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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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an Dr. Walid weckte, der jetzt sechshundert Kilometer nördlich von hier sicher in der rustikalen Kate seiner Vorfahren vor einem prasselnden Feuer saß und seiner Familie mit einem moralisch fragwürdigen Schlückchen Hochprozentigem zuprostete.
    Kittredge sah mich finster an und wandte sich an Nightingale. »Wir haben ein Problem.«
    »Die Amerikanerin?«
    »Sie hat zu viel gesehen.«
    »Dann brauchen wir jemanden, der das Problem beseitigt«, sagte Seawoll.
    »Haha«, sagte Kittredge.
    »Ist doch völlig egal, was die Yanks wissen«, meinte Seawoll. »Denen geht dieser Voodookram sowieso am Arsch vorbei. Was sollen sie schon daran finden?«
    »So wurde mir das nicht erklärt«, sagte Kittredge. »Es gibt gewisse Dinge, die wir in der Familie halten sollen.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir unsere junge amerikanische Freundin mitnehmen«, sagte Nightingale.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, fragte Kittredge. »Gott weiß, was das FBI daraus machen wird. Sie hat ohnehin schon zu viel mitbekommen.«
    »Im Gegenteil«, sagte Nightingale. »Ich glaube, sie hat noch nicht genug gesehen. Wo ist sie jetzt?«
    Kittredge machte eine Geste die Straße entlang. »Um die Ecke. Sitzt in einem roten Škoda Fabia, den sie sich vom Kindermädchen des zweiten Handelsattachés ausgeliehen hat.«
    »Sind Sie da ganz sicher, Sir?«, fragte ich ihn.
    »Seit man Sie aus dem Boden ausgegraben hat, lasse ich sie von einem ganzen Team überwachen.«
    »Sprach das Kind im Brunnen«, sagte Nightingale.
    »Hören Sie bloß auf. Die Sache war reine Routine, bis Sie sich eingemischt haben.«
    »Ich habe schon Geheimnisse gehütet, ehe Sie geboren wurden«, sagte Nightingale. »Hierin werden Sie mir einfach vertrauen müssen. Außerdem ist die junge Dame außerordentlich clever. Es gibt Grund zu der Annahme, dass sie es auch von allein herausfinden könnte.«
    »Aber wenigstens wäre sie keine Augenzeugin«, wandte Kittredge ein.
    »Zum Glück«, sagte Nightingale, »heißt sehen nicht automatisch auch glauben.« Er drehte sich zu mir um. »Möchten Sie nicht hingehen und ihr eine Einladung aussprechen?«
    Ich machte mich auf den Weg die Straße hinunter, das fröhliche Liedchen des Untergebenen auf den Lippen, der weiß, dass – egal welche Katastrophen im Anmarsch sind – diesmal niemand ihm die Schuld daran geben kann.
    Ich hätte nicht übel Lust gehabt, mich an Reynolds anzuschleichen und sie ein bisschen zu erschrecken, aber es ist eine bewährte Faustregel, dass man das nie mit einer Person tun soll, die möglicherweise eine geladene Waffe zur Hand hat. Also trat ich gut sichtbar von vorn an das Auto heran und winkte ihr zu. Ihr verärgerter Gesichtsausdruck – anscheinend hatte sie geglaubt, ihre Überwacher abgeschüttelt zu haben – war mir Belohnung genug.
    »Haben Sie Ihre Kanalausrüstung dabei?«, fragte ich.
    »Im Kofferraum. Gehen wir wieder runter?«
    »Sie müssen nicht.«
    »Geben Sie mir fünf Minuten«, sagte sie.
    Auch wenn Reynolds nur fünf Minuten brauchte, bei uns anderen dauerte es noch eine geschlagene Stunde, bis wir sortiert waren, unsere Ausrüstung angelegt und auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft hatten. Diesmal hatten wir uns von einem mürrischen Mitarbeiter von Thames Water anständige hüfthohe knallorange Gummi-Wathosen ausgeliehen. Die Jungs vom CO19 bestanden darauf, außerdem ihre dunkelblauen kugelsicheren Westen und Helme zutragen, was ihnen das etwas unvorteilhafte Aussehen von Hightech-Ninjas gab, denen die ganze Heimlichtuerei unterhalb des Bauchnabels nicht so wichtig ist. Ich trug eine brandneue Metvest und darüber eine Reflektorjacke. Ich hatte nicht vor, mich noch mal beschießen zu lassen; zum Glück waren ja eine Menge professioneller Pappkameraden dabei, denen ich den Vortritt lassen konnte, falls es mit friedlicher Diplomatie nicht klappte. Zach meinte, ohne die Waffen wären wir besser beraten, aber mit bewaffneten Spezialtrupps ist es nun mal so: Wenn man sie braucht, hat man gewöhnlich nicht die Muße, lange auf sie zu warten.
    Es war ein schöner Plan, und wie es Pläne seit Anbeginn der Zeit so an sich haben, war er dazu verdammt, den Kontakt mit der Realität nicht lange zu überleben.
    Als alles bereit war, hielt uns Seawoll noch eine Abschiedsstandpauke, die im wesentlichen besagte, wir sollten die Scheiße, in der wir saßen, ja nicht noch vergrößern. Dann verzogen er, Stephanopoulos und Kittredge sich in einen nahegelegenen Pub, um dort eine »Kommandozentrale«

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