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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sie
vollständig angezogen, und machten sich daran, ihre Krawatten zu lockern und
ihre Jacketts abzulegen.
    » Queridos «, sagte Leila, »diese
Dame hier ist Detektivin, ich habe ihr schreckliche Dinge über Speed erzählt.
Die anderen sind oben. Wir hatten einen wundervollen Nachmittag in der Sonne,
und Blanca hat ihnen gerade Champagner raufgebracht.«
    Die Männer warfen desinteressierte
Blicke in meine Richtung und gingen zur Wendeltreppe, wo sie kurz
stehenblieben, um Blanca vorbeizulassen, die ihnen mit einer Ladung leerer
Weinflaschen im Arm entgegenkam.
    Leila wandte sich mir zu. »Der im
grauen Anzug, das ist mein Lover, Sandy Ronquillo. Sehr eifersüchtig, von Speed
mag er gar nichts hören. Bitte, Sie müssen jetzt gehen.«
    »Diese Stippvisiten Ihres Mannes hier
in der Stadt...«
    »Davon weiß ich nichts, ich muß jetzt
wieder zu meinen Gästen. Blanca wird Sie hinausbringen.« Sie bedachte mich mit
einem falschen strahlenden Lächeln, schlüpfte an mir vorbei zur Wendeltreppe,
holte den letzten der drei Männer — der nicht ihr Lover war — ein und griff ihm
spielerisch an den Hintern.
    Ich wartete, bis sie alle oben waren,
und machte mich dann auf die Suche nach Blanca.
     
    Ich fand sie in der Küche — einem
großen weißen Raum, der sein Dreißiger-Jahre-Flair nicht eingebüßt hatte,
sondern nur mittels geschickt in den Original-Einbauten verborgener Geräte
modernisiert worden war. Das einzige Fenster ging auf einen Lichtschacht
hinaus; gefiltertes Sonnenlicht fiel auf die Spüle, wo Blanca gerade die leeren
Flaschen reinigte. Auf der Arbeitsfläche stand ein kleiner Kassettenrecorder,
und sie summte beim Arbeiten den neuesten Country & Western-Hit meines
Schwagers Ricky Savage mit: The Broken Promise Land.
    Ich ließ die Schwingtür hinter mir
zufallen und räusperte mich. Blanca wollte gerade eine Flasche in eine
Plastik-Recycling-Tonne stecken und sah überrascht auf.
    »Mrs. Schechtmann ist wieder bei ihren
Gästen«, sagte ich. »Ich dachte, Sie können mir vielleicht ein paar Fragen
beantworten, die ich mit ihr nicht klären konnte.«
    Das Dienstmädchen sah mich mißtrauisch
an und zuckte dann die Achseln.
    »Gefällt Ihnen der Song?« Ich zeigte
auf den Recorder.
    »Mir gefallen alle Songs von Ricky
Savage. Er ist mein Lieblingssänger.«
    Praktisch. Ich witterte einen
Anknüpfungspunkt. »Meiner auch. Aber ich bin voreingenommen — er ist nämlich
der Mann meiner Schwester Charlene.«
    Freudige Röte überzog Blancas Gesicht.
»Wirklich?«
    »Wirklich. Ich kenne Ricky, seit er
achtzehn war und als Background-Sänger einer miserablen Band durch San Diego
tingelte. Einer ihrer Gigs war ein High-School-Ball, und dort traf er Charlene.
Er blieb da, und nach drei Monaten waren sie verheiratet.« Ich unterschlug, daß
Ricky sie bei ihrem ersten Date geschwängert hatte.
    »Ihre Schwester hat Glück.«
    »In vielerlei Hinsicht. Sie und Ricky
haben eine Menge Geld, genau wie diese Leute.« Ich deutete mit dem Daumen in
Richtung Tür. »Aber sie sind ganz normal geblieben. Keine Trinkerei und keine
Drogen, und sie haben ihre Kinder ordentlich erzogen.« Trag nicht zu dick auf,
McCone. »In diesem Haus läuft einiges nicht gut, was?«
    Blanca drehte sich wieder zur Spüle.
    »Blanca, ich brauche unbedingt ein paar
Informationen über Leilas Ehemann Klaus Schechtmann.«
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Auch nicht, wenn es ein kleines
Mädchen retten könnte, das in ernster Gefahr ist?«
    Sie hielt im Spülen inne. Schüttelte
den Kopf. »Dieser Job ist sehr wichtig für mich.«
    »Ich verspreche Ihnen, daß alles strikt
unter uns bleibt.«
    Just in diesem Moment schmetterte Ricky
die Worte »broken promise land«. Besten Dank, lieber Schwager, dachte ich.
    Die Ironie entging Blanca nicht. Sie
drehte das Wasser ab und wandte sich mir leise lächelnd zu. »Ich weiß ja nicht
mal, ob Sie wirklich mit ihm verwandt sind. Wieso sollte ich Ihnen trauen?«
    »Schauen Sie.« Ich kramte in meiner
Handtasche, zog ein Fotomäppchen heraus und zeigte ihr einen Schnappschuß von
Ricky, Charlene und ihren drei Jüngsten, auf den Fundamenten eines Hauses
sitzend. »Das ist das Haus, das sie gerade in den Hügeln über San Diego bauen.«
    Sie studierte das Foto und schüttelte
dann wieder den Kopf. »Es steht mir nicht zu, über Mr. Schechtmann zu reden.«
    »Wie wär’s mit einem Autogramm von
Ricky und seinem neuesten Album? Ich kann Ihnen eine Kassette, eine
Schallplatte oder eine CD

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