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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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auf.
    Onkel Vlad sah Mihai und Elvira fragend an. Beide nickten.
    »Es ist etwas Furchtbares passiert.« Onkel Vlad blickte Helene, Ludo, Daka und Silvania langsam der Reihe nach an. Dann sagte er mit tiefer, ernster Stimme: »Wir schweben in Lebensgefahr.«

Ein unlösbares
Problem
    A lle hatten sich um den großen Wohnzimmertisch versammelt. Mihai und Vlad Tepes standen am Tischende. Sie hatten einiges zu berichten.
    Vlad Tepes war bei Einbruch der Nacht gemeinsam mit seiner Frau Karpa und seinem Sohn Woiwo in Bistrien aufgebrochen. In der Morgendämmerung kamen sie nach 1490 Flugkilometern völlig erschöpft in Bindburg an.
    Daka und Silvania waren bereits zur Schule unterwegs. Herr Tepes kam von der Nachtschicht beim Institut für Rechtsmedizin nach Hause. Er wollte sich gerade einen Feierabendkaffee mit einem Schuss Blut versüßen, als es auf dem Dach polterte. Frau Tepes kam im Bademantel und mit einem Handtuch um den Kopf aus der Dusche gerannt. Gemeinsam eilten Mihai und Elvira auf die Terrasse. Auf ihrem Dach lagen drei Verwandte.
    Die Landung war hart gewesen. Und überraschend. Zumindest für Mihai und Elvira. Nicht jeden Morgen landeten ein paar Verwandte auf dem Dach. Zum Glück, fand Elvira Tepes. Herr Tepes hatte nichts gegen Überraschungen. Aber er hätte auch nichts gegen einen kleinen Hinweis von seinem Bruder gehabt, dass er mit seiner blutgierigen Familie im Anflug war. Dann hätte er sich vorbereitet. Für genügend Karpovka-, Blut- und Zeckenvorräte gesorgt. Gäste sollte man nicht hungern lassen. Schon gar keine Gäste aus Transsilvanien.
    Elvira und Mihai holten Vlad, Karpa und Woiwo vom Dach und brachten sie ins Wohnzimmer. Woiwo schlief unterwegs in den Armen seines Onkels ein. Tante Karpa drei Minuten später auf der Couch. Vlad brachte noch ein paar erklärende Sätze hervor. Dann fielen ihm die Augen zu, das Monokel rollte ihm vom Gesicht und er kippte seitlich von der Couch. Wie gut, dass sein Kopf mit den Locken ordentlich gepolstert war.
    Unter äußerster Anstrengung schleppten Elvira und Mihai die Verwandtschaft in den Keller. Tante Karpa hätten sie beinahe fallen gelassen. Mit Onkel Vlad wären sie beinahe nicht um die Ecke gekommen. Doch schließlich lagen die Vampire wohlbehalten im Dunkeln. Onkel Vlad passte gerade so in Mihais Sarg. Für Tante Karpa hatten sie schnell den Besucherluftsarg aufgeblasen. Er war dehnbar. Woiwo passte in einen Pappkarton, in dem Elviras Klobrillen verpackt gewesen waren.
    Nach dieser Aktion mussten sich Elvira und Mihai erst einmal ausruhen. Obwohl Mihai als Vampir enorme Kräfte entwickeln konnte – seinen Bruder und seine Familie in den Keller zu tragen, war auch für ihn kein Pappenstil. Elvira Tepes hatte das Gefühl, an ihren Armen hätte links und rechts ein Elefant gezogen. Aber was tat man nicht alles, damit die transsilvanische Verwandtschaft nicht tagsüber auf dem Dach ihres Reihenhauses schlafen musste.
    »... und jetzt haben wir uns ausgeruht«, beendete Onkel Vlad seine Erzählung. Er blinzelte. »Auch wenn man bei dem Tageslicht die Augen gleich wieder zumachen möchte. Schon seltsam, dass die Menschen den Tag zur Nacht machen.«
    »Die Sonne ist auch gar nicht gut für die Haut«, wusste Tante Karpa und kniff sich in die linke Wange. Tante Karpa war in ihrer Jugend mit zarten 1120 Jahren zur »Miss Vampire" gewählt worden. Auch heute noch war sie eine beeindruckende weibliche Erscheinung. Sie war gereift. Und etwas gewachsen. Mehr horizontal als vertikal.
    Daka rutschte auf dem Stuhl von der linken Pobacke auf die rechte. Warum kamen Erwachsene nie auf den Punkt? »Aber was ist passiert? Wieso seid ihr zu uns geflogen?«
    »Und wieso schwebt ihr in Lebensgefahr?«, fragte Silvania.
    Tante Karpa schluchzte. Ihr Haarturm mit dem Netz wackelte.
    Woiwo steckte die Zunge in die Zahnlücke und sah zu Boden.
    Vlad Tepes seufzte. Er nahm das Monokel von seinem rechten Auge, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger beide Augen und klemmte das Monokel wieder vors rechte Auge. »Es hat sich etwas Furchtbares ereignet.«
    Mihai Tepes nickte. Frau Tepes war fast so blass wie ihre Vampirverwandtschaft.
    »Vor drei Tagen«, fuhr Vlad Tepes fort, »ist in Bistrien eine Krankheit ausgebrochen.« Er sah bedeutungsvoll in die Runde. »Die Infludenta.«
    Tante Karpa stieß einen kurzen spitzen Schrei aus.
    Helene, Ludo, Daka und Silvania sahen Vlad Tepes fragend an.
    »Infludenta? Ist das eine Art Zahngrippe?«, fragte Helene. Ihr Vater war Zahnarzt.

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