Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
spürte ich Holzmaserung und außerdem Tabakrauch, Bier und Whisky. Ich sah Nightingale an, der die Wand ebenfalls berührte und die Stirn runzelte. Als er meinen Blick auffing, nickte er. Die Luft war unbewegt, dumpf und trocken.
    »Weiter«, sagte er, was nur gut war, denn mit Kumar, Reynolds und den letzten beiden CO19-Leuten wurde es hier drin allmählich etwas eng. Es gab nur einen anderen Ausgang, einen Durchgang, der ebenfalls mit Pseudoholz aus Keramik verkleidet war.
    Höfliche Polizisten, die wir waren, ließen wir diesmal die Bewaffneten vorangehen. Wenn man sie schon dabei hat, ist es nicht sehr sinnvoll, sich dauernd zwischen sie und eventuell auftauchende Ziele zu stellen.
    Hinter dem Durchgang befand sich ein langer Korridor, der ausnahmsweise nicht mit der falschen Holztäfelung, sondern mit einer scheußlichen malvenfarbenen Tapete dekoriert war. Falls noch jemand daran zweifelte, dass das Stille Volk keinen Sinn für Farben hatte, hier war der Beweis.In regelmäßigen Abständen hingen an der Wand so etwas wie Bilderrahmen, nur ohne Bild.
    Nightingale legte den beiden CO19-Leuten je eine Hand auf die Schulter. »Schnell und leise, Jungs.«
    Und los ging es, so leise wie es von Leuten zu erwarten ist, die insgesamt ungefähr eine halbe Tonne Ausrüstung mit sich herumschleppen. Ein Sicherheitshinweis: Gummiwathosen sind nicht zum Schleichen gemacht. Wir blieben stehen, als der Korridor auf einen weiteren Gang führte.
    »Wohin jetzt?«, fragte Nightingale Zach.
    »Weiß nicht«, sagte er. »Der war letztes Mal noch nicht da.«
    »Das hätten Sie jetzt besser nicht gesagt«, murmelte Lesley.
    Ich persönlich kam mir vor wie auf einer Space-Hulk-Mission, aber manche Dinge spricht man in Gegenwart anderer Polizisten lieber nicht laut aus.
    Nightingale zögerte nicht. Er winkte den beiden CO19-Leuten, und einer davon ging nach rechts, der andere nach links. Nightingale schloss sich dem ersten an, ich dem zweiten. Da ertönte ein einzelner Gewehrschuss, sehr laut in dem beengten Raum. Ich warf mich hinter die Ecke zurück, und Nightingale brüllte: »Nicht schießen!«
    Es folgte eine lange Stille, in der ich die Gelegenheit ergriff, wieder aufzustehen.
    »Ich denke, das war ein Warnschuss«, sagte Nightingale. »Peter, seien Sie so gut, Mr. Palmer zu bitten, nach vorn zu kommen.«
    Zach schüttelte heftig den Kopf, aber Lesley legte ihm die Hand auf den Rücken und schob ihn sanft nach vorn, bis er den Kopf um die Ecke strecken konnte.
    »Dürfte ich Sie bitten, ihnen zu sagen, dass wir in friedlicher Absicht kommen?«, sagte Nightingale.
    »Glauben Sie, darauf ist jemals irgendwer reingefallen?«, gab er zurück.
    »Mein Ziel ist nicht, dass sie auf irgendetwas hereinfallen, Mr. Palmer«, sagte Nightingale. »Wir müssen eine Abmachung treffen, sonst wird es einige Schwierigkeiten geben, fürchte ich.«
    »Wieso glauben Sie, dass die Interesse daran haben?«
    »Hätten sie keines, so hätten sie uns längst niederschießen können.«
    Der linke CO19-Mann räusperte sich. »Normalerweise versuchen wir, solche Situationen so schnell wie möglich zu deeskalieren, Sir. Je länger es dauert, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines suboptimalen Ausgangs.« Eine beeindruckende Rede für einen Mann, der sich vermutlich nichts sehnlicher wünschte als wieder in die Richtung zu verschwinden, aus der er gekommen war.
    »Zur Kenntnis genommen«, sagte Nightingale.
    »Mann, Zach«, sagte ich. »Normalerweise kriegt man dich doch kaum dazu, mal den Mund zu halten.«
    Zach seufzte und schlich vorsichtig so weit, bis er Nightingale über die Schulter blicken konnte.
    »Ho!«, rief er. »Ist Ten-Tons in der Nähe? Ich hab hier jemanden, der mit ihm reden will.«
    Wir hielten den Atem an. Dann hörte ich eine Stimme, nicht mehr als ein Wispern aus der Dunkelheit.
    »Hast du das gehört?«, fragte Lesley.
    »Psst«, flüsterte Zach. »Ich versuch zuzuhören.« Dann rief er über Nightingales Schulter hinweg: »Bitte noch mal das Letzte?«
    Lesley verdrehte die Augen, schwieg nun aber. Ich konnte immer noch keine Worte ausmachen.
    »Er sagt, Nightingale und die Soldaten sollen draußen bleiben, aber sie wollen mit dem Mischling reden.« Er sah mich an. »Das bist du.«
    »Warum mit mir?«
    »Weiß nicht«, sagte Zach. »Vielleicht schätzen sie dich nicht besonders hoch ein.«
    »Sie gehen auf keinen Fall allein«, sagte Nightingale.
    Da hatte er meine volle Zustimmung.
    Mischling, dachte ich. Das hatte ich schon

Weitere Kostenlose Bücher