Ein wunderbarer Liebhaber
Sorgen um mich zu machen?“ fragte Serena.
„Nie. Auch so zeigt er dir, dass er dich liebt.“
„Ich weiß.“ Seufzend nippte Serena an ihrem Tee. „Wenn er mich doch nur so leben lassen würde, wie ich will…“
„Warum erzählst du mir nicht, wie du Justin fandest?“ Als Serena aufsah, lächelte Anna nur. „Nein, ich hatte wirklich keine Ahnung, was dein Vater vorhatte. Er war klug genug, mir nichts davon zu erzählen. Deine… nun ja, Diskussion mit ihm war recht lautstark.“
„Du wirst es nicht glauben!“ Serena sprang auf, ohne den Tee zu verschütten. „Er hat Justin zu der Reise überredet und allen Ernstes gehofft, dass ich mit Sternen in den Augen und Orangenblüten im Gehirn nach Hause komme. Noch nie in meinem Leben war ich so wütend. Ich habe mich so geschämt.“
„Wie hat Justin es aufgenommen?“
„Ich glaube, nach dem ersten Schock fand er die ganze Sache sehr amüsant. Er hatte keine Ahnung, wer ich war. Bis wir uns eines Tages am Strand stritten und ich meinen vollen Namen nannte.“
Am Strand stritten, dachte Anna. Um ein Lächeln zu verbergen, nahm sie einen Schluck Tee. „Ich verstehe. Dein Vater hält sehr viel von ihm, Rena. Ich auch. Ich nehme an, Daniel konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen.“
„Er macht mich rasend.“
„Wer?“
„Justin. Beide“, ergänzte sie rasch und stellte hastig ihre Tasse ab. „Er hat es mir erst gesagt, als die Fahrt fast vorüber war, und das auch noch wie beiläufig. Und dabei fing ich gerade an…“
„Du fingst gerade an?“ ermunterte Anna sie behutsam.
„Er ist sehr attraktiv“, murmelte Serena. „Ich nehme an, es hat mit seiner rücksichtslosen Art zu tun. Und mit diesem verdammten Charme.“ Anna war weise genug, ihre Tochter nicht zu unterbrechen. „Selbst wenn er mich wütend machte, weckte er Dinge in mir, die ich lieber schlafen gelassen hätte. Eine solche Leidenschaft habe ich noch nie empfunden. Ich bin nicht sicher, ob ich es je wollte.“ Sie drehte sich um und sah in den forschenden Blick ihrer Mutter. „Den letzten Tag haben wir zusammen in St. Thomas verbracht. Ich wäre mit ihm ins Bett gegangen – aber dann hat er mir von Dads kleinem Komplott erzählt.“
„Und wie fühlst du dich jetzt?“
Serena starrte auf ihre Hände. „Ich will ihn immer noch. Ich weiß nicht, ob es mehr als das ist. Wie könnte es denn, wo wir uns doch kaum zwei Wochen kennen?“
„Rena, traust du deinem Instinkt wirklich so wenig? Warum sollten Gefühle sich nach einem bestimmten Zeitplan entwickeln? Sie sind so individuell wie die Menschen, denen sie gehören. Bevor ich deinen Vater näher kennen lernte, hielt ich ihn für einen eingebildeten, großmäuligen Ochsen.“ Als Serena zustimmend schmunzelte, lächelte Anna mädchenhaft. „Das war er natürlich auch. Ich habe mich trotzdem in ihn verliebt. Zwei Monate später lebten wir zusammen und nach einem Jahr waren wir verheiratet.“ Sie quittierte Serenas schockierte Miene mit einem Nicken.
„Leidenschaft und vorehelicher Sex sind nicht das Privileg deiner Generation, liebes Kind. Daniel wollte gleich heiraten, aber ich war entschlossen, erst mein Medizinstudium abzuschließen. Das einzige, worin wir uns einig waren, war, dass wir ohne einander nicht mehr leben konnten und wollten.“
Serena dachte über die Worte ihrer Mutter nach, während das Feuer hinter ihr laut prasselte. „Woher wusstest du, dass es Liebe war, und nicht nur Verlangen?“
„Von all meinen Kindern hast du immer die schwierigsten Fragen gestellt.“ Anna beugte sich vor und nahm die Hände ihrer Tochter. „Ich bin nicht sicher, ob man das voneinander trennen kann, .wenn es um einen Mann und eine Frau geht. Man kann das eine ohne das andere empfinden, aber nicht, wenn es wahre Liebe ist, und auch nicht, wenn es wahres Verlangen ist. Die Leidenschaft, die aufflackert und rasch wieder vergeht, ist nur ein Echo. Keine Substanz, nur ein Resultat. Glaubst du, du hast dich in Justin verliebt, oder hast du Angst davor, dass du es hast?“
Serena öffnete den Mund, schloss ihn wieder und probierte es erneut. „Beides.“
Anna drückte Serenas Hand. „Sag deinem Vater nichts davon. Er würde sich etwas darauf einbilden. Und was willst du jetzt unternehmen?“
„Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Ehrlich gesagt, ich habe es verdrängt.“ Sie zog die Knie an und legte das Kinn darauf. „Aber ich werde ihn wohl wieder sehen müssen. Er hat mir einen Job
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