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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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dem Jaguar parkte. »Und wem gehört der da?«
    »Meinem Chef. Schauen Sie ihn gar nicht an.«
    »Das ist ein Mark 2«, sagte er.
    »Sie schauen ja immer noch hin. Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen das lassen?«
    Mit einem letzten langen Blick auf den Jaguar folgte Zach mir über den Hof zum Hintereingang des Folly. Ich hatte erwogen, ihn in der Remise übernachten zu lassen, aber dann kam mir eine deutliche Vorahnung, was passieren würde, wenn ich ihn mit tragbarem elektronischem Equipment im Wert von sechs Riesen allein ließ – meinen eigenen sechs Riesen übrigens.
    Ich öffnete die Hintertür und behielt ihn scharf im Auge,während er die Schwelle überschritt. Mir war gesagt worden, dass die Schutzmaßnahmen des Folly gewissen Leuten »abträglich« seien, aber Zach zeigte keine Reaktion.
    Der hintere Flur war lediglich ein kurzer Gang mit Messingkleiderhaken an den Wänden, an denen man Südwester, Reitjacken, Capes und andere archaische Formen der Oberbekleidung aufhängen konnte.
    »Also, das ist die abgefahrenste Polizeiwache, auf der ich je war«, sagte Zach.
    Als wir ins Atrium traten, kam Molly uns entgegengeglitten – was viel schauerlicher ausgesehen hätte, wäre ihr nicht Toby mit wildem Kläffen um die Röcke gehüpft.
    Trotzdem warf Zach nur einen Blick auf sie und schob sich hinter meinen Rücken. »Wer ist das denn?«, zischte er mir ins Ohr.
    »Molly«, sagte ich. »Molly – das ist Zach. Er bleibt über Nacht hier. Kann er das Zimmer neben meinem haben?«
    Molly sah mich lange an, neigte dann den Kopf, genau auf die gleiche Art wie Snoopy in der Tate Modern, und glitt in Richtung Treppe davon. Vielleicht, um das Gästebett frisch zu beziehen, vielleicht auch, um ihr Hackebeil zu schärfen – bei Molly weiß man nie.
    Toby hatte aufgehört zu bellen und schnüffelte nun angelegentlich an Zachs Waden, während dieser quer durchs Atrium zu dem Postament schlenderte, auf dem wir DAS BUCH aufbewahren, also, nicht DAS Original-Buch, aber eine wirklich gute Ausgabe davon vom Ende des 18. Jahrhunderts, aufgeschlagen auf der Titelseite.
    Er las den Titel laut vor: » Philosophiae Naturalis Principia Artes Magicis. « Mit falscher z-Aussprache in principia und magicis – Plinius der Ältere wäre tödlich beleidigt gewesen.Nightingale jedenfalls ärgerte sich immer, wenn ich das machte.
    Dann drehte er sich um und zeigte anklagend mit dem Finger auf mich. »Scheiße, soll das ein Witz sein, oder was? Sie können da nicht dazugehören, Sie sind doch … normal. Das hier ist das Folly, das ist bloß für feine Pinkel und Monster.«
    »Was soll ich sagen? Die Standards sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.«
    »Verdammte Isaacs. Ich hätte es lieber mit den Nolans aufnehmen sollen.«
    Ich fragte mich, ob Nightingale wusste, dass wir einen Spitznamen hatten. Ich fragte mich auch, wie es kam, dass jemand wie Zachary Palmer ihn kannte.
    »Und was sind Sie?«, fragte ich – einen Versuch war es wert.
    »Mein Dad war eine Fee«, sagte Zach. »Und damit meine ich nicht, dass er Milchzähne gesammelt hat.«

Mittwoch

10
Russell Square
    Am nächsten Morgen weckte mich lautes Geschrei. Ich purzelte aus dem Bett, schnappte mir meinen Schlagstock und war zur Tür hinaus, noch ehe ich richtig wach war. All die Nächte mit Terror-Molly im Hinterkopf hatten sich ausgezahlt. Es war noch dunkel, daher machte ich als Erstes das Flurlicht an.
    Dann stand ich da, mit nichts als meinen Boxershorts am Leibe, begann sofort zu frieren und fragte mich, ob es womöglich ein Albtraum gewesen war, da wurde die Nebentür aufgestoßen, und heraus kam Zach, angetan mit einer lila Unterhose und aus vollem Hals fluchend. Als er mich sah, schwenkte er etwas vor meiner Nase herum.
    »Schau dir das an!«
    Es war seine Sporttasche, die mir das Auto vollgemüffelt hatte, nur dass sie jetzt blitzsauber war. Die ausgefransten Nähte waren gestopft und mit Leder verstärkt, das Adidas-Logo mit blauem Garn aufgefrischt. Wütend zerrte er den Reißverschluss auf, so dass ich die sauberen, ordentlich in einer Duftwolke aus Zitronen und Wildblumen zusammengelegten Kleider sehen konnte. Ich kenne nur eine Person, die Kleidung mit solcher Präzision faltet.
    »Molly hat sie wohl saubergemacht«, sagte ich.
    »Ach ja!«, gab er zurück. »Das darf sie nicht. Das sind meine Sachen.«
    »Riecht aber gut.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da kam Lesley um die Ecke gefegt, Schlagstock in der einen, LED-Taschenlampe in der

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