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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Ermittlungstag aufgefallen. Und wenn er das Lagerhaus als Studio gemietet hätte, wüssten wir es.
    »Woher kommt all das Zeug?«, fragte ich Kevin.
    »Was für Zeug?«, fragte er. Selbst hier drinnen behielt er seine Kapuze auf, als hätte er Angst, dass ihm sonst das Gehirn zu den Ohren herausrinnen könnte.
    »Das Keramikzeug«, sagte ich. »Das Sie auf dem Portobello Market verticken wollten.«
    »Na, von hier.«
    »Nicht aus der Moscow Road?«
    Kevin sah mich anklagend an. »Sie sind mir gefolgt?«
    »Ja, Kevin«, sagte Lesley.
    »Das ist ’ne Verletzung meiner europäischen Menschenrechte.«
    Ich sah Lesley an – so blöd konnte niemand wirklich sein, oder? Sie zuckte mit den Schultern. Lesley hat eine weit pessimistischere Meinung von der Menschheit als ich.
    Ich deutete auf den Brennofen. »Wissen Sie, wem der gehört?«
    Kevin warf einen desinteressierten Blick darauf und hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie hier drin jemals etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Geister, seltsame Geräusche – abstrusen Scheiß?«
    »Nicht wirklich.«
    »Ich wäre dafür, Seawoll zu rufen«, sagte Lesley.
    Wir befahlen Kevin, sich auf den Rand der Palette zu setzen, auf der der Brennofen stand, und gingen ein Stück zur Seite.
    »Ist das hier etwas, was Seawoll wissen will?«, fragte ich.
    »Es könnte der Herkunftsort der Mordwaffe sein. Was der leitende Ermittler wissen will, sollte er besser selbst entscheiden.«
    Wohl wahr. Aber dies konnte durchaus auch der Ort sein, wohin sich James Gallagher während dieser ominösen Lücken in seinem Tagesablauf verzogen hatte. James war Student, aber sein Vater war reich.
    »Ich will mit dem Senator reden«, sagte ich. »Vielleicht hat er das alles bezahlt.«
    Da Lesley anmerkte, dass sich unsere ganz spezielle FBI-Agentin für einen solchen Besuch sicher sehr interessieren würde, rief ich Kittredge an.
    »Haben Sie Ihr verlorenes Schaf wiedergefunden?«
    »Warum fragen Sie?« Das CTC war vielleicht bis zur Unkenntlichkeit umorganisiert worden, aber die Kerle waren immer noch die gleichen maulfaulen Bastarde wie damals, als sie im Kalten Krieg die Handlanger für den Geheimdienst gemacht hatten.
    »Sie wurde möglicherweise in Ladbroke Grove gesichtet. Ich wollte es erst mal mit Ihnen abklären, bevor ich Zeit darauf verschwende.«
    »Sie ist zurück im Bunker. Seit etwa heute Morgen um neun.«
    »Sie meinen das Hotel?«, fragte ich, obwohl mir klar war, dass er etwas anderes meinte.
    »Grosvenor Square«, sagte Kittredge müde – das war die amerikanische Botschaft.
    Ich dankte ihm und legte auf. Es war Aufgabe des CTC, die Botschaft einschließlich eventueller geheimer Zugänge zu bewachen. Wenn Kittredge sagte, dass Reynolds drin war, dann war sie es mit ziemlicher Sicherheit auch.
    »Wo sie vor einem Laptop sitzt und uns zuschaut, wie wir in der Gegend herumkurven«, vermutete Lesley.
    »Gut«, sagte ich. »Ich lasse den Sender hier bei dir, dann wird sie keinen Verdacht schöpfen.«
    Den Senator zu finden war leicht. Ich rief einfach Guleed an – zu wissen, wo sich die Angehörigen aufhalten, ist integraler Bestandteil der Angehörigenbetreuungsarbeit. Ist ganz nützlich, wenn sie den bedauerlichen und leider viel zu häufigen Wandel vom Leidtragenden zum Verdächtigen durchlaufen.
    »Wir sind im Haus in Ladbroke Grove«, sagte Guleed.
    Ich überließ es Lesley, Kevin zu babysitten und die Kavallerie zu rufen, und legte die kurze Strecke in weniger als zehn Minuten zurück.
    Der Senator war ein unauffälliger Mann in einem teuren Anzug. Er saß am Küchentisch, vor sich eine Flasche Jameson’s und einen Plastikbecher.
    »Senator?«, fragte ich. »Dürfte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Er sah mich an und zog eine Grimasse – ich vermutete,dass das momentan das Beste war, was er in Richtung höfliches Lächeln fertigbrachte. Sein Atem war whiskeygeschwängert.
    »Bitte setzen Sie sich, Detective.«
    Ich setzte mich ihm gegenüber. Er bot mir etwas zu trinken an, ich lehnte ab. Er hatte ein langes, seltsam ausdrucksloses Gesicht, aber in der Anspannung um seine Augen herum war Schmerz zu erahnen. Sein braunes Haar war zu einem sauberen konservativen Seitenscheitel frisiert, seine Zähne waren weiß und selbst seine Fingernägel waren makellos. Er sah gepflegt aus – im Sinne von: regelmäßig staubgewischt, nachgeölt und poliert, wie ein Oldtimer.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Ich fragte ihn, ob er oder

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