Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Sohn –“
„ Unser Sohn.“
„Wenn unser Sohn nur ein halb so guter Mann wird wie du ...“
„Dann liegt das daran, dass seine Mama ihn so sehr liebt.“
„Natürlich liebe ich ihn!“ Sie strich sich die Schürze glatt. „Wenn ich hier noch länger stehe und mit dir zu diskutieren versuche, dann verbrennt mir der Braten im Ofen.“
Belustigt schaute er sie an. „Wenn du hier noch länger stehst?“
„Ich hab dich schon verstanden. Jetzt muss ich aber wirklich nach oben. Würdest du Arthur bitte hochtragen?“
„Ja. Millicent?“
Sie beobachtete, wie er sich hinunterbeugte und Arthur hochhob. „Es ist sehr schwer, sich mit dir zu unterhalten. Wusstest du das, Daniel? Es wäre so viel einfacher, wenn du still stehen bleiben könntest.“
Jetzt wusste er nicht mehr, was er ihr eigentlich hatte sagen wollen. Als Millie und Arthur oben waren, ließ Daniel seinen Blick über die Waren gleiten, die Millie an den seltsamsten Orten zurückgelassen hatte und die eine verrückte Spur durch den Laden bildeten. Beim Aufräumen dachte er weiter über Millicents Idee nach. Bücher wären wirklich eine gute Investition. Besonders Kochbücher.
* * *
Isabelle kam zu ihm herüber. „Millie macht sich Sorgen um ihre Mädchen, Daniel. Ich habe ihr gesagt, dass es bestimmt noch eine Weile dauert, bevor ein Brief aus England kommt, aber du solltest wissen, dass sie im Moment an nichts anderes denken kann. Sie hat ein großes Herz, deshalb heißt das auch nicht, dass sie Arthur weniger liebt.“
„Ich weiß. Wir haben ein Telegramm geschickt. Bestimmt werden wir bald von den Mädchen hören.“
„Das ist aber so schrecklich teuer.“
Erst jetzt drehte er sich zu ihr um und sah sie direkt an. „Das hat Millicent auch gesagt. Doch wenn ich ihr damit wenigstens ein paar Sorgen abnehmen kann, dann lohnt es sich, egal was es kostet.“
„Sie mag dich wirklich sehr gern“, flüsterte sie.
„Isabelle?“, rief Millicent mit unsicherer Stimme von oben.
„Entschuldige mich.“ Isabelle lief die Treppe hinauf.
Daniel fragte sich, ob Millicent die Worte ihrer Schwester wohl gehört hatte und sie zum Schweigen bringen wollte. Sie waren Vertraute. Vielleicht wollte Isabelle ihm etwas sagen, doch er hatte die Bedeutung ihrer Worte nicht verstanden. Durch ihre Trauer war sie so still und zurückgezogen, dass er das Gefühl hatte, sie überhaupt noch nicht zu kennen. Andere Frauen waren sich so ähnlich – in den Mädchenschulen lernten sie alle die gleichen Verhaltensweisen und benutzten die gleichen kleinen Redewendungen und Taktiken. Dort wurde ihnen beigebracht, wie kleine Damen sich zu verhalten hatten. Nur seine Millicent – sie folgte ihren eigenen Regeln. Manchmal empfand er das als erfrischend und erfreulich, doch manchmal, so wie jetzt, wünschte er sich, es wäre nicht so. Er würde gerne wissen, ob sie wirklich glücklich war oder ob sie ihm nur eine Freude machen wollte.
Phineas Stahl betrat den Laden. Zuerst sah er sich sorgfältig um, dann kam er zu Daniel und fragte leise: „Ist sonst noch jemand hier?“
„Nein, möchten Sie gern etwas mit mir besprechen? Würden Sie gerne anschreiben lassen?“
Doch Phineas schüttelte nur den Kopf und starrte Daniel mit harten Augen an. Schließlich sagte er: „Meine Annie war hier und hat Nähgarn gekauft.“ Als Daniel nickte, fuhr Phineas fort: „Sie ist gleich danach zu mir gekommen. Sie hat sie gesehen – die Liste, die Sie für Ihre Frau gemacht haben.“
„Ja?“ Daniel hatte nicht die leiseste Idee, wohin die Unterhaltung führen würde.
Langsam ballten sich Phineas Hände zu Fäusten und er beugte sich vor. „Annie ist jetzt eine Witwe, aber ihr Mann hat sie schlecht behandelt. Sehr schlecht. Auch er hat jeden Tag für sie eine Liste geschrieben. Meine Annie war heute hier und hat die Liste gesehen, die Sie für ihre Frau geschrieben haben. Dann ist sie weinend zu mir gekommen und hat mir alles erzählt. Sie macht sich große Sorgen um Ihre Frau.“
Daniel lachte laut auf. Dann schüttelte er den Kopf und erwiderte grinsend: „Millicent könnte sich nie an eine Liste halten, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Die Punkte auf der Liste sind nur Vorschläge. Sie weiß, dass die ersten Punkte auf der Liste die sind, die ich für besonders wichtig halte. In den ersten Tagen unserer Ehe war ich dumm genug gewesen zu glauben, sie würde sich an die Liste halten, aber ich wurde bald eines Besseren belehrt. Am Anfang habe ich groß getönt, dass ich
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