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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Autogramms und der Kassette
für Blanca Bescheid zu sagen. Er meinte, er werde es gleich erledigen und dann
für heute Feierabend machen. »Nichts los — weder hier noch auf den Bulletin
Boards. Es hat noch nicht mal jemand für dich angerufen.«
    »Was? Keine Botschaft von Adah Joslyn?«
    »Gott sei Dank nicht.«
    »Komisch.« So wie sie mich gestern
abend wegen der Azadis gelöchert hatte, hatte ich eine ganze Salve Anrufe
erwartet.
    Dann wählte ich die Nummer von
Charlotte Keims Apparat bei RKI. »Irgendwas gefunden?« fragte ich.
    »Nein, dieser Hamid ist wirklich eine
harte Nuß.«
    »Na gut, legen Sie ihn erst mal auf
Halde. Sind Sie willens, noch ein Überstündchen einzulegen?«
    »Klar. Was brauchen Sie?«
    »Die aktuellen Adressen von zwei
Personen: Langley Newton alias Fig Newton und Chloe Love. Sie haben beide im Glücksspiel gearbeitet, er als Geschäftsführer, sie als Küchenchefin.«
    »Ich mache mich gleich dran. Sonst noch
was?«
    »Hat Renshaw angerufen?«
    »Ja, hat er Sie noch nicht erreicht? Er
ist im Konsulat; hier ist die Nummer, unter der Sie anrufen sollen.«
    Als ich Renshaw an der Strippe hatte,
sagte er, ich müsse mich einen Moment gedulden, er werde zurückrufen. Ich
blieb, wo ich war, und sah zu, wie Nebelschwaden von der Bay hereindrifteten,
um dem schönen Frühlingswetter der letzten paar Tage ein Ende zu machen. Die
Dämmerung würde früh hereinbrechen, und es würde ein kalter Abend werden —
gerade richtig, um es mir mit Hy vor meinem Kamin gemütlich zu machen. Der
Gedanke war ungeheuer verlockend, aber eine innere Unruhe trieb mich, noch
weiter am Ball zu bleiben.
    Das Telefon surrte. Renshaw. Bis jetzt,
sagte er, sei noch keine Lösegeldforderung eingegangen.
    »Es wird auch keine eingehen«, erklärte
ich.
    »Sie sehen die Sache genauso wie ich.«
    »Mrs. Hamid war viel zu cool. Wenn sie
die Entführung nicht selbst inszeniert hat, weiß sie zumindest, wer es war, und
sie ist nicht besorgt. Was hat sie getan, seit Sie da sind?«
    »Aus dem Fenster der Bibliothek in den
Garten gestarrt. Und was tun Sie?«
    »Einer Spur nachgehen. Sind Sie noch
eine Weile dort?«
    »Ich bleibe hier, bis sich die Sache
auf die eine oder andere Weise geklärt hat.«
    Die nächste auf meiner Telefonliste war
Adah Joslyn. Ihr Anrufbeantworter versprach mir, sie werde mich zurückrufen.
Und zuletzt: Greg Marcus. Er war in seinem Büro, und er bestätigte mir, daß er
nichts über Dawud Hamid und die anderen Azadis gefunden hatte. Ich bat ihn,
dieselben Checks zu Klaus und Leila Schechtmann, Sandy Ronquillo, Langley
Newton und Chloe Love durchlaufen zu lassen. Er grummelte der Form halber, aber
ich merkte, daß er neugierig genug auf die Ergebnisse war, um die Sache zügig
zu erledigen.
    Dann kam mir noch eine Idee. Ich
fragte: »Siehst du deine Chefköchin heute noch?«
    »Später, ja.«
    »Könntest du sie fragen, ob sie
irgendwas über Chloe Love weiß, wo sie doch beide der kulinarischen Elite
dieser Stadt angehören?«
    Greg versprach, mich anzurufen, falls
Lynda etwas wüßte.
    Ich wollte gerade den Motor anlassen,
als das Telefon wieder surrte. Charlotte Keim sagte: »Ich habe Ihr Herzchen
gefunden.«
    »Was?«
    »Fig Newton. Er wohnt in Brisbane.«
    »Wie haben Sie das so schnell
rausgekriegt?«
    »Telefonbuch.«
    »Oh«, sagte ich matt. Ich hatte mich
schon so daran gewöhnt, Hilfskräfte mit allem technischen Schnickschnack zur
Verfügung zu haben, daß ich gar nicht mehr auf die Idee kam, selbst einen
Finger zu rühren.
    Charlotte Keim nannte mir eine Adresse
an der Manzanita Lane. »Das ist eins von diesen kleinen Sträßchen auf dem San Bruno
Mountain«, setzte sie hinzu. »Direkt am County Park. Sie nehmen am besten den
Bayshore Boulevard, biegen dann rechts in die San Bruno Avenue und fahren immer
bergauf. Von da an sind Sie auf Ihre Findigkeit angewiesen.«
     
    Ich war allerdings auf meine Findigkeit
angewiesen; selbst mein Rand-McNally-Straßenverzeichnis half mir nicht weiter.
Die Straßen wanden sich in Kurven und Serpentinen den buckligen Hügel hinauf,
kreuzten und gabelten sich und kreuzten sich wieder. Als ich mich dem freien
Stück zwischen Brisbane und Daly City näherte, wurden sie zu schmalen,
eukalyptusbeschatteten Sträßchen, gesäumt von rustikalen Behausungen. Nebel
verhüllte den Gipfel des Hügels und senkte sich langsam tiefer herab. Im Osten
glitzerte die Bay noch immer unter blauem Himmel.
    Ich bog nach rechts in ein
unbeschildertes Sträßchen ein, kurbelte

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