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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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diesen Auftrag ausgewählt hat.«
    »Weil der Senator und seine Familie mich kennen. Meine Vorgesetzten waren der Meinung, es könnte hilfreich sein, wenn bei der Untersuchung ein vertrautes Gesicht dabei wäre – in Anbetracht des Hintergrunds des Senators und der Geschichte Ihres Landes.«
    »Aha? Welcher Teil davon denn?«
    »Nordirland. Zu Anfang seiner Karriere sprach er sich sehr deutlich gegen die Besatzung und die Verletzung der Menschenrechte durch die Engländer aus. Jetzt macht er sich Sorgen, ob die britische Polizei womöglich durch diese Tatsache vorurteilsbehaftet sein könnte.«
    Ich fragte mich, ob ein Vater, der gerade vom Tod seines Sohnes erfahren hatte, wirklich so egozentrisch sein konnte. Oder ob er als gerissener Politiker einfach jede mögliche Chance nutzte, die Untersuchung zu beschleunigen. Solltees tatsächlich eine politische Angelegenheit sein, dann wäre es nicht mehr mein Problem. Damit durften sich gern diejenigen herumschlagen, in deren Zuständigkeit es fiel – manchmal ist es schön, in einer strikten Hierarchie zu arbeiten. Aber Seawoll wollte sicher gern über die Irland-These vorgewarnt werden – nur für den Fall, dass das CTC es nicht für nötig befunden hatte, ihm Bescheid zu sagen. Schadet nie, beim Boss etwas gutzuhaben, dachte ich.
    »Ich glaube nicht, dass die Sache was mit Irland zu tun hat. Der Mord, meine ich.«
    »Und was ist mit Ryan Carroll?«, fragte sie.
    Also hatte sie mir doch nachgeschnüffelt und war sich nicht zu fein, mich anzulügen, während sie so tat, als rückte sie mit allem heraus – gut zu wissen.
    »Was soll mit ihm sein?« Ich fragte mich, ob Reynolds in ihren Unterhaltungen immer um den Kern der Sache herumhüpfte wie ein Flipperball oder ob das am Jetlag lag. Ich wurde selber schon ganz müde, wenn ich sie nur ansah.
    »Ist er ein Verdächtiger?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Eine Person von polizeilichem Interesse?«
    »Nicht wirklich.«
    »Und warum waren Sie dann dort und haben ihn befragt?«
    Weil irgendeine Zutat in manchen seiner »Stücke«, oder wie man sonst dazu sagen sollte, dermaßen heftige Vestigia ausstrahlte, dass selbst der Durchschnittsbürger davor zurückschreckte, ohne zu wissen, warum. Das sagte ich natürlich nicht.
    »James Gallagher war ein Fan von ihm. Ich war nur dort, um zu fragen, ob er je Kontakt zu Carroll aufgenommenhatte. Was nicht der Fall war, sollte ich wohl hinzufügen.«
    »Nur deshalb? Das scheint mir eine merkwürdige Verwendung Ihrer Zeit in diesem Stadium der Ermittlungen.«
    »Agent Reynolds«, sagte ich. »Ich bin bloß ein Police Constable in Zivil. Ich bin noch nicht mal offiziell ein Detective. In dieser Mordkommission bin ich so rangniedrig, wie man nur sein kann, ohne noch die Schulbank zu drücken.«
    »Nur ein einfacher Constable?«
    »Ganz genau.«
    »Na klar.«
    Sie wusste etwas. Das ist das Problem mit ausgebildeten Ermittlern – verdammt misstrauisches Pack allesamt. Aber sie hatte keine Ahnung von den Warums und Wozus und mit keiner Silbe angedeutet, dass sie etwas von den entlegeneren Gefilden der Polizeiarbeit wusste, in denen ich mich tummelte.
    »Gehen Sie und schlafen Sie sich aus«, sagte ich. »Aber an Ihrer Stelle würde ich Kittredge anrufen und ihn von seinen Qualen erlösen.«
    »Und was soll ich ihm Ihrer Meinung nach sagen?«
    »Dass Sie im Auto eingeschlafen sind. Jetlag.«
    »Das ist nicht das Image, das wir gern von uns verbreiten.«
    »Was kümmert es Sie, was Kittredge denkt? Wo wohnen Sie eigentlich?«
    »Holiday Inn.« Sie zog eine Visitenkarte aus der Tasche und studierte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Earls Court.«
    »Haben Sie ein Auto zur Verfügung?«
    »Ja, einen Mietwagen.« Natürlich – wie hätte sie mir sonst folgen können?
    »Kommen Sie mit dem Schnee klar?«
    Das erheiterte sie sichtlich. »Das ist doch kein Schnee. Da, wo ich herkomme, reden wir von Schnee , wenn man sein Auto am nächsten Morgen mit der Schaufel suchen muss.«
    Ich war stark versucht, Zach doch beim Turning-Point-Asyl oder sogar wieder in Belgravia abzuladen, aber ich konnte ihm nicht trauen, dass er den Mund halten würde. Am Ende nahm ich ihn mit ins Folly. Trotz der Kälte musste ich mit offenem Fenster fahren, um der Duftnote seiner Sporttasche beizukommen. Eine Weile zog ich ernsthaft in Betracht, anzuhalten und ihn sie öffnen zu lassen, um sicherzugehen, dass sie nicht voller Leichenteile war.
    »Scheiße, wo sind wir?«, fragte er, als ich in die Remise rollte und neben

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