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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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besorgen.«
    »Sie wollen mich wohl bestechen?«
    »Ja, das will ich.«
    »Dann muß es Ihnen wirklich dringend
sein.« Sie zögerte. »Sie sagen, ein Kind ist in Gefahr?«
    »Ja. Die Kleine ist erst neun.«
    Ihr Blick wurde für einen Moment
unsicher, dann sah sie mir fest in die Augen. »Gut. Ich nehme Ihr Angebot an.
Ich möchte bitte die Kassette.«
    »Abgemacht.« Ich kramte wieder in
meiner Tasche und reichte ihr ein Notizbuch, damit sie mir ihren vollen Namen
und ihre Adresse aufschreiben konnte.
    »So«, sagte sie, als sie es mir
zurückgab, »und was wollen Sie dafür von mir?«
    »Leilas Mann, Klaus Schechtmann — oder
auch Speed, wie sie ihn nennt—, war er je wieder hier?«
    Sie nickte. »Zweimal, soweit ich weiß.
Letztes Jahr, ein paar Monate nachdem sie hier eingezogen war, und dann noch
mal im Dezember, in der Woche vor Weihnachten.«
    Also war Schechtmann in der Woche, in
der der Anschlag auf die lybische Handelsmission verübt worden war, hier in der
Stadt gewesen — und vielleicht nicht nur er, sondern auch Dawud Hamid.
Interessant. »Erzählen Sie mir von diesen Besuchen.«
    »Das erstemal war sie sehr böse auf
ihn. Es gab Streit. Dann war Ruhe. Da sind sie im Schlafzimmer gewesen. Das
zweitemal hat sie ihn freundlich empfangen. Mit Kaviar, Champagner und Musik.
Und natürlich war sie wieder mit ihm im Schlafzimmer. Ich mußte das Bett frisch
beziehen, und sie hat mir eingeschärft, daß ich ja Mr. Ronquillo nichts sagen
soll, und zu Weihnachten habe ich eine Extrazulage gekriegt. Ich glaube, ihr
Mann hat ihr Geld gegeben, weil sie die nächsten Monate mehr Sachen gekauft hat
als sonst.«
    »Hat einer von ihnen — Leila oder Speed
— jemals den Namen Dave Hamid erwähnt?«
    »Ich habe diesen Namen das erstemal
gehört, als Sie mit ihr geredet haben.«
    »Vielleicht ein Land namens Azad oder
das azadische Konsulat?«
    »Nein.«
    »Eine gewisse Chloe Love?«
    »Nein.«
    »Einen Mann namens Langley Newton —
oder kurz Fig?«
    »O ja. Fig macht Hilfsdienste für Leila
— bringt den Wagen zum Kundendienst, macht Besorgungen. Sie gibt ihm solche
kleinen Jobs, weil er es im Moment so schwer hat. Er kommt mindestens einmal
die Woche.«
    Mir war doch gleich so gewesen, als
hätte in Leilas Beteuerung, Figs Adresse nicht zu kennen, ein falscher Ton
geschwungen. »Was glauben Sie, warum sie mir gesagt hat, daß sie nicht weiß, wo
er zu erreichen ist?«
    »Vielleicht hatte sie Angst, Sie
wollten ihm etwas tun. Leila mag Fig, einfach so, ohne die üblichen
Mann-Frau-Geschichten.«
    »Wieso?«
    Blanca zuckte die Achseln. »Vielleicht,
weil er zu ihr gekommen ist, damals, als ihr Mann plötzlich weg war, und weil
er ihr alles erzählt hat. Vielleicht, weil Fig nie über sie urteilt. Und Fig
würde ihr niemals weh tun, so wie Mr. Ronquillo. Der hat was Gewalttätiges an
sich, das sieht man oft genug an Leilas blauen Flecken.«
    »Wissen Sie, wo ich Fig finden kann?«
    »Nein, tut mir leid. Seine Mutter ist
letztes Jahr gestorben, und er hat ein Apartmenthaus irgendwo in der City
geerbt, aber er wohnt nicht dort. Irgendwie gibt es Probleme damit, und er will
es verkaufen, wird es aber nicht los. Im Moment wohnt er irgendwo auf der
Peninsula, aber ich weiß nicht genau, wo.«
    »Wissen Sie, wann er das nächstemal zu
Leila kommt?«
    »Ich glaube, er war gestern hier, um
irgendwas zu reparieren, aber ich bin mir nicht sicher, weil gestern mein
freier Tag war. Wenn er das nächstemal kommt, werde ich ihm sagen, er soll Sie
anrufen.« Ich dachte, ich würde Newton schon auf anderem Weg ausfindig machen,
gab Blanca aber dennoch eine meiner Karten. »Würden Sie mich bitte auch
anrufen, falls Schechtmann Leila wieder besucht?«
    Sie nickte und steckte die Karte in die
Tasche ihrer Dienstmädchentracht.
    Die Klingel in einer altmodischen
Rufanlage über der Tür ertönte. Blanca sah auf das Kästchen und seufzte. »Sie
wollen noch mehr Champagner. Nichts zu essen — die Drogen betäuben ihren
Hunger.«
    »Blanca, warum arbeiten Sie noch hier?«
    »Ich werde gut bezahlt, und das Geld
ist nötig, weil meine Tochter studiert. Sie ist an der Universität von Davis
und wird Tierärztin. Wenn sie ihre eigene Praxis aufmacht, gebe ich den Job
hier auf und arbeite bei ihr.« Sie grinste durchtrieben. »Die Arbeit mit Tieren
wird mir bestimmt Spaß machen. Ich habe dann ja schon jede Menge Erfahrung
damit.«
     
     
     
     

12
    Als ich wieder im Auto saß, rief ich
Mick im Büro an und bat ihn, seinem Vater wegen des

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