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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Lucia, Martinique. Dort war es ganz okay,
aber ich hatte irgendwie nicht den Draht zu der Gegend, um mich auf Dauer
niederzulassen. Dann bin ich irgendwann mal auf einem Frachter mitgefahren, und
als er in die Marigot Bay steuerte, wußte ich, ich bin zu Hause. Ich bin jetzt
zehn Jahre hier. Habe mir damals von dem Geld, das ich in Bangkok beiseite
gelegt hatte, ein Wasserflugzeug gekauft und Touristen herumgeflogen; später
kamen dann Frachtflüge zwischen den Inseln dazu. Heute habe ich eine Flotte von
sieben Maschinen und einundzwanzig Angestellte.«
    »Nicht schlecht für zehn Jahre.«
    »Nicht schlecht für einen Burschen, der
von Rechts wegen seinen Dreißigsten nicht mehr hätte erleben dürfen.« Sein
Blick verschwamm wieder, aber er katapultierte sich rasch in die Gegenwart
zurück. »Reden wir nicht mehr von mir. Sie sind geschäftlich hier unten. Ich
hole uns ein paar Bier, und dann erzählen Sie mir ein bißchen mehr darüber.«
    Connors ging hinaus. Ich legte den Kopf
gegen die Sessellehne und verfolgte das langsame Kreiseln der
Deckenventilatoren. Sie nützen nicht viel; ich war schweißgebadet. Als Cam mit
zwei eiskalten Beck’s zurückkam, rollte ich die Flasche über meine Stirn, bevor
ich trank. Dann erklärte ich ihm, so gut ich konnte, ohne unnötig in Details zu
gehen, warum ich hier war. »Was ich jetzt brauche, sind genauere Informationen
über Jumbie Cay und Klaus Schechtmann«, schloß ich.
    Connors runzelte die Stirn, stellte
seine leere Flasche auf den Boden, knackte mit den Fingern und dachte ein
Weilchen nach. »Na ja, irgendwas ist faul auf dieser Insel, soviel steht fest.
Die Eingeborenen sprechen nur im Flüsterton von ihr. Aber die waren immer schon
abergläubisch, was diesen Ort angeht — der Name, wissen Sie.«
    »Was bedeutet er?«
    »Ein Jumbie ist ein böser Geist. Kann
ein Mensch sein oder auch ein Tier. Es heißt, er geht dort nachts um.«
    »Warum gibt jemand einer Insel so einen
Namen?«
    »Tja, sie ist nicht gerade ein
gastlicher Ort.«
    »Wegen der Leute?«
    »Nein, wegen der Landschaft. Felsige
Küste, kahle Hügel, schlechtes Wasser. Die einzigen, die dort annähernd
überleben können, sind Ziegen.«
    »Waren Sie jemals dort?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Diese Leute, die mit dem Boot aus San
Francisco abgefahren sind — wie könnten sie dorthin gelangen und wie lange
würde das dauern?«
    »Knifflige Frage.« Er stand auf, um
noch ein paar Bier zu holen. Als er wiederkam, sagte er: »Hängt vor allem davon
ab, wie schnell sie da sein wollen. Sie könnten auf dem Schiff bleiben, das sie
getroffen haben, die Pazifikküste runterfahren und dann durch den Panamakanal.
Aber wenn dieser Schechtmann die Strecke schon oft zurückgelegt hat, dürfte er
sich eine schnellere Möglichkeit gesucht haben. Sie könnten einen kleinen
mexikanischen Hafen ansteuern, wo die Beamten leicht zu bestechen sind, dann
auf dem Landweg nach Mexiko City fahren und von dort aus fliegen. Oder sie
könnten sich per Hubschrauber oder Wasserflugzeug auf dem Schiff abholen lassen
und dann auf irgendeinem Flughafen einen Linien- oder Charterflug nehmen. Sie
sagen ja, dieser Schechtmann sei reich; wenn Geld keine Rolle spielt, gibt es
jede Menge Kombinationen.«
    »Okay — angenommen, er wählt die
schnellste Möglichkeit, wie lange würden sie dann bis Jumbie Cay brauchen?«
    Er rechnete. »Dann dürften sie jetzt
wohl da sein.«
    Das hieß, ich durfte keine Zeit
verlieren. »Wie kann ich zu der Insel kommen?«
    »Sie wollen wirklich dorthin?«
    »Sonst wäre ich nicht hier. Warum?«
    »Na ja, die Kleine ist schließlich bei
ihrem Vater. Und es gibt da Dinge... aus denen Sie sich besser raushalten
sollten.«
    »Zum Beispiel?«
    Er schüttelte den Kopf, sah weg. »Ich
habe ein mulmiges Gefühl dabei, das ist alles.«
    »Cam, ich brauche Ihre Hilfe.«
    »...Okay, meinetwegen.« Er dachte kurz
nach. »Ich kenne da einen Burschen, einen Spieler namens Zeff Lash, der ist
vielleicht schon mal dort gewesen.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Er wohnt im Quarter, drüben bei
Philipsburg — da sind Sie vermutlich auf dem Weg vom Flughafen hierher
durchgekommen.«
    »Wenn Sie mir seine Adresse geben und
mir sagen, wo ich einen Wagen mieten kann...«
    »Nichts da! Ripinsky hat mich gebeten,
Ihnen alles zu besorgen, was Sie brauchen. Ich komme mit.«
    »Das ist nicht nötig. Ich möchte Ihre
Zeit nicht noch länger...«
    »Ich habe heute abend nichts vor, und
Sie gehen besser nicht allein ins Quarter.«
    »Ich

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