Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
so ehrbar und gut verhalten. Wie könnte ich da jetzt mein Wort brechen? Das kann ich nicht.“
„Vielleicht hast du ihn falsch verstanden? Oder er hat seine Meinung inzwischen geändert?“
Wäre das möglich? Sofort erstickte Millicent die in ihrem Herzen aufkeimende Hoffnung wieder. „Unsinn.“
„Er verhält sich aber doch wie ein Mann, der um eine Frau wirbt.“
„Das macht er nur, um den Schein zu wahren. Isabelle, er glaubt, dass der Tod seiner Frau seine Schuld ist. Sie ist die Treppe hinuntergefallen, als sie schwanger war. Du siehst doch, wie er sich verhält, wenn es um die Treppe geht. Ich verstehe, warum er so vorsichtig ist. Ein Mann kann meist nicht zugeben, dass er vor etwas schreckliche Angst hat, aber tief in meinem Herzen weiß ich, dass Daniel sich davor fürchtet, dass der Albtraum sich wiederholen könnte. Deshalb versucht er alles, was möglich ist, um das zu verhindern.“
„Du magst ihn sehr gern.“
„Ja.“ Millicent wünschte sich, sie hätte nicht ganz so schnell und mit weniger Nachdruck geantwortet. „Aber du magst ihn doch auch. Er kann jeden Moment wiederkommen. Machen wir uns also an den Ärmel hier.“ Als ihre Schwester ihr einen Darüber-reden-wir-noch-Blick zuwarf, grinste Millicent sie breit an. „Aber ich nehme mir deinen Rat zu Herzen. Ich sollte ihn wahrscheinlich öfter einmal necken. In diesem Sinne, denke ich, sollten wir ihm ein Geschenk zum Einzug machen.“
„Hast du ihn schon gefragt, was er gerne hätte?“
„Natürlich nicht! Dann wäre es ja keine Überraschung mehr.“
Kopfschüttelnd warnte Isabelle: „Daniel ist kein Mann, der gerne überrascht werden will.“
„Dann ist es unsere Pflicht, es ihm beizubringen. Wie soll Arthur jemals lernen, wie man ein Geschenk annimmt – ob man es mag oder nicht – wenn sein Vater kein gutes Vorbild für ihn ist? Ich laufe mal schnell zu Clicky. Er wollte mir bei den Bestellungen helfen und sich um die Auslieferung kümmern.“
„Es wäre wichtiger, wenn du dich um den Braten kümmerst, den Tim Creighton in dem Eimer vorbeigebracht hat.“
„Dann lass uns gehen und ihn jetzt gleich in den Ofen schieben.“
Eine Stunde später war Millicent völlig mit ihrem nächsten Plan beschäftigt. Sie würde Daniel eine gute Ehefrau sein. Dass Isabelle sich über ihren fröhlichen Umgang mit Daniel freute, machte alles viel einfacher. Daniel war jetzt der Partner an ihrer Seite, so wie Frank der Partner an Isabelles Seite gewesen war. Sie würden Spaß miteinander haben und damit auch Isabelle aufmuntern.
„Daniel?“, rief sie aus der Wohnung nach unten. „Ich würde mit Arthur gerne ein bisschen spazieren gehen. Es ist so ein schöner Tag. Meinst du, wenn ich mich mit einer Hand gut am Geländer festhalte und ihn mit der anderen Hand unterstützte, dass er auf seiner Windel die Treppe hinunterrutschen könnte? Wir sind auch ganz vorsichtig!“
„Es macht mir überhaupt nichts aus, ihn zu holen.“
„Heute nicht, das stimmt. Aber donnerstags und samstags ist der Laden immer voll, deshalb dachte ich mir, wir könnten ihm das heute beibringen, wenn du uns helfen kannst. Auf diese Weise haben wir eine sichere Alternative, wenn du gerade viele Kunden bedienen musst.“
Als Arthur bereits die halbe Treppe hinuntergerutscht war, rief er strahlend: „Papa! Ich bumm, bumm!“
„Ja, das tust du. Du bist Papas mutiger, großer Junge.“
„Ich goßer Junge!“
Daniel streckte die Arme aus, griff mit seinen großen Händen nach Arthur und zog ihn an sich. Als Arthur sich wehrte, hob er ihn über seinen Kopf und bewegte ihn hin und her. „Der große Junge kann fliegen! Schau mal, wie hoch du bist!“
„Huiiiiiiiiiiiiiiiii!“
Als er Arthur wieder auf den Boden stellte, flüsterte Millicent ihm zu: „Ich bin noch stolzer auf dich als auf Arthur. Heute hat er etwas Neues gelernt. Du aber hast gegen deine Angst gekämpft.“
„Glaub nur nicht, dass meine Erinnerung so leicht verscheucht werden kann, Millicent. Es gibt Dinge, die ein Mann niemals vergisst. Er lernt nur, sie zu kontrollieren, so gut er kann, und mit ihnen zu leben.“
Seine Worte ließen sie nicht los. Neben ihr hoppelte Arthur, der ununterbrochen vor sich hinplapperte. Plötzlich machten die Listen und Zeitpläne Sinn für sie. Wenn er alles aufschrieb, hatte er das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben – doch sie war zu blind gewesen zu sehen, wie wichtig ihm diese Dinge wirklich waren. Für sie waren es nur Listen, doch für ihn war
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