Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
eigentlich nicht wissen, aber er hat mir einen neuen Hut gekauft.“ Sie drückte Millicents Hand. „Wenn ihr beim nächsten Mal einfach etwas Nettes über den neuen Hut sagen könntet, wenn Jakob dabei ist, dann würde mich das sehr freuen.“
„Das machen wir ganz bestimmt, nicht wahr, Daniel?“
„Aber natürlich.“ Daniel nahm seine Frau am Arm. „Millicent, kann ich kurz mit dir sprechen?“
* * *
Die Türglocke läutete. Millicent sah von Daniel zur Eingangstür und schnappte nach Luft. Sie bemerkte, wie er neben ihr erstarrte, als fünf Frauen den Laden betraten. Emmy-Lou lief neben der ersten Frau her und verkündete stolz: „Ich habe sie geholt, Mama!“ Eine nach der anderen stellten sich die Frauen vor.
Als Letzte kam noch Mrs Orion mit einem zugedeckten Korb. Trotz der staubigen Luft, in der man kaum atmen konnte, breitete sich ein köstlicher Duft im Laden aus. „Mr Clark, ein Mann kann auf keinen Fall einen harten Arbeitstag bewältigen ohne ein gutes Frühstück und eine starke Tasse Kaffee.“
„Wir können uns ja später noch unterhalten, Daniel.“ Es war für Millicent immer noch komisch, ihn bei seinem Vornamen zu nennen. Und es war immer noch genauso ungewohnt, ihn als ihren Ehemann vorzustellen. „Obwohl du wirklich stark bist, solltest du doch erst richtig frühstücken, damit du nachher die vielen schweren Kisten allein herumschleppen kannst. Du erlaubst mir ja nicht, dir zu helfen.“ Wieder wandte sich Millicent an Hope. „Mein Mann ist davon überzeugt, dass die Sachen oben für uns Frauen zu schwer sind, und ich muss zugeben, dass er recht hat. Die Kisten sind unhandlich und unglaublich schwer. Heute Morgen hat er mich von einer dieser Riesenkisten befreien müssen. Ich werde dir später alles genau erzählen.“
Millicent freute sich über die Hilfe der Frauen. Auf diese Weise konnte sie Daniel beistehen, ohne seinen Stolz zu verletzten oder ihm das Gefühl zu vermitteln, dass er ihr nachgegeben hatte. Gleichzeitig konnte sie ihm zeigen, dass sie kein hilfloses, ängstliches Mauerblümchen war. Heute wollte sie ihm beweisen, dass sie ihm eine wirkliche Hilfe wäre und viele der Aufgaben übernehmen könnte, die eigentlich Frank zugedacht gewesen waren. Am Ende des Tages würde er stolz auf sie sein.
„Oh, gut“, sagte eine der Frauen, als sie Millicents Liste auf der Ladentheke fand. „Hier ist eine Liste mit Dingen, die getan werden müssen.“ Sie las die einzelnen Punkte laut vor und schon bald hatte jede eine Aufgabe gefunden und machte sich an die Arbeit.
Daniel ging durch den Laden, riss jedes Schild herunter, schob schwere Gegenstände aus dem Weg und sah dabei abweisend und unzufrieden aus. Millicent brachte ihm eine Tasse Kaffee. Mit dem Kinn deutete er kurz in die südwestliche Ecke des Ladens und sagte: „Dort werden wir Isabelles Nähstube einrichten.“
„Sie kann doch auch oben im Wohnzimmer nähen“, flüsterte Millicent. „Jetzt ist doch alles anders. Ohne Frank ist eine Nähstube wohl nicht mehr möglich.“
Daniel drehte sich um. „Meine Damen.“ Sofort verstummten die Frauen. „Meine Schwägerin, Isabelle Quinsby, ist momentan in der Pension von Mrs Orion. Sie ist eine ausgebildete Näherin, und wir werden ihr in der Ecke dort drüben eine kleine Schneiderei einrichten.“
Millicents Augen schmerzten mit unterdrückten Tränen – Trauer um Frank und unendliche Dankbarkeit für Daniels Großzügigkeit. „Meine Schwester hat erst vor ein paar Tagen bei einem schrecklichen Unfall ihren Mann verloren.“
Überall murmelten die Frauen ihr Beileid.
„Meine Frau hat vorgeschlagen, dass Isabelle einfach oben im Wohnzimmer nähen könnte. Aber mein Plan ist viel größer: Ich möchte Isabelle durch dieses Unglück und ihre Trauer hindurchhelfen, indem ich es ihr ermögliche, den Traum zu verwirklichen, den sie und ihr Mann hatten.“
Hope Stauffer rieb sich die Hände. „Ich habe es noch nie verstanden, warum sich eine Frau ein ganzes Jahr lang verstecken soll, wenn ihr Mann gestorben ist. Nur am Sonntag in die Kirche zu gehen und sonst immer zu Hause zu sitzen, das macht sie doch nur noch einsamer. Es gibt nichts Besseres für ein gebrochenes Herz, als sich mit Leuten zu umgeben, die man mag. Doch jetzt von Worten zu den Taten. Sagt uns einfach, welche Sachen wo stehen sollen.“
Alle stimmten zu.
Plötzlich ertönte ein tiefes Stöhnen. Ein großer Mann stand in der offenen Tür. Erschrocken schaute er von einer Frau zur anderen. „Das
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