Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
übergangslos, ihr meine Gästeliste für die Feier durchzugeben. Bei dieser Aufforderung wurde mir ganz flau, denn meine Liste war sehr übersichtlich. Selbst wenn ich davon ausging, dass die Kollegen von Milton Advertising nicht nur als Anthonys Gäste zählten, sondern auch als meine durchgingen, hatte ich nicht viel mehr als einen einzigen Namen zu bieten: Helen. Fenella musste einfach glauben, dass ich keine Freunde hatte. Deshalb entschloss ich mich mich, auch Ivana auf die Gästeliste setzen zu lassen. Und Sean.
Es nutzte jedoch alles nichts. Fenella hakte sofort nach, weshalb meine Liste so knapp ausgefallen sei. In meiner Verzweiflung erzählte ich ihr, dass alle meine Freunde gerade im Ausland seien, beim Skifahren oder irgendwo im sonnigen Süden.
Obwohl Fenella theatralisch dazu seufzte und meinte: »O Gott, ich weiß genau, was du meinst – im Moment verschwindet absolut jeder in den Urlaub, und ich habe es gerade zweimal in diesem Jahr geschafft, nach Gstaad zu fahren, was total unfair ist, aber was soll man machen?«, war ich felsenfest überzeugt, dass sie mich beim Flunkern erwischt hatte.
Als wir auf die Tür zum Club zugingen, hielt mich Ivana zurück und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
»Das ist deine Verlobungsfeier«, sagte sie und packte mich bei den Schultern. »Du siehst aber ganz und gar nicht danach aus.«
»Nein?«, fragte ich besorgt.
»Deine Schultern. Sie hängen zu weit nach vorn«, erklärte sie. »Sie müssen gerade sein.«
Ich verdrehte die Augen. »Wenn ich die Schultern nicht ein bisschen einziehe, sehen mein Brüste wie Tornados aus.« Ich warf Helen, mit der ich stundenlang über mein Outfit debattiert hatte, einen Blick zu. Sie hatte mir am Ende erlaubt, ein schlichtes kleines Schwarzes anzuziehen, aber darauf bestanden, mich in einen BH zu zwängen, der aussah, als stamme er aus einem S/M-Film.
»Zeig mal«, verlangte Ivana, also gehorchte ich. »Hmmm. Der BH gefällt mir«, sagte sie und unterzog mich einer kritischen Musterung. »Das Kleid ist es auch nicht. Aber du … Nein. Das ist nicht gut.«
»Nicht gut? Wieso? Habe ich Essensreste zwischen den Zähnen?«
Ivana hob eine Braue. »Nein! Aber da ist so ein Ausdruck in deinen Augen. Den kenne ich. Angst.«
»Ich habe keine Angst«, erklärte ich trotzig. »Nur, na ja, ein bisschen nervös. Immerhin lerne ich gleich Anthonys Freunde kennen. Und ich bin sicher, er ist auch nervös … euch kennen zu lernen.«
»Nervös. Wieso bist du nervös? Ist doch deine Party. Du musst davon überzeugt sein, dass du die attraktivste Frau im Raum bist.«
»Klar«, erwiderte ich und dachte besorgt an all die Tamaras und Selinas, deren kritischen Blicken ich gleich ausgesetzt sein würde. »Kein Problem.«
Ivana schüttelte den Kopf und sah Sean an, der zur Bekräftigung die Achseln zuckte. »So ist es nicht gut«, erklärte sie abfällig. »Definitiv nicht. Also, steh aufrecht, ja?«
Ich stieß einen Seufzer aus und richtete mich widerstrebendzuvollerGrößeauf.»Okay, könnenwirjetztreingehen?«
»Sag mir, wer du bist«, verlangte Ivana und trat mir in den Weg.
Ich starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Ich bin Jessica Wild«, sagte ich so ruhig wie möglich, »und ich komme zu spät zu meiner Verlobungsfeier.« Betont sah ich auf meine Uhr – ich war bereits zwanzig Minuten zu spät dran.
»Jessica wer?« Ein gefährliches Funkeln lag in ihren Augen.
»Jessica Wild«, zischte ich und spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. »Okay, bitte, können wir nicht einfach reingehen? Es geht mir gut, wirklich.«
»Es geht dir nicht gut«, beharrte Ivana. »Du bist ein kleines, verängstigtes Mädchen, das zu seiner Verlobungsfeier geht. Sag mir, wer du bist. Sag mir, dass du Jessica Wild bist, eine verrückte, sexy Frau.«
Nervös sah ich mich um. Niemand weit und breit. Ich holte tief Luft. Lang, resigniert. »Ich bin Jessica Wild«, sagte ich und sah Ivana flehend an. »Eine verrückte, sexy Frau.«
»Und jetzt so, als würdest du es auch so meinen. Entweder du sagst es, oder du gehst nicht da rein.«
Ich ließ die Schultern hängen. Sie fixierte sie, bis ich meine aufrechte Haltung wieder einnahm. »Also gut«, sagte ich und warf mein Haar zurück. »Ich bin Jessica Wild«, sagte ich. Laut und selbstsicher. »So wild, wie mein Name sagt. Ich bin Jessica Wild, eine verrückte, sexy Frau, die wild, wild, wild ist. Okay?«
Ivana schwieg.
»Was?«, fragte ich. »Nicht wild genug? Nicht
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