Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
gefällt's.« Eigentlich hieß er gar nicht Gary, hatte er mir mal erzählt. Er war Pole und hieß Gerrik, aber wenn ihn die Leute nach seinem Namen fragten, musste er ihn pausenlos wiederholen, mit dem Resultat, dass sein Gegenüber glaubte, er habe trotzdem »Gary« gesagt, also hatte er es aufgegeben, noch irgendjemanden zu korrigieren.
Er wandte sich um, bereitete meinen Kaffee zu und reichte mir den Becher. »Kein Geld«, erklärte er, als ich ihm zwei Pfundmünzen geben wollte. »Und den Muffin des Tages kriegen Sie auch noch dazu. Von mir. Als Geschenk.«
»Ein Geschenk?« Ich sah ihn bestürzt an. Er hatte Mitleid mit mir. Das war die einzige Erklärung. »Nein, nein, Sie müssen das Geld nehmen, Gary. Hier …«
Doch er hob die Hände. Und dann zwinkerte er. Stirnrunzelnd wandte ich mich um, aber hinter mir war niemand, und als ich mich wieder umdrehte, zwinkerte er erneut. »Geht aufs Haus«, erklärte er mit fester Stimme.
»Ehrlich?«, fragte ich staunend.
»Ehrlich. Dafür, dass Sie mir den Tag versüßt haben.« Ihm den Tag versüßt? Soweit mir bekannt war, hatte ich noch nie jemandem den Tag versüßt. Gary schenkte mir ein breites Grinsen, das ich halbwegs erwiderte, ehe ich leicht verwirrt kehrtmachte und den Laden verließ.
»Wenn Sie mir ein Croissant schenken, versüße ich Ihnen auch den Tag«, hörte ich eine Frau sagen, als ich die Tür öffnete.
»Ist schon süß genug, danke«, erwiderte Gary mürrisch. »Und wenn Sie weiter so grinsen, zahlen Sie das Doppelte.«
Auf unsicheren Beinen stakste ich die Straße entlang zum Büro. Als ich vor der Tür stand, läutete mein Handy. Ich nahm meinen Kaffee und den Muffin in die linke Hand und zog es heraus. ZU HAUSE stand auf dem Display.
»Hallo?«
»Ich hab vergessen, dir zu sagen, dass du den Kopf hochhalten sollst. Du siehst immer auf den Boden. Also lass das unbedingt, okay?«
Ich seufzte. »Sollest du dich heute nicht um neue Aufträge bewerben?«
»Tue ich doch«, erwiderte Helen schnell. »Aber du stehst an oberster Stelle.«
»Tja, vielen Dank«, meinte ich. »Ich verspreche, den Kopf oben zu halten, wenn du deinen Lebenslauf zusammenstellst.«
»Wenn du das hier hinkriegst, werde ich keinen Job mehr brauchen. Dann bist du Millionärin. Und ich deine bezahlte Gesellschafterin.«
»Bis dann, Helen.« Ich verstaute mein Telefon in der Tasche. In diesem Moment erblickte ich Anthony hinter den Glastüren. Er war auf dem Weg nach draußen. Ich spürte, wie ich mich schlagartig anspannte.
Ich drückte gegen die Tür, doch Anthony zog sie in derselben Sekunde zu sich heran, so dass ich, statt wie ein normaler Mensch hindurchzugehen, vorwärtsfiel und gegen ihn prallte. Hastig richtete ich mich wieder auf, doch meine Beine, die nicht daran gewöhnt waren, auf Absätzen mit dem Durchmesser eines Stecknadelkopfs zu balancieren, gaben unter mir nach, während ich die Hände Halt suchend nach etwas – irgendetwas – ausstreckte, um nicht zu Boden zu gehen. Ich ließ meinen Kaffeebecher los, der wie in Zeitlupe durch die Luft segelte, direkt in Anthonys Richtung, so dass der Kaffee auf seine Schuhe spritzte und nur knapp seine Hosenbeine verfehlte. Und hätte Anthony mich nicht aufgefangen, wäre auch ich dort gelandet.
»Scheiße! Ich meine, o Gott, es tut mir so leid.« Sämtliche Farbe wich aus meinem Gesicht. Anthony musterte mich einen Moment lang. Seine strahlend blauen Augen waren eine Spur größer als sonst, und auf seiner Miene lag ein erstaunter Ausdruck. Dann grinste er, streckte die Hand aus und brachte mich wieder in aufrechte Position.
»Jessica. Geht es dir heute Morgen besser?«
»Ja. Danke«, stammelte ich. »Und es tut mir leid. Das mit dem Kaffee, meine ich.«
»Muss es nicht«, meinte er, noch immer lächelnd. »Es war meine Schuld. Hübsche Schuhe, übrigens. Sind die neu?«
Ich nickte unsicher, als er mir die Tür aufhielt.
»Bis dann.« Er zwinkerte mir zu, machte dann kehrt und ging zielstrebig auf sein Büro zu, während ich fassungslos zurückblieb. Schuhe? Wieso um alles in der Welt gefielen ihm meine Schuhe?
»Jess?«
Marcia starrte mich fassungslos an, als ich an meinen Schreibtisch trat.
»Hi, Marcia.« Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und fuhr den Computer hoch.
»Du … du hast was an dir verändert.« Sie musterte mich argwöhnisch.
»Nur ein neuer Haarschnitt.«
»Was? Gestern? Ich dachte, du bist krank.«
Ich wurde rot. »Meine … Mitbewohnerin hat sie geschnitten. Um mich
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