Ein wunderbarer Liebhaber
frustriert er auch war, Justin hatte sich befohlen, auf sie zu warten. Jetzt, so entschied er, hatte er lange genug gewartet. Noch bevor diese Nacht vorüber war, würde er sie besitzen.
Als Justin nach dem Hörer griff, um die Fahrt nach Norden zu organisieren, klopfte es an der Tür. „Ja.“
Gewarnt durch den Tonfall dieser einzelnen Silbe, streckte seine Sekretärin nur den Kopf durch die Tür. „Entschuldigung, Justin.“
Nur mit Mühe ersparte er ihr eine barsche Antwort. „Was ist, Kate?“
„Telegramm.“ Sie trat ein, eine schlanke, elfenhafte Brünette mit leiser Stimme und statuenhaftem Gesicht. „Und Mr. Streeve hängt draußen herum. Er will, dass Sie seinen Kreditrahmen vergrößern.“
Justin nahm das Telegramm knurrend entgegen. „Was braucht er denn?“
„Fünf“, sagte sie und meinte fünftausend.
Justin riss den Umschlag auf und fluchte leise. „Der Idiot weiß nicht, wann er aufhören muss. Wer hat die Aufsicht?“
„Nero.“
„Sagen Sie Nero, dass Streeve noch einen gut hat, aber danach ist Schluss. Mit etwas Glück gewinnt er zweitausend zurück und gibt sich damit zufrieden.“
Habe über dein Angebot nachgedacht. Werde am Donnerstagnachmittag eintreffen, um Konditionen zu besprechen. Bitte arrangiere eine angemessene Unterbringung. S. MacGregor Justin
las die kurze Nachricht zwei Mal, bevor ein Lächeln seine Mundwinkel zucken ließ. Typisch, dachte er. Kurz, auf den Punkt gebracht und herrlich vage. Und im letzten Moment, fügte er hinzu und lehnte sich zurück. Es war schon nach Mittag am Donnerstag. Also kam sie, um über die Konditionen zu reden. In seinem Nacken lockerte sich eine verkrampfte Stelle. Justin holte ein Zigarillo heraus und steckte es nachdenklich an. Konditionen, dachte er. Ja, sie würden Konditionen besprechen und dabei cool und geschäftsmäßig bleiben.
Er hatte jedes Wort ernst gemeint, als er ihr den Job anbot. Seiner Meinung nach war Serena für den Umgang mit seinem Personal und seinen Gästen hervorragend qualifiziert. Er brauchte jemanden, der selbstständig Entscheidungen treffen konnte, damit er, falls nötig, zu seinen anderen Häusern fahren konnte. Er konnte es sich nicht leisten, seine ganze Zeit in einem einzigen Casino zu verbringen. Justin pustete eine dünne Rauchfahne in den Raum und beschloss, Serena möglichst attraktive Konditionen zu bieten. Und wenn das erst geklärt war…
Wenn das erst geklärt ist, dachte er, wird sie sich auf privater Ebene mit mir beschäftigen müssen. Seine Augen wurden dunkel, die Lippen schmal. Diesmal gab es keinen Daniel MacGregor, der den wohl wollenden Dritten mit einem Ass im Ärmel spielte. Heute Abend würden er und Serena ein sehr privates Zwei-Personen-Spiel beginnen. Justin lachte. Das Gewinnen war sein Geschäft.
Er nahm den Hörer ab und drückte den Knopf, der ihn mit der Rezeption verband. „Rezeption, Steve am Apparat. Kann ich Ihnen helfen?“
„Hier ist Blade.“
Der Hotelangestellte war sofort hellwach. „Ja, Sir.“
„Eine Miss MacGregor wird heute Nachmittag einchecken. Serena MacGregor. Sorgen Sie dafür, dass ihr Gepäck in die Gästesuite in meinem Stockwerk gebracht wird.“
„Ja, Sir.“
„Die Floristin soll einen Strauß Veilchen hinauf schicken.“
„Ja, Sir. Eine Karte?“
„Nein.“
„Ich werde mich persönlich darum kümmern.“
„Gut.“ Zufrieden legte Justin auf. Jetzt brauchte er nur noch zu warten. Er griff wieder nach dem Bericht für die Aktionäre und schenkte ihm seine volle Aufmerksamkeit.
Serena reichte dem Türsteher die Wagenschlüssel und warf den ersten ausgiebigen Blick auf das „Comanche“. Justin hatte nichts Schickes oder Opulentes angestrebt, sondern einen ausgewogenen Kompromiss gefunden. Serena gefiel der Stil, der der Ostküste einen Hauch des Westens brachte.
Neben dem Haupteingang stand ein Comanchen-Häuptling mit vollem Kopfschmuck. Kein Supermarkt-Indianer, bemerkte Serena, sondern eine exquisite Skulptur aus weißem schwarzgeädertem Marmor. Sie gab der Versuchung nach und strich mit der Fingerspitze über den glatten Brustkorb. Typisch Justin, dachte sie, nie wählte er das Gewöhnliche. Ihr Blick wanderte zu dem marmornen Gesicht hinauf. Bildete sie es sich nur ein, oder bestand da wirklich eine gewisse Ähnlichkeit? Wenn die Augen grün gewesen wären… Kopfschüttelnd wandte Serena sich ab.
Serena schob sich den Riemen ihrer Tasche höher auf die Schulter und folgte ihrem Gepäck nach innen. Es gab keine roten
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