Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

sich ihre Tagesliste mit den Aufgaben und räumte dann das Geschirr in den Regalen auf. Danach ging sie zu den Socken und Kniestrümpfen. Als sie um die Ecke kam und die Auslage der Schuhcreme neu arrangierte, fragte er: „Meine Liebe, was machst du denn da?“
    Völlig verblüfft schaute sie ihn an. „Das steht doch auf meiner Liste.“
    Lachend erwiderte er. „Das war die Liste mit den Dingen, die wir unbedingt auspacken müssen.“
    Jetzt musste auch Millicent lachen, aber sie schwiegen beide sofort, als die Türglocke läutete und Orville in den Laden geschlendert kam. „Als ihr meine Sachen zusammengepackt habt, habt ihr meinen Lieblingslockvogel für die Entenjagd vergessen.“
    Ärgerlich fuhr Daniel ihn an: „Wir haben noch nicht geöffnet.“
    „Der gehört mir!“ Orville schnappte sich die Vogelattrappe vom Regal mit den Waffen und stellte ihn auf die Ladentheke. Dann starrte er Daniel herausfordernd an.
    Arthur entdeckte den Vogel sofort und griff danach. „Nene!“
    „Er meint Ente!“ Mit wenigen Schritten war Millicent neben ihm. „Was bist du nur für ein schlauer Junge, Arthur!“
    Strahlend schaute er zu ihr hoch und verkündete: „Meins!“
    „Oh nein. Das ist mein Glücksbringer.“ Orville griff danach.
    „Meins!“ Mit beiden Armen presste er die Ente an seine Brust.
    Mit einem entschuldigenden Lächeln schaute Millicent Orville an. „Arthur wird gleich das Interesse an ihm verlieren.“
    Lena Patterson öffnete die Ladentür einen Spalt. „Hallo! Ich weiß, dass der Laden noch nicht geöffnet ist, aber ich backe gerade und habe keine Eier mehr!“
    „Das können wir natürlich nicht zulassen!“ Millicent ging zu den Eiern. „Ein Dutzend oder zwei?“
    Daniel beobachtete, wie sein Cousin langsam durch den Laden schlenderte und eine Dose mit Schuhcreme hochhob. Während er die Anleitung zur richtigen Behandlung von Schuhen durchlas, hob sich langsam seine linke Augenbraue. Er stellte die Dose wieder hin und zog dann eine Dose von einer anderen Marke heraus und stellte sie vor die Erste. Danach räumte er die Messbecher und -löffel um, die Millicent gerade geordnet hatte.
    Jetzt reichte es Daniel. „Ich werde dir deinen Lockvogel in deinen Laden bringen. Du musst hier nicht warten.“
    „Ich muss hier auch einkaufen, da kann ich mich ja schon mal umschauen, wo ihr die Sachen hingeräumt habt. Ihr könnt mehr Damenstrümpfe verkaufen, wenn ihr sie zu den Schuhen legt, so wie ich das getan habe.“
    „Unsinn“, flüsterte Lena Millicent zu. „Die Männerarbeitshemden lagen immer auf der anderen Seite der Damenstrümpfe . Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich ohne Strümpfe wieder nach Hause gegangen bin, weil ein Mann sich gerade ein Hemd ausgesucht hat.“ Sie bezahlte die Eier und ging.
    Doch Orville war bereits bei dem Schränkchen mit dem Nähgarn. „Clarks Nähgarn. Der Name war ganz gut, um ein bisschen Werbung für den Laden zu machen, aber ich mag das Zeug nicht. Siehst du hier? Sie nennen das Garn ‚Extra lang‘ – und das aus gutem Grund. Es hält ewig. Da kann man keinen Profit herausschlagen.“
    Daniel machte sich erst gar nicht die Mühe, ihm zu antworten. Sein Cousin war im Laden nicht mehr willkommen.
    „Jedenfalls habt ihr ziemlich viele Stoffe bestellt.“ Orville ließ seinen Blick über Isabelles Nähecke gleiten. „Das war ein großer Fehler! Die Baumwollsäcke, in denen das Getreide und die Futtermittel kommen, sind alles, was die Leute hier brauchen. Die neumodischen Stoffe und schicken Klamotten gehören einfach nicht hierher.“
    Isabelle sah verstört aus.
    „Jetzt reicht es.“ Mit einem durchbohrenden Blick schaute Daniel seinen Cousin an. „Kümmere du dich um deinen Laden. Und ich kümmere mich um meinen.“
    Achselzuckend drehte Orville sich um. „Das ist mir nur recht.“ Er ging direkt auf Arthur zu, aber Daniel schnitt ihm den Weg ab. Angriffslustig verschränkte Orville die Arme vor der Brust. „Völlig verzogen. Das ist das richtige Wort für deinen Sohn.“
    Daniel atmete scharf ein, aber Millicent war schneller. „Sie entschuldigen sich sofort dafür, was Sie gerade über unseren Sohn gesagt haben.“
    „Bäh Mann!“ Arthur hielt die Ente mit aller Kraft fest. „Meins!“
    „‚Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn‘, sagt schon die Bibel.“ Wieder versuchte Orville, Arthur die Ente wegzunehmen.
    Doch Daniels Hand schoss vor und krallte sich um Orvilles Handgelenk. „Lass das!“
    „Kleiner Teufelsbraten“,