Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
aufzumuntern«, log ich.
Marcia kniff die Augen zusammen. »Deine Mitbewohnerin?«
Ich nickte und hoffte, dass sie nicht noch mehr Fragen stellte. Zum Glück griff sie nach einer Akte.
»Also geht es dir besser, ja? Keine Schwächeanfälle mehr, um Aufmerksamkeit zu kriegen?«, meinte sie spitz.
Ich nickte und sah nach, ob mein Handy sicher in meiner Tasche verstaut war. »Danke. Es geht mir gut.«
»Gut.« Seufzend lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. »Also, hör zu, du kennst dich doch mit dem Jarvis-Projekt aus, oder?«
Ich zog meine Schuhe aus. »Klar. Die Bank.« Es war ein Neukunde, den Marcia bekommen hatte trotz ihres Protests, dass sie sich im Bankenwesen nicht auskannte.
Marcia nickte. »Das Problem ist, dass ohne diese Powerpoint-Präsentation gar nichts geht«, fuhr sie fort. »Du kannst das doch so gut … Du würdest mir nicht zufällig helfen, oder?«
Ich sah sie streng an. »Marcia, ich habe dir Powerpoint doch schon x-mal erklärt. Es ist kinderleicht …«
Sie lächelte. »Weiß ich, weiß ich. Aber du kannst das viel besser als ich. Ich dachte nur … weil du doch gestern den ganzen Tag gefehlt hast, würdest du mir vielleicht helfen …«
»Also gut.« Seufzend zog ich den Ordner heran. »Also, bis wann brauchst du die Präsentation?«
Sie wich kaum merklich zurück. »Um zehn.«
»Morgen?«
»Heute.«
Ich starrte sie an. »Heute? Das ist in … einer Stunde!«
»Ich weiß, ich weiß.« Marcia sah mich mit einem Da ckelblick an. »Ich hätte wirklich früher anfangen sollen, aber es war so viel zu tun. Ich meine, ich habe es seit Wochen nicht mehr geschafft, mir die Haare schneiden zu lassen …« Sie sah mich hoffnungsvoll an, worauf ich rot wurde. Das mit dem Haarschnitt war keine gute Idee gewesen. Ich hatte es gewusst.
»Klar«, erwiderte ich tonlos. »Ich sehe, was ich machen kann.«
»Danke, Jess, du bist ein Schatz.« Marcia zwinkerte mir zu, wartete einen Moment, bis ich ihr Lächeln erwiderte, und griff dann zum Hörer. »Hi, Net-A-Porter? Ja, hallo, ich habe mich gefragt, ob Sie mir wohl ein bisschen mehr über ein Kleid von Marc Jacobs erzählen könnten, das mir aufgefallen ist …«
Ich schlug die Akte auf. Darin befand sich ein zwanzigseitiges Dossier von Jarvis Private Banking, die die Lancierung eines neuen Investmentfonds für Frauen planten – für junge, berufstätige Frauen, für die Investmentfonds eigentlich ein Fremdwort waren. Die Agentur sollte sich einen Namen, eine Marke und ein Konzept überlegen, die dem Ganzen den Touch verliehen, als sei es witzig, lässig, anspruchsvoll und etwas, was man unbedingt haben musste.
Dabei lagen zwei DIN-A-4-Seiten mit Marcias kaum entzifferbaren Notizen:
-
Chester Rydall, Vorstand aus New York. Lässiger Anzug.
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Wichtiger Kunde, braucht etwas Anständiges, Solides.
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Frauen – jung. Farben? Logo? Bunt, aber nicht billig und auch nicht protzig. Teuer.
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Anspruchsvoll? Wie …?
-
Biomarkt – herausfinden, was Krauskohl ist??
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Engelbuch. Habe ich einen Schutzengel? Kann ich ihn einspannen?
-
Ausverkauf, Kensington Church Street. Samstag, 12 Uhr. NICHT VERGESSEN !
Auf dem zweiten Blatt hatte sie hilfreicherweise eine Liste all jener Dinge zusammengestellt, die sie beim Ausverkauf zu ergattern erhoffte, einschließlich einer schwarzen Hose und eines Cocktailkleids, das zu ihrer Handtasche passte.
Ich starrte die Liste an. Das waren keine Notizen für eine Kampagne. Nicht mal ansatzweise. War das irgendein Scherz, den ich nicht verstand?
»Und? Viel Arbeit?« Ich hob den Kopf und sah Anthony, der sich über mich beugte. Hastig klappte ich den Ordner zu. »Ich dachte, du willst vielleicht einen. Ich meine, immerhin ist dein erster Becher … ausgelaufen. Tut mir übrigens wahnsinnig leid.«
Er stellte einen Becher Kaffee vor mir ab, den ich verständnislos anstarrte. »Du … hast mir den hier mitgebracht?«, fragte ich verdattert.
»Ich wusste nicht, wie du ihn trinkst«, fuhr Anthony lässig fort. »Also habe ich Zucker mitgebracht.«
»Zucker«, wiederholte ich stumpfsinnig. Anthony Milton hatte mir gerade eben einen Kaffee gekauft. Es kam so … unerwartet.
»So ist es. Ich hoffe, es stört dich nicht?«
»Stören? Nein, nein, es stört mich nicht«, brachte ich mühsam hervor. Er lächelte mich an. Augenblicklich war Marcia zur Stelle.
»Anthony«, schalt sie ihn säuselnd. »Jessica hat eine Menge Arbeit. Und wir müssen über Chester Rydall reden.«
Er wandte sich ab, und ich widmete mich eilig
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