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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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teuer bezahlen, und ohne die Unterstützung einer Spezialeinheit sollten wir da besser nicht runter, denke ich.«
    »Können wir wenigstens heute Nachmittag noch Graham Beale vernehmen?«, fragte Seawoll. »Wenn es nicht zu viel Scheiß-Umstände macht?«
    »Und Ryan Carroll, den Künstler«, sagte ich. »Wir müssen wissen, ob er Kontakt zum Stillen Volk hatte.«
    »Stilles Volk. Himmelarschundzwirn«, sagte Seawoll und schüttelte den Kopf. »Alle anderen, von denen gesichert ist, dass sie menschliche Wesen sind, nehmen wir uns am zweiten Feiertag vor, und zwar gleich nach dem Frühstück. Dann sind sie noch träge vom Weihnachtsdinner, haben aber vielleicht ihren Rausch ausgeschlafen. Und dann geht’s ab in die Unterwelt.«
    »Ich werde mit Thames Water reden«, sagte Nightingale.
    »Wirklich?«, sagte Seawoll. »Das wäre reizend.«
    Stephanopoulos seufzte und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Kaffee?«, fragte ich.
    »Gern, vielen Dank, Peter«, erwiderte sie.
    Die Kantine in Belgravia ist gar nicht so ungemütlich, trotz der misslungenen Bemühungen um Weihnachtsflair mit Hilfe von Lamettagirlanden, die sich um die Kasse und die danebenstehenden Schoko- und Müsliriegelboxen wanden. Ich bin ja lernfähig und bestellte mir deshalb Tee statt Kaffee.
    Während die Kongolesin hinter der Theke meine Einkäufe in die Kasse tippte, bemerkte ich, dass das Lametta den Warmhalteplatten so nahe kam, dass eine verirrte Strähne in den Gulaschtopf hing. Es liegt an dieser gewissenhaften Befolgung der Hygienerichtlinien, dass es bei der Met so viele krankheitsbedingte Ausfälle gab – daran und an den schädlichen Einwirkungen durch bissige Hunde, das Wetter und die Mitbürger natürlich.
    Wissen die nicht, dass wir eine Koli-Epidemie haben, dachte ich.
    Dann stellte ich sorgfältig mein Tablett ab, drehte mich um und rannte in den Besprechungsraum, wobei ich drei Stufen auf einmal nahm.
    Die Getränke habe ich nie bezahlt.
    »Wir müssen in die Tunnel. Sofort«, sagte ich. »Bevor Kevin, der kleine Scheißer, sie alle umbringt.«

25
Ladbroke Grove
    Seawoll in Aktion zu sehen, ist immer ein Erlebnis. Unter seiner Fassade des traditionellen knurrigen Bullen mit Spitzhackenstiel, der alle unter den Tisch trinkt und dem man besser nicht dumm kommt, war er, bürokratisch gesehen, sehr wendig und leichtfüßig.
    Als Rückendeckung holten wir uns das CO19, den bewaffneten Zweig der Metropolitan Police. Ich wusste, dass Nightingale lieber Caffrey und seine muntere Schar von Ex-Paras dabeigehabt hätte, aber das hier war immer noch ein Fall der Mordkommission, und Seawoll hatte altmodische Ansichten, was außergesetzliche paramilitärische Todesschwadronen anging. Es gelang ihm, uns einen Trupp der CO19 zu beschaffen, indem er andeutete, es sei möglicherweise eine Prise Terrorismus im Spiel. Der Nachteil hierbei war allerdings, dass wir auch Kittredge als zuständigen Beamten des CTC benachrichtigen mussten.
    Wir sammelten uns an der Westseite der Westbourne Park Road, wo sich Zach zufolge der nächstgelegene Zugang befand. Es war dunkel, und die letzten schmutzigen Schneereste knirschten unter unseren schweren Stiefeln, als wir aus den Wagen strömten.
    »Scheiße«, fluchte Stephanopoulos, die auf einer vereistenStelle ausrutschte. Seawoll packte sie am Ellbogen und half ihr, die Balance wiederzugewinnen. »Bloß gut, dass ich nicht die High Heels anhatte«, sagte sie.
    »Kommen Sie auch mit runter, Sir?«, fragte ich Seawoll.
    »Sehe ich so aus? Ich muss da nicht runter. Das ist was für Constables, Sergeants und Bekloppte. Wir setzen hier oben schon mal den Teekessel für Sie auf.«
    Nightingale stand in einem langen austerngrauen Burberry-Mantel unter einer Straßenlaterne. Er sah aus wie einem alten Film entsprungen; es fehlten nur die Zigarette, der Hut und die unglückliche Liebesaffäre mit einer verheirateten Frau aus dem gehobenen Bürgertum. Lesley war im Sprinter geblieben, wo sie, bis es losging, ein Auge auf Zach haben und sich an der Thermoskanne mit Kaffee und unserer Notration Kekse bedienen konnte. Da die ganze Geschichte meine Idee gewesen war, blieb mir dieser Luxus verwehrt.
    Nicht lange, und auch Kittredge tauchte auf, der sich als langer dünner Mann mit marineblauem Dreiteiler und säuerlicher Miene herausstellte, wobei Letztere auch daran liegen konnte, dass man ihn an Heiligabend rausgeklingelt hatte. Er trug tatsächlich einen Mistelzweig im Knopfloch, was in mir plötzlich wehmütige Gedanken

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