Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Herr.“
Ein paar Minuten später zappelte Arthur und weinte: „Mimi.“
„Ja, ich bin ja hier. So nennt er mich, seit meine Schwester hier war und mich Millie genannt hat.“ Sie nahm Arthur auf den Schoß und schaute Daniel dann nachdenklich an. „Nachdem Sie gegangen waren, ist mir klar geworden, dass wir Arthurs Krankheit nicht geheim halten dürfen.“
„Nein, da haben Sie recht.“ Daniel beobachtete, wie Arthur sich gegen ihre Brust fallen ließ. „Ich werde Tibbs auftragen, den Kapitän zu holen. Sie müssen sicher ein Protokoll bei solchen Sachen aufnehmen.“
Miss Fairweather lachte kurz auf. „Natürlich müssen sie das. Schließlich sind wir ja britisch, da läuft alles nach der Ordnung.“
* * *
„Wie geht es dem Jungen?“ Mr Tibbs brachte ein Tablett mit Obstkuchen und Tee.
„Er schläft.“ Millicent lächelte ihm erschöpft zu. „Sie sind wirklich eine große Hilfe, Mr Tibbs.“
Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich habe es selbst erlebt. Während der Pockenepidemie im Jahr 1873 hat meine ganze Familie die Pocken gehabt – die schlimme Sorte. Meine Mutter und mein Vater sind beide gestorben, da ist eine Frau weiter unten aus der Straße gekommen und hat mich zu sich genommen. Es wäre doch jetzt nicht fair von mir, dem Kleinen hier den Rücken zuzudrehen, wenn sich damals jemand um mich gekümmert hat, oder?“
„Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe. Wahrscheinlich haben wir es auch allein Ihnen zu verdanken, dass die Tür der Suite jetzt nicht vernagelt ist. Ihre Versicherung, dass es bestimmt nur die Windpocken sind, hat den Kapitän doch sichtlich beruhigt. Vielleicht hätte er uns sonst am Ende doch noch über Bord geworfen.“
„Es lag aber gar nicht an mir. Mr Clarks Argumentation war so überzeugend, dass der Kapitän gar nicht anders konnte, als ihm glauben.“
Die Tür zu Mr Clarks Schlafzimmer wurde geöffnet. „Habe ich da gerade meinen Namen gehört?“
„Mr Tibbs hat uns den Nachmittagstee gebracht. Er hat Ihre überzeugende Argumentation gelobt. Sie allein hätten den Kapitän davon überzeugt, dass es sich bei Arthurs Krankheit nur um die Windpocken handelte.“
Langsam ging Mr Clark durch das Wohnzimmer. „Ihr Versprechen, Miss Fairweather, den Rest der Reise mit Arthur hier in der Kabine unter Quarantäne zu bleiben, war meiner Ansicht nach der Wendepunkt.“ Er deutete auf das Tablett, auf dem das Porzellanteeservice stand. „Wir brauchen noch eine zusätzliche Tasse, Tibbs. Von jetzt an werde ich meine Mahlzeiten hier in der Suite einnehmen.“
„Ja, Sir. Natürlich.“ Sofort machte sich Mr Tibbs auf den Weg.
Millicent musste sich zwingen zu warten, bis der Steward die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie sagte: „Wirklich, Sir. Das ist absolut unnötig. Sie müssen sich nicht die Mühe machen.“
„Man könnte fast glauben, Sie wollten mich hier nicht haben.“
„Das will ich auch nicht!“ Sobald diese Worte aus ihr herausgeplatzt waren, wurde sie rot und senkte den Blick. „Es tut mir leid, Sir, aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Ich werde mich gut um ihn kümmern.“
Als wolle er seiner Entscheidung Gewicht verleihen, ging er demonstrativ zu einem Stuhl und setzte sich. Dieser sture Mann würde dort jetzt einfach sitzen bleiben, und sie konnte nichts dagegen tun. „Miss Fairweather.“ Er schaute sie mit einem betont geduldigen Blick an, dann deutete er auf den Stuhl neben sich.
Es verschlug ihr den Atem. „Das können Sie nicht tun. Ich bin nur ein Kindermädchen und –“
„Wir wandern aus, deshalb gelten die britischen Anstandsformen für uns nicht mehr.“
„Wir sind aber noch nicht in den Staaten.“ Millicent schlug sich die Hand vor den Mund. Sehnsüchtig starrte sie auf die Tür und wünschte, er würde diesen Hinweis verstehen.
„Wenn das Wörtchen ‚wenn‘ nicht wäre, Miss Fairweather, dann wären wir alle Millionäre.“
„Aber hier geht es gar nicht um ein ‚wenn‘. Sie dürfen wirklich gehen.“ Es wird immer schlimmer. Jetzt habe ich ihn praktisch rausgeschmissen. Ich muss unbedingt den Mund halten. Aber es ist auch seine Schuld. Wenn er einfach gehen würde, dann könnte ich hier in Ruhe meine Arbeit machen, und wir wären nicht in so einer unangenehmen Situation.
„Freiheit erlaubt es mir, das zu tun, was ich will. Und ich würde meinen Tee gerne hier in der Suite trinken.“
In diesem Augenblick kam Mr Tibbs mit einer weiteren Tasse, Untertasse
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