Ein wilder und einsamer Ort
noch auf
ein paar Drinks geblieben, und als ich heimkam, wartete Fig Newton auf mich.«
»...Fig Newton?«
»Sein richtiger Name ist Langley, aber
wer will schon so genannt werden? Der Spitzname klingt doch viel besser.«
Ich hatte keinen Tropfen getrunken,
fühlte mich aber, als hätte ich die ganze Zeit mit ihr mitgehalten. »Wer ist
das?«
»Er war der Geschäftsführer vom Glücksspiel. Idiotischer Name für ein Restaurant, finden Sie nicht? Speed hielt sich für
besonders clever, und was ist passiert? Na, jedenfalls, Fig hat mir alles
erzählt.«
»Und zwar...?«
»Während ich einen rundum netten Tag
verbracht hatte, hatte Speed das Restaurant an einen seiner Spielerfreunde
verkauft, die Wohnung an einen anderen verscherbelt, unsere sämtlichen
Bankkonten leer geräumt und sich ins Flugzeug nach Miami gesetzt. Fig war an
dem Morgen wie üblich ins Restaurant gegangen. Speed schickte ihn nach Oakland,
irgendwas erledigen, und als er wiederkam, machte der neue Eigentümer gerade
Bestandsaufnahme. Er hatte alle Leute aus der Telefonzentrale im Obergeschoß an
die Luft gesetzt, die Leitungen rausgerissen und das Restaurantpersonal
gefeuert, und jetzt feuerte er Fig. Und er erzählte Fig den ganzen Rest: von
der Wohnung, den Konten, dem Flug nach Miami.«
»Haben Sie versucht, Ihren Mann in
Florida ausfindig zu machen?«
»Natürlich, aber es war zu spät, er war
weg, und mit ihm jeder Cent, den wir besaßen.«
»Und Dave Hamid? Haben Sie ihn danach
noch gesehen?«
Sie lachte zynisch. »O nein, Dave war
viel zu sehr damit beschäftigt, sich bedeckt zu halten.«
»Hat ihn die Polizei vernommen?«
»Keine Ahnung. Kann sein, daß sie’s
versucht haben, aber es hat ihnen bestimmt nicht viel gebracht. Dave genoß
diplomatische Immunität, er konnte nicht strafrechtlich verfolgt werden,
brauchte nicht mal vor der Anklagejury auszusagen. Deshalb hat Speed ihn ja
überhaupt mit ins Geschäft hineingenommen. Hat ihm allerdings nichts genützt.
Sie wissen, daß sie Speed immer noch mit einem Haftbefehl suchen?«
»Ja. Wie kommt es, daß von Hamids
Verwicklung in die Geschichte überhaupt nichts in die Medien gedrungen ist?«
»Kennen Sie seine Mutter?«
»Ja.«
»Tja, ich hatte auch die Ehre, sie
kennenzulernen. Einer der langweiligsten Abende meines Lebens: Dinner in dieser
gräßlichen Botschaft, ihr ewiges Gerede über internationale Beziehungen, als ob
das irgendwen interessierte. Diese Frau ist stinkreich, ich bin sicher, sie hat
der Presse das Maul gestopft, fragen Sie mal in der Diplomatenszene nach, wie
so was funktioniert.«
Von oben rief eine Stimme: »Leila! Der
Wein ist alle!«
Leila schnippte mit den Fingern. »Wein,
Blanca. Oder noch besser: Bring ihnen Champagner.«
Ich spürte eine leise Bewegung hinter
mir, als das Mädchen seinen Posten verließ.
»Sehr aufmerksam, Ihre Blanca«, sagte
ich.
»Eine echte Perle.« Sie lächelte
verlogen.
Ich hatte schon öfter Leute wie Leila
Schechtmann und ihre Freundinnen getroffen, aber Gott sei Dank nie viel mit
ihnen zu tun gehabt. Wenn ich Glück hatte, brauchte ich mich auch mit Leila
nicht mehr lange abzugeben. »Dieser Fig... Langley Newton, wissen Sie, wo ich
ihn finden kann?«
»Was wollen Sie denn von Fig?«
»Von ihm hören, was an dem Tag abgelaufen
ist, an dem Ihr Mann sich abgesetzt hat.«
»Verstehe.« Sie legte die Stirn in
Konzentrationsfalten. »Irgendwer hat gesagt... Sandy vielleicht? Ja, Sandy hat
gesagt, daß er ihn irgendwo gesehen hat. Wo doch gleich? South Beach? Nein, zu
edel. War wohl eher südlich der Market Street, aber nicht im besseren Teil.«
Blanca schleppte zwei
Magnum-Champagnerflaschen in Eiskübeln durchs Zimmer und erklomm, vorsichtig
balancierend, die Wendeltreppe. Oben empfingen sie Gejohle und Applaus.
»Mrs. Schechtmann...«
»Leila.«
»Leila, dieser Morgen, ehe Ihr Mann...«
»...mich auf niederträchtige Art
beraubt und verlassen hat.«
»Ja. War das das letztemal, daß Sie
Kontakt mit ihm hatten?«
Ihr Gesicht verschloß sich. »Warum?«
»So weit ich weiß, war er noch ein
paarmal wieder...«
Männerstimmen drangen aus der Diele
empor. Mrs. Schechtmanns Kopf fuhr herum, und ihre Züge belebten sich. Die
Stimmen kamen die Treppe herauf. Leila schüttelte die Decke ab, und als die
Männer oben angelangten, reckte sie sich wieder, wie sie es vorhin vor ihren
Freundinnen getan hatte.
Sie waren zu dritt: Hispanos,
gutaussehend, teuer gekleidet. Sie begrüßten Leila Schechtmann, als wäre
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