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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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sein und nicht die Rothaarige.«
    »Und warum sind Sie mir gefolgt?«
    »Ich bin nicht Ihnen gefolgt. Sondern Mr. Palmer.«
    »Was hab ich denn getan?«, wollte Zach wissen, aber Agent Reynolds ignorierte ihn vernünftigerweise.
    »Er war Ihr bester Verdächtiger«, sagte sie zu mir. »Und Sie haben ihn nicht nur gehen lassen, sondern sogar ins Haus des Opfers zurückgebracht.«
    »Hallo? Ich hab da auch gewohnt«, sagte Zach.
    »Es war seine registrierte Adresse«, sagte ich.
    »Ja, für die Angabe des Wahlbezirks. Die man erhält, indem man einmal im Jahr ein Formular ausfüllt, ohne ein gültiges Ausweisdokument vorweisen zu müssen. Ich bin erstaunt, wie lax Ihre Wahlbestimmungen sind.«
    »Nicht so erstaunt wie ich, dass Zach wahlberechtigt ist.« Ich sah ihn an. »Was wählen Sie denn?«
    »Die Grünen.«
    »Finden Sie das etwa lustig?«, fragte sie. Sie klang heiser. Selbst wenn sie im Flugzeug ein bisschen geschlafen hatte,musste sie jetzt an die vierundzwanzig Stunden auf den Beinen sein. »Liegt es daran, dass das Opfer amerikanischer Staatsbürger war? Finden Sie den Mord an einem amerikanischen Staatsbürger lustig?«
    Ich war versucht, ihr zu erklären, dass unser Unernst daran lag, dass wir Briten waren und tatsächlich so was wie Humor besaßen, aber ich bin nicht gern grausam gegen Ausländer, vor allem, wenn sie so erledigt sind. Um mein Zögern zu kaschieren, nahm ich noch einen Schluck Kaffee.
    »Warum glauben Sie, dass er etwas damit zu tun hat?«, fragte ich dann.
    »Er ist kriminell.«
    »Wir haben ihn wegen Drogenbesitz einkassiert. Bis zum Mord fehlt da noch ein ganzes Ende.«
    »Meiner Erfahrung nach nicht. Vielleicht war James Gallagher sein Sugardaddy und hatte es satt, ihn auszuhalten.«
    »Hey, ich sitz hier mit am Tisch«, beschwerte sich Zach.
    »Ich bemühe mich, das zu vergessen«, sagte Reynolds.
    »Er hat ein Alibi«, sagte ich.
    »Kein direktes«, widersprach sie. »Es könnte hinten hinaus einen Weg durch einen toten Winkel geben.«
    Hielt die uns für Amateure? Stephanopoulos hatte wahrscheinlich den größten Teil des gestrigen Tages damit verbracht, zu versuchen, Zachs Alibi zu entkräften, und das schloss die Möglichkeit eines toten Winkels ganz gewiss mit ein.
    »Ist es beim FBI üblich, seine Befugnisse derart zu überschreiten?«, fragte ich.
    »Das FBI ist rechtlich verpflichtet, Verbrechen zu verfolgen, die im Ausland gegen amerikanische Staatsbürgerbegangen wurden.« Ihre Augen waren auf irgendeinen abstrakten Punkt links von meinem Kopf gerichtet.
    »Aber normalerweise tun Sie das gar nicht, oder?«, bohrte ich nach. »Ist ja nicht so, als hätten wir was gegen ein bisschen Verstärkung, zum Beispiel bei diesem Überfall in Soho vor einiger Zeit. Da hat ein junger Mann eine Brechstange ins Gesicht bekommen. Er war Amerikaner, aber damals haben wir keine Spur vom FBI gesehen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Sein Vater war vermutlich kein Senator.«
    »Abgesehen vom Sicherheitsaspekt – worum geht es hier wirklich?«
    »Sein Vater bekleidet ein Amt mit moralischer Autorität. Es wäre nicht zweckdienlich, wenn sein Ruf durch etwas leiden würde, was sein Sohn getan hat.«
    »Und was glauben Sie, was James getan haben könnte?«
    »In seiner Zeit auf dem College gab es Zwischenfälle.«
    »Was für Zwischenfälle?«, fragte Zach, bevor ich die Chance dazu hatte.
    Ich seufzte und deutete auf einen Tisch am anderen Ende des Raumes. »Gehen Sie und setzen Sie sich dorthin.«
    »Hey! Warum?«
    »Das hier ist für Erwachsene.«
    »Spielen Sie sich nicht so auf.«
    »Ich spendiere Ihnen auch einen Kuchen.«
    Er horchte auf wie ein kleiner Hund. »Wirklich?«
    »Wenn Sie sich dorthin setzen.« Da tat er es. Ich wandte mich wieder Reynolds zu. »Ich kann verstehen, dass Sie ihn als Verdächtigen betrachten. Was für Zwischenfälle?«
    »Drogen. James Gallagher wurde zweimal wegen Drogenbesitzverhaftet, aber die Anschuldigungen wurden jedes Mal fallengelassen.«
    Ohne Zweifel, dachte ich.
    »Er hat auf der Uni also mal was geraucht. Und? Dafür ist sie doch da, oder?«
    »Manche Menschen haben höhere persönliche Wertmaßstäbe«, sagte sie tugendsam. »Sogar während ihrer Studentenzeit.«
    »Waren Sie schon jemals außerhalb der USA?«
    »Ist das in irgendeiner Weise relevant?«
    »Ich bin nur neugierig. Ist das hier Ihre erste Auslandsreise?«
    »Sie halten mich für engstirnig, ja?«
    Okay, dachte ich. Erste Auslandsreise.
    »Mich würde interessieren, warum man Sie für

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