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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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jemand, den er kannte, einen Brennofen samt Zubehör gekauft hätte.
    »Nein«, sagte er. »Ist das von Bedeutung?«
    »Das kann ich noch nicht sagen, Sir. Wissen Sie, ob Ihr Sohn eine unabhängige Einkommensquelle hatte – einen Investment-Fonds vielleicht?«
    »Ja«, sagte er. »Mehrere sogar. Aber sie wurden alle schon überprüft; es wurde nichts entnommen. Jimmy war immer sehr genügsam.«
    »Hatten Sie engen Kontakt zu ihm?«
    Der Senator goss sich einen Schuss Whiskey in den Plastikbecher. »Warum?«
    »Das FBI schien sich Gedanken zu machen, er könnte Sie in Verlegenheit bringen – politisch?«
    »Wissen Sie, was ich an den Engländern mag?«, fragte der Senator.
    »Den Sinn für Humor?«
    Er schenkte mir ein karges Lächeln, um klarzustellen,dass die Frage rhetorisch gemeint war. »Sie sind keine potenziellen Wähler. Hier wird mir keine Interessengruppe und kein Lokalpolitiker auf den Pelz rücken, nur weil irgendwer irgendwo Anstoß an einem Witz oder Versprecher von mir nimmt. Mal ganz hypothetisch: Was würde Sie mehr stören – wenn ich Sie einen Beefeater oder einen Nigger nenne?«
    » Hat er Sie in Verlegenheit gebracht?«
    »Wissen Sie, warum Sie der Frage ausgewichen sind?«
    Aus Professionalität, dachte ich. Weil ich mich zwei Jahre lang ständig mit mies gelaunten Besoffenen und aggressiven Ladendieben und diversen Leuten herumschlagen musste, die sich einfach an irgendwem abreagieren wollten, weil die Welt so unfair zu ihnen war. Der Trick ist, stur die Fragen zu wiederholen, auf die man eine Antwort braucht, bis die kleinen Scheißer sich endlich beruhigen. Gelegentlich muss man sie erst zu Boden werfen und sich eine Weile auf sie draufsetzen, aber bei meinem derzeitigen Gegenüber erschien mir eine solche Entwicklung eher unwahrscheinlich.
    »Inwiefern hat er Sie in Verlegenheit gebracht?«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Wissen Sie was, Senator, Sie erzählen mir von Ihrem Sohn, und ich beantworte Ihnen Ihre Frage.«
    »Ich hab zuerst gefragt«, sagte er. »Sie beantworten meine Frage, und ich erzähle Ihnen von meinem Sohn.«
    »Wenn Sie ›Nigger‹ zu mir sagen, klingen Sie einfach nur wie ein rassistischer Amerikaner«, sagte ich. »Und Beefeater ist keine Beleidigung, sondern ein scherzhafter Spitzname. Sie wissen ganz einfach nicht genug über mich, um mich adäquat beleidigen zu können.«
    Der Senator musterte mich lange mit zusammengekniffenenAugen, und ich fragte mich, ob ich wieder mal zu neunmalklug gewesen war, aber dann seufzte er und hob seinen Plastikbecher.
    »Er hat mich nicht in Verlegenheit gebracht, nein. Obwohl er das vielleicht glaubte.« Ich bemerkte, dass er den Whiskey kurz im Mund behielt und das Aroma auskostete, ehe er ihn hinunterschluckte. Dann stellte er das Glas wieder ab – zwang sich zur Zurückhaltung. Ich kannte dieses Verhalten von meinem Dad. »Er war gern hier in London, das weiß ich. Er meinte, die Stadt hätte unglaubliche Dimensionen. ›Das geht bis ganz tief runter‹, sagte er.«
    Einen winzigen Augenblick lang wurde sein Blick leer. Mir wurde klar, dass er massiv einen sitzen hatte.
    »Also hatten Sie Kontakt zu ihm?«
    »Ich rief ihn einmal wöchentlich an. Er selbst hat sich alle ein, zwei Monate gemeldet. Wenn die Kids aus der High School raus sind, kann man nicht mehr erwarten.«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    »Letzte Woche.« Seine Hand zuckte in Richtung Whiskeybecher, aber er hielt rechtzeitig inne. »Ich wollte wissen, ob er über Weihnachten nach Hause kommen würde.«
    »Und wollte er?«
    »Nein«, sagte der Senator. »Er sagte, er habe etwas entdeckt, er klang ganz aufgeregt und meinte, wenn wir uns das nächste Mal sähen, würde er mir etwas zeigen, was mich umhauen würde.«
    Erfahrene Polizisten betonen immer, wie unprofessionell es ist, wenn man sich zu stark auf die Opfer einlässt. Eine Mordermittlung kann Wochen, Monate oder gar Jahre andauern, und was die Opfer von dir wollen, ist nicht Mitleid. Sie wollen kompetente Arbeit – und die schuldest du ihnen.
    Und doch – jemand hatte James Gallagher hinterrücks erstochen, und hier saß sein Vater, außer sich vor Schmerz und Verwirrung. Ich entschied, dass mir das ganz und gar nicht passte.
    Ich stellte noch ein paar Fragen über das künstlerische Werk seines Sohnes, aber es wurde deutlich, dass der Senator ihn nur hatte gewähren lassen, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Guleed, die schweigend in der Küchenecke lehnte, gab

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