkenden
FBI-Mann, überrascht, hinter seiner konservativen Fassade eine verwandte Seele
zu entdecken. Adah könnte es weit schlechter treffen; genau wie Hy kannte und
akzeptierte auch Craig die dunkle Seite in uns allen.
    2 Uhr 44.
    Es war jetzt ganz still im Raum. Das
Aufflammen eines Feuerzeugs ließ mich zusammenfahren; ein Husten brachte mein
Herz zum Rasen. Die Spannung verband uns alle wie ein komplexes Stromnetz. Ich
glaubte mir einzubilden, daß sich die Haare auf meinen Armen sträubten, sah hin
und merkte, daß sie es tatsächlich taten. Noch immer 2 Uhr 44.
    Komm schon.
    2 Uhr 44.
    Los jetzt.
    2 Uhr 44... 2 Uhr 44... 2 Uhr 45.
    Das akustische Signal des Mac war
verblüffend verspielt für ein so prosaisches Gerät. Wörter erschienen auf dem
Schirm.
    GUTEN MORGEN, MS. MCCONE. SIE GLAUBEN
ZU WISSEN, WER ICH BIN, STIMMT’S?
    Ich starrte auf die Botschaft, als
könnte ich irgendwie sein Gesicht darin erkennen.
    »Was wollen Sie sagen?« half mir
Morland nach.
    »...Schreiben Sie ›Ich habe keine
Ahnung. Warum wollen Sie mit mir reden?‹«
    Morland tippte und drückte die
Eingabetaste. Die Antwort kam unverzüglich.
    ZU IHRER AUSSAGE: SIE LÜGEN. ZU IHRER
FRAGE: ICH DACHTE, SIE WÜRDEN SPASS DRAN HABEN, SICH MIT MIR ZU MESSEN. WISSEN
SIE, WO DAWUD HAMID IST?
    Direkt zum Kern der Sache. »Wo er vor
einer Stunde war. Ich habe mit dem Mann gesprochen, bei dem er wohnt.«
    DAS REICHT NICHT. WO IST ER JETZT?
    Ich schnippte mit den Fingern und
zeigte auf das Telefon. »Geben Sie mir einen Moment Zeit, dann finde ich es
heraus.«
    Morland schob mir das Telefon hin, ehe
er meine Antwort eingab. Ich wählte die Nummer des Handys, das Mick sich
geborgt hatte. Er meldete sich mit aufgeregter Stimme.
    »Gott sei Dank rufst du an, Shar! Hat
er...«
    »Ich muß wissen, wo Hamid steckt, Mick.
Ist er noch dort im Bungalow?«
    »Nein. Als ich ankam, war Newtons Wagen
weg, und das Haus schien leer. Aber ich habe den Anrufbeantworter im Büro
abgehört. Blanca Diaz hat angerufen; Hamid ist bei ihr zu Hause.«
    »Wieso das?«
    »Ich vermute, Newton hat ihn zu
Ronquillos Wohnung gebracht; er ist so um zwei betrunken dort angekommen und
hat sich die ganze Zeit über den Bombenanschlag ereifert. Ronquillo wollte ihn
nicht dableiben lassen, also hat Leila Blanca gebeten, ihn in ihre Wohnung in
der Mission Street mitzunehmen. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.«
    »Okay, Mick, ruf Blanca an und sag ihr,
sie soll ihn nicht aus den Augen lassen und niemand anderem übergeben als mir.
Sieh zu, daß du so schnell wie möglich hinkommst, damit du ihr helfen kannst,
falls er sich davonmachen will.«
    »Geht in Ordnung.«
    Ich legte auf und sagte zu Morland:
»Sagen Sie ihm, ich habe Hamid geortet.«
    SO SCHNELL? NICHT SCHLECHT. DANN KÖNNEN
SIE MIR JA BESTIMMT HELFEN — UND IHRER FREUNDIN VON DER POLIZEI EBENFALLS.
    »Wie?«
    NICHT SO HASTIG, MS. MCCONE. VERSUCHEN
SIE, DAS GANZE ZU GENIESSEN. SO WIE ICH.
    »Ich mache mir Sorgen um Adah Joslyn.«
    IHRER FREUNDIN GEHT ES GUT, WENN SIE
AUCH EIN BISSCHEN FREUNDLICHER IM UMGANG SEIN KÖNNTE. ICH BIN WILLENS, SIE
GEGEN DAWUD HAMID AUSZUTAUSCHEN.
    Ich sah Parkhurst an. Er nickte.
    »Einverstanden«, sagte ich. Morland gab
das Wort rasch ein.
    ICH MAG ENTSCHEIDUNGSFREUDIGE FRAUEN.
ABER WIRD DAS FBI DEM GESCHÄFT ZUSTIMMEN?
    »Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
    IHNEN TRAUE ICH, ABER DENEN

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