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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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nicht, ob sie azadische
Staatsbürger sind, aber formal leben sie auf azadischem Grund und Boden.«
    »Sehr formal — der Grundsatz der
Exterritorialität diplomatischer Vertretungen wird von den Gerichten nicht
immer anerkannt. Und außerdem sollten ihre formalen Rechte nicht über die
Sicherheit der beiden gehen. Vielleicht muß ihr mal jemand ein paar harte
Fakten beibiegen —wie hilflos Mavis ist, zum Beispiel. Und was für häßliche
Dinge eine Bombe einer Neunjährigen antun kann!«
    »Sharon, beruhigen Sie sich. Ich werde
versuchen, sie zur Vernunft zu bringen, wenn ich das nächstemal dort bin.
Kommen Sie denn in der Sache irgendwie voran?«
    Ich antwortete nicht sofort; der Zorn
hatte mir die Sprache verschlagen. Die Situation im Konsulat war unhaltbar.
Irgendwie mußte man Malika Hamid doch klarmachen können, daß es dringend nötig
war, Mavis und Habiba an einen sicheren Ort zu schaffen; irgendwie mußte man
sie doch dazu bringen können, die Sonderkommission von den früheren Schreiben
des Bombenlegers zu unterrichten.
    »Sharon?« Renshaw war ungeduldig.
    »Ich muß Sie persönlich sprechen. Wann
kommen Sie wieder hierher?«
    »Nicht vor Dienstag. Morgen stecke ich
den ganzen Tag in Besprechungen mit einem wichtigen Klienten in Irvine.«
    »Dienstag ist vielleicht schon zu spät.«
    »Dann kommen Sie runter. Um sieben Uhr
morgens geht ein Flug von San Francisco, Ankunft John Wayne acht Uhr zwanzig.
Ich spendiere Ihnen ein Frühstück am Flughafen.«
    Schreckliche Tageszeit. »Alles klar.
Bestellen Sie mir schon mal einen Kaffee, wenn Sie da sind.«
    Als ich auflegte, sagte Adah: »Und?«
    »Wir reden morgen nachmittag weiter. Wo
ist dein Branchentelefonbuch?«
    »Bücherregal im Wohnzimmer.«
    Ich ging rein, blätterte kurz herum und
buchte einen Flug. Dann rief ich Mick an.
    »Wird auch Zeit, daß du wieder da
bist«, sagte er. »Ich habe versucht, dich in Bootlegger’s Cove anzurufen, um
dich zu warnen, aber Hy hat gesagt, du bist schon früher abgefahren. Wo warst
du denn?«
    »Mich wovor zu warnen?«
    »Jemand ist in deinem Haus gewesen,
während du weg warst. Auf dem Wohnzimmertisch standen eine leere Weinflasche
und eine offene Flasche Bourbon. Auf dem Boden lag ein zerbrochenes Glas. Und
es sah aus, als hätte jemand auf deinem Sofa genächtigt.«
    »Keine Sorge.« Ich sah Adah an, die mir
hinterhergekommen war. »Es war nur eine harmlose Einbrecherin mit einem Hang
zum Alkoholismus.«
    Die Einbrecherin funkelte mich wütend
an.
    Ich sagte zu Mick: »Schnapp dir
Bleistift und Papier, ja? Und notiere folgende Liste.« Ich kehrte Adah den
Rücken zu und gab ihm leise durch, was ich aus den Zeitungsarchiven
herausgesucht haben wollte; es war eine lange Liste, und ich ergänzte sie
unterwegs noch. »Ich möchte, daß du morgen früh als erstes Charlotte Keim bei
RKI anrufst und sie bittest, sich gleich drum zu kümmern.«
    »Shar, wieso kann ich das nicht
machen?«
    »Wir können unsere übrigen Klienten
nicht hängenlassen, nur weil ich mir zuviel aufbürde. Ich verlasse mich drauf,
daß du den Laden am Laufen hältst.«
    Er protestierte nicht weiter, las mir
lediglich die Liste noch einmal vor und sagte mir gute Nacht. Ich legte auf und
wandte mich Adah zu. Sie machte wieder ein mürrisches Gesicht, fand sich aber
bereit, mich heimzufahren. Als sie mich vor meinem Haus absetzte, konnte sie
sich jedoch eine kleine Spitze zum Abschied nicht verkneifen: »McCone, wenn du
dir Fünfundfünfzig-Dollar-Weine leisten kannst, solltest du wirklich mal in
Erwägung ziehen, dir einen besseren Bourbon zu kaufen.«
    Ich schlug nicht zurück. Das würde sich
von selbst erledigen, wenn sie heimkam und merkte, daß ich ihre Pistolen an
mich genommen hatte.
     
    Am John-Wayne-Flughafen standen Palmen
mitten in der Halle. Eine Freundin, die im nahe gelegenen Newport Beach wohnte,
hatte mir erzählt, sie seien einbalsamiert. Wörtlich zu nehmen. Wie das genau
funktionierte, wußte sie nicht, aber die Bäume wirkten absolut natürlich, und
es war eine gespenstische Vorstellung, daß sie keine einzige lebende Zelle
enthielten.
    Eine weitere Merkwürdigkeit dieses
Flughafens bestand darin, daß ihn niemand bei seinem offiziellen Namen nannte.
Die Leute von der Flugreservierung, der Mann im Ticket-Büro droben in San
Francisco und die hier beheimatete Crew nannten ihn alle nur Santa Ana. Ich
grübelte darüber nach, während ich das Restaurant suchte, und kam zu dem
Schluß, daß sie wohl etwas dagegen hatten, daß der

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