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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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letzten acht Stunden vor seinem Tod einen in Benutzung befindlichen Abwasserkanal betreten hatte. Ich kramte Sergeant Kumars Nummer heraus und wurde über sein Airwave mit ihm verbunden. Im Hintergrund waren der Lärm vieler Menschen und Lautsprecheransagen zu hören. Er war unverkennbar im Dienst. Ich erzählte ihm von dem Klärschlamm an den Stiefeln.
    »Danach wurden wir schon gefragt«, sagte er. »Unter der Baker Street verläuft ein großer Kanal und unter Portland Place ebenfalls. Aber von der U-Bahn-Strecke aus besteht zu keinem der beiden ein direkter Zugang.«
    »Was ist mit Geheimgängen?«, fragte ich. »Ich dachte, die U-Bahn wäre voll davon.«
    »Geheim für die Öffentlichkeit, aber nicht für uns.«
    »Sind Sie sicher?«
    Kumar machte ein unflätiges Geräusch. »Ich habe da eine interessante Überwachungsaufnahme von letztem Sonntag gefunden«, sagte er dann. »Äußerst unverantwortliches Verhalten eines Mannes, einer Frau und einer Person, die verdächtig nach einem Kind mit einer riesigen Mütze aussieht. Auf den Schienen in der Nähe von Tufnell Park. Kommt Ihnen da was bekannt vor?«
    »Ach, wirklich«, sagte ich. »Konnte man sie identifizieren?«
    Er unterbrach kurz das Gespräch, als ihn eine nervöse Frauenstimme fragte, wo es zur U-Bahn ging. Die Schneebekämpfungsmaßnahmen der Eisenbahngesellschaften griffen endlich, und mit leichter Verspätung fluteten die Massen nach London, um ihre Last-Minute-Einkäufe zu erledigen. Eine meiner morgendlichen Mails war eine Pauschalwarnung vor diesem Umstand gewesen – man sollte sich auf vermehrte Diebstähle, Verkehrsunfälle und übel gelaunte Leute aus dem Norden einstellen.
    »Könnte man, wenn irgendein totaler Schwachkopf eine große Sache daraus machen wollte«, sagte er.
    »Und wie lässt sich so ein totaler Schwachsinn vermeiden?«
    »Ganz leicht. Indem man sich an die grundlegenden Sicherheitsvorschriften im Bahnverkehr hält und das nächste Mal, wenn man den plötzlichen Drang verspürt, auf Bahnschienen spazieren zu gehen, erst mich anruft.«
    »Ist gebongt«, sagte ich. »Ich schulde Ihnen was.«
    »Eine ganze Menge«, sagte er.
    Die Mordkommission würde sicher bald wissen wollen, warum ich Ryan Carroll nicht gleich befragt hatte, als ich ihn in der Tate Modern leibhaftig vor mir hatte, daher generierte ich ein Memo, das andeutete, dass ich weggerufen worden war, um einen Folly-spezifischen Fall zu untersuchen. Dann schaute ich im Übungslabor vorbei, um es von Nightingale abzeichnen zu lassen.
    Als ich eintrat, ließ Lesley gerade drei (in Worten: drei) Äpfel langsame Runden in der Luft drehen. Nightingale winkte mich herbei und unterschrieb, ohne mehr als einen halben Blick auf mein Klemmbrett zu werfen.
    »Hervorragend«, sagte er dann zu Lesley und drehte sich zu mir um. »So kann es aussehen, wenn man sich nicht ablenken lässt und sich ganz auf die anstehende Aufgabe konzentriert.« Ihre Haare waren schweißnass.
    »Verstehe«, sagte ich, trat durch die Tür und fügte hinzu: »Aber kann sie sie auch explodieren lassen?« Dann duckte ich mich schnell nach rechts. Zwei der Äpfel klatschten auf Kopfhöhe hinter mir an die Wand. Der dritte schaffte es tatsächlich um die Biegung, zischte an meinem Ohr vorbei und verschwand auf Nimmerwiedersehen im Gang.
    »Daneben«, rief ich und flüchtete eilig, bevor sie nachladen konnte. Sie wurde richtig gut.
    Ich schickte eine Kopie des Formulars per Mail los, druckte dann alles viermal aus, steckte jede Version in einen separaten A4-Umschlag und legte sie neben die Obstschale, die auch in Belgravia abgegeben werden musste. Dann ging ich hinunter in den Schießstand, um mein eigenes Training zu absolvieren.
    Zu den vielen seltsamen Dingen, die es in der Magie gibt, gehört die Tatsache, dass Formae auch irgendwann aus der Mode kommen können. Ein gutes Beispiel dafür war Aer , streng genommen ein latinisiertes griechisches Wort, das nichts anderes bedeutet als »Luft«. Sobald man diese Forma beherrscht (ich brauchte dafür sechs Wochen), »beherrscht« man die Luft vor dem eigenen Körper. Da es aber keine physikalische Möglichkeit gibt, die Wirkung zu messen – und glauben Sie mir, ich habe mich bemüht! –, muss der Meister dabei sein, um einem zu sagen, ob man es richtig gemacht hat. Am Schluss steht man mit einer Forma da, die ganz schön schwierig ist und scheinbar keinerlei Wirkung hat. Kein Wunder also, dass sie aus der Mode kam, vor allem, weil Ende des achtzehnten

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