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Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Titel: Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
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„Ich habe einige Kataloge aus Amerika. Wenn Sie möchten, kann ich sie Ihnen leihen. Darin gibt es einige schon genähte Kleider, aber auch Stoffe und Nähartikel.“
    „Das ist sehr nett von Ihnen.“
    Ein paar Minuten später, als Daniel ihr einen dicken Katalog in die Hand drückte, sagte sie: „Eins von Arthurs Hemdchen ist ein bisschen kurz. Soll ich unten vielleicht ein Stück annähen, oder wollten Sie die Hemdchen aufheben?“
    „Aufheben?“ Es dauerte einen Moment, bis er verstand, was sie damit meinte. Die Freude, die er den ganzen Morgen über verspürt hatte, verflüchtigte sich. Arthur war sein erstes Kind – und auch sein einziges. Statt auf Henrietta aufzupassen und sie über seine Arbeit zu stellen, hatte er versagt – vor ihr und vor Gott. Ein Mann, der seine Prioritäten nicht richtig setzen kann, verdiente keine Frau. Diese bittere Erkenntnis – dass er daran schuld war, dass Arthur ohne Mutter und Geschwister aufwachsen musste – zeriss ihn innerlich fast. „Ich werde keine weiteren Kinder mehr haben, Miss Fairweather. Arthur ist alles, was mir geblieben ist, und mehr, als ich verdiene.“
    Dann drehte er sich um und ging in die Bibliothek. Er wusste, dass er die Vergangenheit nicht ungeschehen machen konnte, aber er konnte dafür sorgen, dass er von jetzt an jeden Tag seines weiteren Lebens für seinen Sohn sorgen und auf ihn aufpassen würde.
    Den Rest des Nachmittags brütete er über dem Sears Warenkatalog und machte sich Notizen, welche der abgebildeten Waren er wohl in seinem Laden in Texas verkaufen konnte. Sears versprach „Qualität“ und „Das Beste, das es zu kaufen gab“. Wenn das stimmte, waren die Preise durchaus angemessen, eher sogar etwas zu niedrig. Wie schafften es die ortsansässigen Kurzwarenläden nur, bei diesem Wettkampf zu überleben? Sein Cousin hatte ihm versichert, dass der Laden gut ausgestattet war und ein aufstrebendes Städtchen in Texas versorgte. Trotzdem wollte Daniel den Laden sofort nach seinen Vorstellungen umstrukturieren und die Dinge nach seinem Geschmack ordnen.
    Er tunkte seinen Füller erneut in die Tinte. In dem Moment lief ein unerwartet starker Ruck durch das Schiff, und die Feder des Füllers schlug heftig gegen die Glaswand des Tintenfässchens. Als die Opportunity wieder ruhig dahinglitt, untersuchte Daniel die dünne Metallfeder. Sie war so verbogen, dass sie praktisch nutzlos war. Selbst nachdem er sie gesäubert und geradegebogen hatte, war sie nicht mehr zu gebrauchen. Kleine Dinge. Dinge des täglichen Gebrauchs. Ganz normale Kleinigkeiten. Dinge, die man jeden Tag brauchte, die man aber normalerweise erst dann wahrnahm, wenn sie kaputtgingen. Doch dann muss man sie so schnell wie möglich ersetzen. Das werde ich wohl am meisten verkaufen.
    Er blätterte zu den Haushaltswaren im Katalog. Obwohl er Tausende von Tellern und Tassen und Bestecken importiert und exportiert hatte, wusste er doch nicht, wie oft man solche Gegenstände ersetzen musste. Gusseiserne Töpfe und Pfannen hielten eine Ewigkeit, deshalb würde er davon auch nicht viele auf Lager haben müssen. Lampengläser, Dochte, Öl – das brauchte man immer. Streichhölzer auch.
    Ohne nachzudenken, setzte er die Feder wieder auf das Papier. Ein hässlicher schwarzer Tintenfleck breitete sich unter der Feder aus und durchzog die ganze Liste auf dem Blatt wie ein Spinnennetz. Ein schiefes Lächeln zuckte um Daniels Lippen. Füllfederhalter brauchte er auch. Man konnte nicht erst einen neuen bestellen, wenn der alte schon kaputt war. Ein anderer Federhalter lag auf dem flachen Messingteller in der Mitte des Bibliothekstisches. Daniel griff nach dem Stift und nahm sich ein neues Blatt Papier.
    „Sir, möchten Sie vielleicht noch einen Tee?“
    Die Überreste eines vor Kurzem noch ansehnlichen Tellers voller Kuchen, Plätzchen, Kräckern und Käse lagen verstreut auf den Tabletts des Servierwagens. Zuerst wollte Daniel ablehnen, doch dann überlegte er es sich anders. Arthur bekam Zähne, und das Kindermädchen hatte gesagt, dass es ihm half, wenn er auf harten Dingen kaute. „Stellen Sie mir bitte einen Teller mit verschiedenen Sachen zusammen. Ich nehme den Teller mit in meine Kabine, um dort mit meinem Sohn zusammen zu essen.“
    Arthur würde sich bestimmt freuen. Da war er sich sicher. Vielleicht würde sich Miss Fairweather auch freuen. Während sie aßen, konnte er sie vielleicht auch fragen, wie viel man mit einer Spule Nähgarn nähen konnte und ob die besten

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