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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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unter
Sparlings Auge gesehen hatte, das jetzt noch stärker geworden war. Er wußte
irgend etwas über Hamid und Schechtmann, was meinem unguten Gefühl recht gab.
    Sparling sah weg, kaschierte das Zucken
mit den Fingerspitzen.
    »Sie ist neun Jahre alt, Mr. Sparling.
Ein Kind. Ihre Mutter hat schon dran glauben müssen, und sie hat es
wahrscheinlich mit angesehen. Überlegen Sie es sich.«
    Er trat unsicher von einem Fuß auf den
anderen. Dann blieb er still stehen, den Blick nach innen gekehrt. Was er dort
sah, gefiel ihm wohl nicht, das Zucken intensivierte sich. Nach einigen
Sekunden sagte er: »Ich habe zwei Töchter. Fünf Enkelkinder. Was immer Sie von
mir und meinen Geschäften denken mögen — ich bin kein gefühlloser Mensch.«
    »Dann helfen Sie mir.«
    »Sie riskieren Ihr Leben, wenn Sie sich
auch nur in die Nähe dieser Insel wagen.«
    »Ich habe mein Leben schon öfters
riskiert.«
    »Das weiß ich.«
    »Ach?«
    »Sie sind in dieser Stadt nicht ganz
unbekannt, Ms. McCone.«
    »Nein, vermutlich nicht. Also, was ist,
Mr. Sparling? Erklären Sie mir jetzt, wie ich zu Speeds Insel komme?«
    Er dachte noch einen Moment nach, löste
sich dann von der Tür. »Kommen Sie mit in mein Büro. Ich werde es Ihnen
aufschreiben und Ihnen eine Skizze machen.« Er hielt inne, Unsicherheit im
Blick. »Ich hoffe nur, daß Sie nicht das gleiche Schicksal erwartet wie Hamids
Frau.«
     
    Der nächste größere Flughafen im
Umkreis von Schechtmanns Insel Jumbie Cay war der Prinzessin-Juliana-Flughafen
auf St. Maarten. Auf der Fahrt zur Green Street rief ich Mick in seiner Wohnung
an und bat ihn, die Flugmöglichkeiten für mich zu eruieren. Dann hörte ich
meine Anrufbeantworter zu Hause und im Büro ab. Die Botschaften im Büro
betrafen alle nur Routineangelegenheiten, die Mick allein bewältigen konnte.
Auf meinem privaten Anrufbeantworter war nur eine kryptische Botschaft von Adah
Joslyn: »Ich bin durch Zufall auf eine Spur in der Bombersache gestoßen, und
zwar quasi vor der Haustür. Ich gehe der Sache jetzt nach. Ich wollte, du
hättest dir meine Pistolen nicht unter den Nagel gerissen. Rufe dich später
wieder an.«
    Was konnte das heißen?
    Ich wählte Adahs Privatnummer und ließ
das Telefon fünfzehnmal klingeln. Sie mußte vergessen haben, den
Anrufbeantworter anzustellen, bevor sie losgegangen war. Kein gutes Zeichen.
Adah war in solchen Dingen der penibelste Mensch, den ich kannte.
    Mick rief zurück, als ich gerade den MG
in eine Parklücke gegenüber vom RKI-Gebäude manövrierte. Es gab einen
American-Airlines-Flug von Dallas-Fort Worth heute nacht um halb eins; um
sieben Uhr dreißig ging ein Anschlußflug über San Juan nach St. Maarten, der um
fünfzehn Uhr dort war. Ich bat Mick, für mich zu buchen.
    Als ich die Sicherheitssperre in der
Halle des RKI-Gebäudes passierte, trat Renshaw aus dem Lift. Er wirkte
erschöpft, noch zerknitterter als sonst und äußerst schlechtgelaunt.
Offensichtlich hatte er auf mich gewartet; der Pförtner mußte ihn über die
Rufanlage benachrichtigt haben.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«
herrschte er mich an. »Warum haben Sie mich nicht auf dem laufenden gehalten?«
    »Unsere Abmachung lautet, daß ich nur
Bericht erstatte, wenn ich Ihnen etwas zu sagen habe.«
    »Was mich betrifft, ist diese Abmachung
nichtig.«
    Der Wächter starrte uns an; er hatte
Renshaw vermutlich noch nie so wütend gesehen. Ich sagte: »Gage, lassen Sie uns
irgendwohin gehen, wo wir ungestört reden können.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und
stapfte zu dem Flur, an dem der Vorführraum lag. Als wir dort angekommen waren,
knallte er die Tür hinter sich zu und funkelte mich zornig an.
    Ich sagte: »Wir sind beide strapaziert,
aber Brüllen bringt uns keinen verdammten Zentimeter weiter.« Dann erzählte ich
ihm, was ich in den Stunden seit unserem letzten Gespräch herausgefunden hatte.
Ich schloß mit den Worten: »Mein Flug in die Karibik geht um halb eins.«
    »Was zum Teufel wollen Sie dort?«
    »Habiba zurückholen und, wenn möglich,
mehr darüber in Erfahrung bringen, was Dave Hamid mit diesen Bombenanschlägen
zu tun hat.«
    »Sie werden nichts dergleichen tun.
Mrs. Hamid wünscht...«
    »Es ist mir scheißegal, was Mrs. Hamid
wünscht!« Die Wut, die ich mühsam gezügelt hatte, seit ich Mavis Leichnam in
dem eisigen schwarzen Wasser hatte treiben sehen, drohte jetzt mit mir
durchzugehen. Ich riß mich zusammen und sagte ruhiger: »Dieses eine Mal wird
sie ihren Willen nicht

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