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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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an und surrte davon, ohne noch etwas zu sagen.
    Zwei Meilen die Straße hinunter hielt er den Wagen an und übergab sich in einen Graben. Er zitterte auf dem ganzen Weg nach Hause, zitterte, bis er wieder bei sich daheim in Sicherheit war.
    Doch dann hatte er sie endlich gefunden, in Arnold’s Valley. Sie pflückte Bohnen in einem Garten und trug ein weißes Männer-T-Shirt und eine Hose, die vermutlich einem Bruder gehörte. Sie war größer als erhofft, vielleicht ein bisschen größer als er und auch älter als gewünscht, denn sie musste mindestens fünfzehn sein.
    Sie war mädchenhaft, aber bereits voll entwickelt, mit breiten Hüften und Brüsten, die unter dem Männerhemd deutlich zu erkennen waren. Das schöne blonde Haar reichte ihr bis zur Taille und fiel ihr ins Gesicht, als sie sich über die Bohnenranken beugte, doch wenn sie sich aufrichtete, um das gepflückte Gemüse in einen Korb zu legen, der an einem Lederriemen über ihrer Schulter hing, sah man
ihre engelsgleichen Züge. Sie war nicht exakt das, was er gesucht hatte, doch in dem Augenblick, als er sie sah, wusste er: Das ist sie.
    Dieses Mal verliefen die Verhandlungen besser, denn er hatte sich etwas diplomatisches Geschick zugelegt, das verhinderte, dass ein Vater gleich zum Gewehr griff. Die Mutter öffnete die Tür, warf einen Blick auf den Mann in dem schwarzen Anzug, der da vor ihr stand, auf seinen Bauch, über dem die Knöpfe des weißen Hemdes spannten. Die Mutter stand mit bloßen Füßen auf dem Holzboden und hielt, wie zu erwarten, ein weiteres Baby auf dem Arm. Sie schenkte ihm einen Blick, sagte »Ich hole meinen Mann«, und trat in die Dunkelheit der Küche zurück.
    Kurze Zeit darauf tauchte der Vater der Familie in der Tür auf, ein starker blonder Mann, offenbar zehn Jahre jünger als seine Frau, oder zumindest sah es so aus, obwohl man das bei diesen Leuten nicht immer sagen kann. Die Männer hier blieben von der harten Arbeit jung, während die Frauen von all den Babys, die sie Jahr für Jahr bekamen, früh alterten.
    »Ja, Sir?«, fragte der Mann. Er sah misstrauisch, aber nicht angriffslustig aus, wie ein Hofhund, der Fremde argwöhnisch beäugt, aber nur bellt.
    »Ich will kein Blatt vor den Mund nehmen. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen. Eines, das gut für uns beide sein wird, das garantiere ich Ihnen.«
    »Was für ein Geschäft denn?«
    »Ein Geschäft, das Ihr Leben verändern wird. Ein Geschäft, das Ihnen jede Menge Geld einbringt und ein Lächeln auf Ihr Gesicht zaubert.«
    »Eine Lebensversicherung brauche ich nicht, und ich will auch kein Lexikon.« Der Mann wollte die Tür wieder schließen.

    »Es geht darum, dass Sie Geld verdienen, Sir, nicht dass Sie Ihr sauer verdientes Geld ausgeben.«
    Es trat eine lange Pause ein, während der Mann sich das durch den Kopf gehen ließ. »Na gut, dann kommen Sie mal besser rein.« Boaty trat ins Haus, und als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, wo er sich befand: ein armseliges Zuhause, das man nie mehr richtig sauber bekam, weil die Frau mit all den Babys, die überall herumzukrabbeln schienen, keine Zeit zum Putzen hatte.
    In einem sauberen Haus sind die Klinken und Griffe von Türen und Schränken das Erste, was schmutzig wird, weil sie ständig von unsauberen Händen berührt werden. In einem schmutzigen Haus sind sie das Einzige, was frei von Schmutz ist, denn die Hände, die die Türen öffnen und schließen, wischen den Ruß und das Fett weg.
    Im Haus roch es nach gebratenem Speck und nach Waschmittel. Die Menschen rochen nach gebratenem Speck, nach Schweinemist und nach Schweiß.
    »Möchten Sie was? Whiskey? Kaffee? Wasser?« Boaty wusste, dass es besser war, nicht alles abzulehnen, doch da ihm vor dem Wasser grauste, nahm er ein kleines Glas klaren Whiskey an, der ihn wahrscheinlich trotzdem umbringen würde, aber irgendetwas musste er nehmen. Der Mann hatte bereits ein Glas mit Schnaps auf dem Küchentisch stehen, ein Krug stand daneben, und da das Zeug ihn offenbar noch nicht ins Jenseits befördert hatte, beschloss Boaty, es damit zu probieren.
    Das Gesöff schmeckte nach Kupfer und Kerosin, aber er kippte es schnell hinunter, weil er wusste, dass das von ihm erwartet wurde. Dann fingen sie zu reden an.
    »Lassen Sie mich ganz offen zu Ihnen sein, mein Freund. Ich möchte Ihre Farm kaufen.«

    Der Mann kippte seinen Selbstgebrannten herunter und war eine Weile mucksmäuschenstill. Er lachte.
    »Diese Farm? Meine

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