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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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dem Silbertablett präsentierte – Groll und Eifersucht – hatten Lesley und ich ihn als Verdächtigen schon so gut wie abgeschrieben gehabt.
    Wir wechselten einen Blick. Ich sah ihr an, dass sie auch nicht so recht glauben konnte, dass er es gewesen war. Erst als ich wieder wegsah, wurde mir klar, dass ich ihr die Gedanken am bloßen Gesicht abgelesen hatte, ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken, wie ihr Gesicht aussah.
    »Kriegt Graham Beale auch ein gemästetes Kalb?«, fragte ich. »Oder Ryan Carroll?«
    »Wer ist Ryan Carroll?«, fragte Zach.
    »Berühmter Künstler. James war ein Fan von ihm.«
    »Den kenn ich nicht, sorry. Ich kann ja nicht jeden kennen. Aber wenn er einer von den richtigen Carrolls ist, hätten sie ihn sicher auch reingelassen.«
    »Und Graham Beale?«, fragte ich. »Der Manager.«
    »Der kam manchmal vorbei. Aber hauptsächlich war sein Bruder da unten – der war total wild aufs Buddeln. Echt traurig, wie er gestorben ist. Stephen sagt, seither hat sich Graham auch nicht mehr blicken lassen.«
    »Wie viele von denen gibt es da unten eigentlich?«, wollte Lesley wissen.
    »Weiß ich nicht.«
    »Zehn, zwanzig, zweihundert?«
    »Mehr als zwanzig. ’n paar Familien halt.«
    »Familien«, sagte Lesley. »Himmel.«
    »Die machen da schon seit Jahrhunderten ihr Ding«, sagte Zach. »Ich wette, nicht mal euer Meister wusste, dass es sie gibt. Und jetzt? Steigt ihr jetzt mit ’nem Sturmtrupp da runter? Und wenn ihr rausfindet, dass ihre Kinder nicht in die Schule gehen, alarmiert ihr dann das Sozialamt, verklagt sie wegen Schulverweigerung und unerlaubtem Unter-der-Erde-Wohnen?« Er funkelte mich böse an. »Ihr habt keine Ahnung, was ihr machen sollt – stimmt’s?«
    Er hatte recht, ich hatte keine Ahnung. Aber dazu hat Gott schließlich Vorgesetzte geschaffen.
    Nicht dass die eine Ahnung gehabt hätten.
    »Wussten Sie, dass diese Leute existieren?«, fragte Seawoll Nightingale.
    Wir hatten uns vor dem Whiteboard der Mordkommission versammelt, das über und über mit Daten, Notizenund Fotos von Leuten bedeckt war, die gerade völlig unwichtig geworden waren.
    »Nein«, gab Nightingale zu.
    »Wenn ich mal offen reden darf: Für mich riecht das latent nach Schlamperei«, sagte Seawoll. »Verstehen Sie, Thomas, ich hab mich dieses Jahr schon mit Mister Punch angefreundet und ihm geholfen, Covent Garden abzufackeln, während Miriam hier sich mit fleischfressenden Muschis und echten Katzenmenschen herumschlagen musste, und jetzt höre ich, dass es unter Notting Hill möglicherweise ein ganzes verdammtes Dorf voller Maulwurfsleute mit verdammten Sten-Guns gibt. Da ich wiederholt angewiesen wurde, mich in allen Fragen, die außergewöhnliche und spezielle Umstände betreffen, auf Ihre Erfahrung zu verlassen, ist es, denke ich, mein gutes Recht, eine gewisse Unzufriedenheit damit auszudrücken, wie Sie mit Ihrer Verantwortung auf diesem Gebiet umgehen.«
    »Es ist gewiss bedauerlich – «, begann Nightingale.
    »Es ist verdammt noch mal mehr als bedauerlich«, sagte Seawoll sehr leise. »Es ist unprofessionell.«
    Es war nur eine winzige Kopfbewegung – bloß weil ich Nightingale gut genug kannte, erkannte ich, dass der Pfeil getroffen hatte.
    »Sie haben natürlich recht«, sagte er. »Ich entschuldige mich für diese Nachlässigkeit.«
    Stephanopoulos warf mir einen erstaunten Blick zu, aber ich war genauso verwirrt wie sie. Selbst Seawoll wirkte misstrauisch.
    »Bevor ich das Folly übernahm«, sagte Nightingale, »hatte ich kaum etwas mit ›Fällen‹ in London zu tun. Ich hatte die meiste Zeit im Ausland verbracht. Da wir aberden größten Teil unserer Leute verloren – « Er stockte kurz. »Nun, diejenigen von uns, die sich mit diesen Dingen befasst hatten, standen nicht mehr zur Verfügung. Es ist gut möglich, dass dieses Volk irgendwo in den Aufzeichnungen erwähnt wird, aber genau wie Sie war ich in der letzten Zeit anderweitig engagiert.«
    Seawoll kniff die Augen zusammen. »Wir gehen so bald wie möglich da runter. Bevor diese Scheißer untertauchen können.« Ihm wurde bewusst, was er gesagt hatte. »Noch tiefer untertauchen können.«
    »Ich plädiere dafür, bis nach Weihnachten zu warten«, sagte Nightingale.
    »Und sei es nur wegen der Überstunden«, sagte Stephanopoulos. »Hören Sie, das CO19 und die Sondereinsatzkommandos werden über die Feiertage voll damit ausgelastet sein, sich um mögliche Terrorziele zu kümmern. Wenn wir die anfordern wollen, müssen wir sie

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