Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Annie sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie die Farben wirklich wollte – oder doch lieber andere. Schließlich flüsterte sie: „Oh, es tut mir so leid. In den letzten Tagen bin ich ganz durcheinander. Ich weiß, dass er auf mich Rücksicht nehmen will, aber bloß Händchenhalten – es drückt einfach nicht das aus, was ich für ihn empfinde. Ich wünschte mir so, Phineas würde mich einfach küssen.“
„Ich weiß genau, was du meinst! Es ist so frustrierend, nicht wahr?“ Die Worte platzten einfach so aus ihr heraus. Erschrocken presste sie die Hand vor den Mund und wurde rot. Wie konnte ich nur so etwas sagen – fast hätte ich alles verraten. Sanft strich sie Annie über den Arm und stammelte: „Es ist hart für uns Frauen. Wir bewahren unsere tiefsten Gefühle in unseren Herzen, und dürfen sie auf keinen Fall preisgeben. Schon als Kinder lernen wir, dass der Mann immer den ersten Schritt tun muss, deshalb leben wir in dieser Spannung zwischen Hoffnung und Angst.“
„Genau!“ Annie griff nach ihrem Arm. „Genau so fühle ich mich.“
„Wenn die Zeit reif ist, dann wird sich alles zum Guten wenden. Ich verspreche es dir. Die Liebe, die ich in Phineas Augen für dich sehe, ist stark.“
„Ja, ich sehe es auch in seinen Augen, dass er mich liebt“, gab Annie zu.
„Brauchst du sonst noch etwas?“ Millicent drehte sich um und ging zur Ladentheke.
„Nein danke, das ist alles für heute.“
„Wie wäre es mit einem Zitronenbonbon für Emmy-Lou?“ Die Bonbongläser standen hinter der Theke im Regal. Als sie sich Annie wieder zuwandte, war diese kreidebleich. „Stimmt etwas nicht?“
Annie schaute sie seltsam an und legte dann zwei Cent auf die Theke.
Verständnisvoll beugte Millie sich vor und murmelte: „Unser Gespräch von eben bleibt natürlich unter uns, das verspreche ich dir, Annie.“
Mit einem unsicheren Lächeln steckte Annie das Nähgarn und das Bonbon ein und ging.
Als Annie den Laden verlassen hatte, drehte Millie sich zur Wand und kämpfte gegen die Tränen. Würde sie den Rest ihres Lebens allein und unberührt verbringen, obwohl sie schon tiefe Gefühle für Daniel entwickelt hatte?
Isabelle rief sie zu sich. „Könntest du mir bitte helfen, den Ärmel auszumessen? Mr Toomels Schultern sind sehr breit, deshalb muss ich die Jacke noch etwas auslassen.“
Mit einem Ruck schüttelte Millicent die traurigen Gedanken ab und half ihrer Schwester.
„Ich freue mich so darüber, dass du und Daniel Spaß miteinander habt. Eure Unterhaltung von vorhin hat mir so gutgetan. Ihr scheint euch immer besser zu verstehen.“ Isabelles Lächeln war voll trauriger Sehnsucht. „Eine Frau sollte die Tage ihres Mannes etwas für ihn versüßen.“
Millicent sah die Tränen in den Augen ihrer Schwester und hörte den Mut hinter ihren Worten. „Ich will dich damit nicht verletzen, Isabelle.“
„Nein, nein. Das tust du überhaupt nicht. Ich wünschte nur, ich wäre fröhlicher gewesen, als Frank noch lebte. Stattdessen habe ich mir immer nur Sorgen gemacht, und er hat mich immer wieder mit Kleinigkeiten aufgeheitert. Die ganze Zeit über habe ich mir auch hier Sorgen gemacht, dass meine Situation die Atmosphäre in deinem Zuhause dämpfen könnte, und das will ich nicht. Frank hätte es auch nicht gewollt.“
Vorsichtig nahm Millicent ihrer Schwester das Maßband aus der Hand und umarmte sie. „Er wusste, wie zufrieden du warst. Deine Ehe war glücklich und reich. Zweifle niemals daran, dass du eine gute Ehefrau warst. Frank hat oft damit geprahlt, dass er die beste Ehefrau geheiratet hat, die Gott jemals geschaffen hat.“
„Millie?“ Ganz langsam entzog Isabelle sich der Umarmung. „Ich möchte mich ja nicht in deine Ehe einmischen, aber du solltest über etwas nachdenken. Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, dass du mit Daniel ein gemeinsames Schlafzimmer beziehst?“
Mit einem leisen Seufzer schüttelte Millicent den Kopf. „Unsere Ehe ist nicht so, wie du denkst.“
„Ein Mann verdient die ... Zuwendung, die ihm nur seine Frau geben kann. Und Babys auch, wenn Gott die beiden damit segnet.“
Wieder stieg diese Sehnsucht in ihr auf. „Ach, es ist viel komplizierter, Isabelle. Daniel hat mir einmal gesagt, dass Arthur mehr als genug für ihn ist. Kurz bevor wir geheiratet haben, haben wir beschlossen, dass es nur eine Ehe auf dem Papier sein würde. Außerdem hat er gesagt, er möchte über dieses Thema nicht mehr reden. Die ganze Zeit hat er sich uns gegenüber
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