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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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die Arme«, rief ich und dachte dann: Verdammt, ich hab nur ein Paar Handschellen dabei. Zum Glück legte der Dicke sich tatsächlich wieder hin.
    »Sind Sie echt von der Polizei?«, fragte er fast anklagend.
    »Frag deinen Kumpel Kevin.«
    Der Dicke seufzte. »Du Totalversager«, sagte er, aber jetzt meinte er Kevin. »Du blöder, blöder Penner.«
    »Ich konnte doch nicht wissen, dass der hier aufkreuzt«, sagte Kevin.
    »Halt einfach die Fresse«, sagte der andere.
    Ich schob seine Beine von der Gestalt im Schnee hinunter. Die rollte sich herum und grinste mich an. Es war Zach – so eine Überraschung.
    »Eigentlich hatte ich gehofft, dass mich ein Bernhardiner rettet«, sagte er, während er sich aufsetzte.
    »Passen Sie bloß auf, sonst kriegen Sie doch noch eine Tracht Prügel.«
    Ich griff zum Handy und wollte es gerade anschalten, um Verstärkung zu rufen, da tippte mich Zach ans Bein und deutete die Gasse entlang. »Vorsicht!«
    Eine Gestalt kam auf uns zugerannt. Ich sprang ihr in den Weg und rief: »Zurückbleiben!«
    Die Gestalt griff nach einer Waffe.
    Die Art, wie er mit der einen Hand die Jacke aufschob und mit der anderen unter die Achsel griff – die Bewegung, mit der jemand nach einer verborgenen Waffe greift, ist unverwechselbar. Ich ließ ihm nicht die Chance, sie zu beenden. Im Kopf bildete ich die Forma , streckte die linke Hand aus, da ich in der Rechten noch das Handy hielt, und schrie viel lauter, als ich eigentlich sollte: »Impello palma!«
    Nightingale ist in der Lage, einen Feuerball durch einen zehn Zentimeter dicken Stahlpanzer zu schleudern, und ich schaffe es in neun von zehn Fällen durch eine Zielscheibe aus Papier. Aber im Interesse effizienter Polizeiarbeit in befriedetem Gebiet ist es ganz gut, wenn man auch etwas weniger Tödliches im Arsenal hat. Ich hatte Impello schon zweimal im Zorn angewandt, mit dem Ergebnis, dass ein Verdächtiger schwer verletzt und ein zweiter getötet wurde. Noch unverzeihlicher war aus Nightingales Sicht, dass ich die Forma entstellte, indem ich spontan eine Art zweite Forma erschuf und sie der ersten in den Rücken rammte. Turpis vox , das unschöne Wort, nannte er es, und es schien ein typischer Anfängerfehler zu sein.
    »Sie halten sich für sehr erfinderisch«, hatte er gesagt. »Aber in Wirklichkeit verzerren Sie die Forma . Wenn Sie sich das angewöhnen, werden diese Formae nicht richtig funktionieren, wenn Sie sie mit anderen Formae zu richtigen Zaubersprüchen kombinieren wollen.«
    Ich hatte den Fehler gemacht, anzumerken, dass die paar Zauber, die ich beherrschte, doch ganz gut zu funktionieren schienen. Er hatte geseufzt. »Peter, was Sie können, sind Zauber erster und zweiter Ordnung. Zauber, die einfach zu erlernen und nicht sehr fehleranfällig sind. Bei den Zaubern höherer Ordnung wird es keine Fehlertoleranz mehr geben – wenn Sie die Formae dafür nicht perfekt beherrschen, werden sie nicht funktionieren oder eine unvorhersehbare schädliche Wirkung haben.«
    »Sie haben mir noch nie einen Zauber höherer Ordnung gezeigt«, hatte ich gesagt.
    »Wirklich nicht? Das müssen wir nachholen.« Er hatte tief Atem geholt und dann mit einer seltsam theatralischen Handbewegung einen langen Zauber gesprochen, der mindestens acht Formae umfasste.
    Nach einer Weile wies ich ihn darauf hin, dass nichts passiert war. Daraufhin schenkte er mir eines seiner seltenen Lächeln.
    »Schauen Sie nach oben.«
    Ich sah nach oben und bemerkte, dass sich über meinem Kopf eine kleine Wolke bildete, etwa so groß wie ein Teetablett. Sie sah aus wie eine kompakte Masse aus dichtem Dampf. Kaum hatte sie eine gewisse Dichte erreicht, da fielen mir auch schon die ersten Regentropfen aufs emporgewandte Gesicht.
    Ich duckte mich weg und trat einen Schritt beiseite. Siefolgte mir. Sie war nicht sehr schnell – wenn man zügig ging, konnte man sie hinter sich lassen, aber sobald man anhielt, kam sie wieder angeschwebt, blieb über einem hängen und beglückte einen mit einer ganz persönlichen Kostprobe des englischen Sommers.
    Ich fragte Nightingale, wozu in aller Welt so ein Zauber gut sein sollte. Er meinte, es sei der Lieblingszauber eines seiner Meister in der Schule gewesen. »Damals schien mir, als gebrauche er ihn unverhältnismäßig oft«, erzählte er, während er zusah, wie ich durchs Atrium sprang. »Aber ich muss sagen, allmählich erkenne ich, was er daran so schätzte.«
    Meiner Stoppuhr zufolge hielt der Zauber siebenunddreißig Minuten und

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