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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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kriegen.«
    »Mrs. Hamid ist die Klientin...«
    »Und die Klientin hat nicht immer
recht. Hören Sie, Gage, bisher habe ich mich an Ihre Spielregeln gehalten, aber
jetzt haben wir es mit einer Entführung zu tun und vermutlich auch noch mit
einem Mord.«
    »Das Sheriffs Department hat Mrs. Hamid
gegenüber von einem Unfall gesprochen, und eine Entführung hat es nicht
gegeben. Sie sagen doch selbst, daß sie Schechtmann beauftragt hat, die beiden
wegzubringen.«
    »Ich habe einen Zeugen, der sagt, Mavis
wollte nach Hause und wurde gewaltsam festgehalten. Und nachdem Habiba mit
angesehen hat, wie ihre Mutter umgekommen ist, dürfte sie kaum noch eine
willige Reisegefährtin sein. Aber um noch mal auf das zurückzukommen, was ich
eben sagte: Es wird nicht mehr lange dauern, bis dem Sheriff’s Department von
San Mateo ein paar Dinge auffallen, und dann habe ich viel zuviel Ärger am
Hals, um Ihnen noch irgendwie nützen zu können.«
    »Und Sie meinen, ein kleiner
Karibik-Trip wird Ihre Probleme lösen?«
    »Bleiben wir ernst. Hier geht es nicht
um mich, Gage. Es geht um ein kleines Mädchen, das Sie heute morgen selbst noch
mit allen Mitteln aus dem Konsulat herausholen wollten. Es geht um einen Irren,
der immer weiter tödliche Päckchen abliefert.«
    »Sie werden den Diplobomber-Fall nicht lösen,
indem Sie auf eine Rettungsexpedition verschwinden.«
    »Mag sein. Aber ich wette eins zu zehn,
daß diese Bombenanschläge direkt mit Dave Hamid zu tun haben und mit seiner
Mutter auch! Sie stehen im Zentrum der ganzen Sache. Wenn Sie jetzt den
Wünschen Ihrer Klientin nachgeben, stürzen Sie sie in die Katastrophe. Und ich
wette, daß ich dort unten etwas finde, was beweist, daß ich recht habe.«
    Renshaw sah mich nachdenklich an. »Sie
wetten wirklich zehn zu eins?«
    »Ja.«
    »Ich werde wohl langsam selbst zum Spieler.
Okay, Sharon, wenn Ihnen das Kind so wichtig ist und wenn Sie glauben, daß Sie
dort unten etwas herausfinden, was uns den Fall lösen hilft, dann fliegen Sie
eben hin. Aber unter einer Bedingung: Wenn es klappt, kriegen Sie sämtliche
Spesen und das Zehnfache Ihres Honorars. Wenn nicht, kriegen Sie gar nichts,
und Sie übernehmen gratis neun weitere Jobs für uns.«
    Himmelherrgott, ich und mein großes
Mundwerk! Was war ich für eine hirnverbrannte Idiotin, ihm eine solche Wette
anzutragen, wo ich gerade meine eigene Firma gegründet hatte. Aber mein Stolz
erlaubte keinen Rückzug, nicht vor Renshaw. In der Hoffnung, zuversichtlicher
zu klingen, als ich es war, sagte ich: »Die Wette gilt.«
    Wir besiegelten sie mit einem
Handschlag.
     
    Nachdem ich mit Gage noch vereinbart
hatte, daß er mir entweder Habibas Paß oder einen passenden falschen beschaffen
würde, ging ich Hy suchen. Die Poker-Runde, von der er gesprochen hatte, saß in
einem der Konferenzräume im Obergeschoß. Als er mich sah, legte er sein Blatt
verdeckt auf den Tisch und sagte: »Ich steige aus. Übernimm du meine Chips,
Bruce, okay? Ich hole mir dann später das Geld bei dir.«
    Als er auf mich zukam, fiel mir auf,
daß er blaß war. Aber er grinste munter, als er meinen Arm nahm, und wir gingen
nach draußen auf den Flur. »Wenn du das nächstemal meinst, ich mache mir nicht
genug aus dir«, sagte er, »dann denk dran, daß ich deinetwegen mit einem Paar
Asse auf der Hand ausgestiegen bin. Und? Hat mein Daumendrücken was genützt?«
    »Ja, hat es.« Während wir zu dem Eckbüro
gingen, das er nur selten benutzte, erzählte ich ihm in Kurzfassung von meinen
Aktivitäten an diesem Abend und auch von meiner Wette mit Renshaw.
    »Du lieber Himmel, McCone, ich sollte
dich zu den Anonymen Spielsüchtigen schicken!«
    »Ja, langsam verstehe ich, wie Leute in
so was reingeraten. Aber wie auch immer — ich fliege um halb eins nach St.
Maarten. Willst du nicht mitkommen?«
    »Würde ich gern, aber ich starte morgen
zu dieser Haiti-Aktion.«
    »Schon?«
    »Die Situation spitzt sich zu. Es wäre
unklug, noch länger zu warten.«
    »Na dann, viel Glück.«
    »Danke. Wird sicher ein Kinderspiel.«
    Ich folgte ihm ins Büro und ließ mich
in das Ledersofa sinken. Ich fühlte mich plötzlich total erschossen; bei der
Vorstellung, zwei lange Flüge vor mir zu haben, verließ mich der Mut. Aber
vielleicht konnte ich ja unterwegs schlafen — wenn meine Gedanken nicht zu
hektisch wirbeln würden; wenn mich keine Alpträume von einem leblosen Körper in
schwarzem Wasser plagen würden, wenn...
    Hy setzte sich neben mich und legte den
Arm um meine

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