Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
zusammenrufen soll. Sag ihr, ich hätte gesagt, dass hier Land unter herrscht.“
„Mrs Stauffer ...“, begann Daniel von Neuem. Er wollte schon seine Frau nicht mitten in dieser Katastrophe – und erst recht keine fremden Frauen!
Freundlich lächelte Hope Millicent an. „Da wir ja jetzt Nachbarn sind, nenn mich doch einfach Hope. Komm, lauf los, Emmy-Lou. Das ist eine wirklich wichtige Aufgabe, Süße.“ Einen Augenblick später flüsterte sie: „Mr Clark, würden Sie bitte einen kurzen Blick aus dem Fenster da drüben werfen und mir sagen, ob Emmy-Lou auf das Haus mit den schönen Rosenstöcken vor den Fenstern zuläuft. Das ist das Pfarrhaus. Emmy-Lou kann nicht besonders gut sehen. Mit der Brille ist es etwas besser, aber wir wollen trotzdem, dass sie so viel wie möglich alleine machen kann. Millie, gleich wirst du die nettesten Frauen auf der ganzen Welt kennenlernen. Offene Herzen und hilfsbereite Hände. So ist das bei uns in Gooding.“
Das Wohlergehen eines Kindes war wichtiger als der traurige Zustand eines Ladens. Deshalb ging Daniel zum Fenster und beobachtete das Mädchen. „Mrs Stauffer, Ihre Tochter ist jetzt vor dem Haus, und eine Frau hat gerade die Tür aufgemacht.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, dass Sie ein Auge auf Emmy-Lou haben. Fast jeder in der Stadt hilft uns dabei. Wenn sie hier im Laden gegen etwas stößt und kaputt macht, dann bezahlt Jakob den Schaden. Da ich ja nun schon mal beim Plappern bin, sage ich euch am besten gleich, dass ich weder lesen noch schreiben kann. Ich bin da ganz auf eure Hilfe angewiesen.“
„Wir helfen dir gerne, Hope.“ Schnell zog Millicent ein Taschentuch aus der Schürzentasche und nieste.
„Gesundheit.“ Sofort fügte Daniel hinzu: „Dieser Ort ist nicht gut für deine Gesundheit.“
„Da hast du recht“, stimmte Millicent ihm zu. „Auf keinen Fall können Arthur und Isabelle hierherkommen, bis es hier sauber und aufgeräumt ist.“
„Die Hilfe ist schon unterwegs. Es dauert nicht lange, dann glänzt der Laden wie ein frisch polierter Penny.“ Plötzlich blieb Hope wie angewurzelt unter einem Schild stehen und lachte laut auf. „Doch zuallererst müssen Sie mich von diesem Haken befreien. Mr Clark, ich will Ihnen ja nicht sagen, wie Sie Ihren Laden zu führen haben, aber –“
Das Blut schoss Daniel ins Gesicht, als er bemerkte, dass seine neue Nachbarin festhing. Vorsichtig löste er einen Angelhaken aus Hopes Hut, der vor dem Schild Hochwertige Köder und Angelruten nach unten gehangen hatte. „Das tut mir wirklich furchtbar leid, Mrs Stauffer.“
„Es gibt nichts Besseres als ein paar tüchtige Landfrauen, um einen Ort wieder auf Vordermann zu bringen.“
Ein zweiter Angelhaken stach ihn bei dem Versuch, Mrs Stauffer zu befreien, in den Zeigefinger. „Ich mache mir hier im Laden schon Sorgen um die Sicherheit meiner Frau. Daher kann ich es nicht zulassen, dass die anderen Frauen meinen Laden betreten.“ Endlich war der Hut wieder frei. Ärgerlich riss Daniel das Schild von der Decke. „Und das ist Beweis genug für das, was ich meine. Überall lauern Gefahren.“
Millicent trat neben ihn und staubte einen Hut ab. „Hier, Hope. Ich bestehe darauf, dass du diesen Hut im Tausch gegen deinen nimmst. Schließlich hat unser Schild die Blumen an deinem Hut ruiniert. Daniel, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe mich im Laden umgeschaut, und die einzigen Gefahren, die hier lauern, sind die herunterhängenden Schilder und der Dreck.“
Langsam legte Daniel das Schild auf die Ladentheke. Die Muskeln in seinem Unterkiefer zuckten. Vor fremden Menschen war ein Ehepaar niemals unterschiedlicher Meinung – egal, was passierte. Millicent schuldete ihm diesen Respekt. Wenn es unbedingt sein musste, konnten sie im Privaten darüber diskutieren, aber ansonsten sollte sie seine Meinung vertreten und ihn unterstützen. Aber sie ist auf irgendeinem Internat erzogen worden, wahrscheinlich noch nicht einmal einem anständigen, und nicht in einer normalen Familie. Sicher muss sie diese Dinge erst noch lernen.
Ohne seine Gedanken zu bemerken, lächelte Millicent Hope an. „Wenn du möchtest, kannst du die Angelhaken von dem Schild mitnehmen. Sie scheinen dich ja wirklich zu mögen.“
„Die Haken nehme ich gern, aber den Hut nicht.“ Mit der Hand befühlte Hope die Seidenblumen an ihrer Hutkrempe. „Jakob – mein Mann – findet sowieso, dass er potthässlich ist. In ein paar Tagen habe ich Geburtstag. Ich soll es ja
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