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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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einer Tiefkühltruhe.«
    »W...w...wo kommt die Kälte auf einmal her?«
    Silvania schielte nach links und nach rechts. Etwas hatte sich verändert. Waren es die Bäume? Die Grabsteine? Oder nur das Licht auf dem Friedhof? Es kam ihr kühler, bläulicher vor.
    »Ist das da drüben Nebel?«, fragte Daka leise und rückte näher an Silvania heran.
    Jetzt sah es Silvania auch. Zwischen den Gräbern, Büschen und Bäumen wanden sich lautlos Nebelschwaden. Wie gefährliche Schlangen krochen sie langsam immer näher. Schon hatten sie den Grabstein von Osmund Mortus erreicht. Gleich würden sie die Beine der Zwillinge erfassen.
    »Wenn das hier der Friedhof des Grauens ist, ist das dann der Nebel des Grauens?«, flüsterte Silvania.
    »D...d...das ist ganz bestimmt ein ganz normaler Nebel. Du weißt schon, Wassertröpfchen, Kondensation und so weiter ...«
    Silvania zuckte zusammen. »Hörst du das auch?«
    Ganz in ihrer Nähe rauschte es, als wehe ein Wind durch eine große, leere Halle. Nur dass es hier keine Halle gab. Und keinen Wind.
    »Vielleicht zieht ein Gewitter auf«, sagte Daka. Sie fuhr sich mit der Hand über den Nacken. Ihre Finger zitterten.
    »Es ist aber sternenklar. Es gibt weder Wolken noch Wind«, sagte Silvania.
    Daka schielte in den Nachthimmel. Ihre Schwester hatte recht. Doch wenn es kein Gewitter war, was zog dann gerade auf? Daka spürte, dass sich ihnen etwas näherte. Unaufhaltsam, geschmeidig, gefährlich.
    »Daka, ich glaube, hier ist jemand«, flüsterte Silvania. Sie stand stocksteif da und wagte kaum zu atmen.
    Langsam drehte sich Daka nach allen Seiten um. Sie sah sogar nach oben und nach unten. Um sie herum war nichts als Nebel. »Ich sehe niemanden«, flüsterte sie zurück.
    »Aber es riecht so merkwürdig«, fand Silvania.
    »So muffig und modrig. Und dann dieser Nebel.«
    Daka sah zum Grabstein von Osmund Mortus, der schwarz und stumm aus dem Nebel ragte. Das Zwicken in ihrem Bauch wurde stärker.
    Silvania schielte zu ihrer Schwester. Obwohl sie Zwillinge waren, hatten sie selten dieselben Gedanken. Manchmal aber schon. Die Schwestern starrten beide auf den Grabstein.
    Mit der einen Hand umklammerte Daka die Box mit der Pflanze. Mit der anderen die Hand ihrer Schwester. »Lass uns verschwinden«, flüsterte sie.
    Silvania drückte die kalte, feuchte Hand ihrer Schwester und nickte. »Und zwar rapedadi.«
    Plötzlich spürte Daka einen kalten Hauch. Direkt an ihrem Ohr.
    »Zu spät!«, flüsterte eine heisere Stimme und lachte gehässig.
    Daka schrie auf, ließ die Box fallen, fasste sich ans Ohr und drehte sich mit einem Ruck um. Sie sah direkt in zwei eisblaue Augen. Sie schrie noch mal.
    Silvania fuhr herum. Sie schrie ebenfalls.
    »Schreit nur!«, rief die heisere Stimme. »Euch hört hier niemand. Hier gibt es nur ein paar tote Gebeine, euch und mich. Osmund Mortus Daemon. Den Geist von OSMUND MORTUS!«
    Daka und Silvania mussten sich gegenseitig aneinander festhalten, sonst wären sie vor Schrecken und Angst umgefallen. Sie sahen den Geist mit offenen Mündern an. Er war drei Köpfe größer als sie, hatte lange, wüste graue Haare und buschige Augenbrauen. In den Haaren bewegte sich etwas. Würmer. Unzählige dicke, feuchte Würmer. Auf seiner rechten Wange prangte eine Narbe. Sie sah aus wie der Biss von einem wilden Tier. Das Unheimlichste jedoch waren seine Augen. Sie stachen kalt und gierig aus dem dunklen bärtigen Gesicht. Wie zwei Eiszapfen durchbohrten sie die Zwillinge.
    »Ihr habt meine Ruhe gestört«, donnerte der Osmund Mortus Daemon. »Dafür werdet ihr büßen!«
    Silvania ging unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Ihre Beine schlackerten wie bei einer Marionette. Sie stieß an die Grabeinfassung und zuckte zusammen. Am liebsten hätte sie sich in die Box verkrochen, die neben Daka auf dem Boden stand. Auch wenn darin eine stinkende, gefährliche Pflanze war. Alles war besser, als diesem Geist mit den Eisaugen und den Würmern im Haar ausgeliefert zu sein.
    Daka starrte in die Geisteraugen. Sie konnte sich nicht bewegen. Der Blick des Geistes hatte sie schockgefrieren lassen. Sie war sich sicher: Würde sie auch nur eine Haarsträhne oder die Nasenspitze bewegen, würden sie abbrechen.
    Lautlos bewegte sich der Geist auf die Zwillinge zu. Langsam und geschmeidig, wie der Nebel. Doch sein Lachen war wie ein Donnerschlag. »Jetzt steht ihr da wie die Jammerlappen. Schneeweiß seid ihr, in den Augen nichts als Angst. Was habt ihr auf dem Friedhof des Grauens zu

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