Ein Zirkus für die Sterne
jene, die gegenüber gesessen hatten, heruntergestiegen waren und in der Doppelmanege und um die Reitbahn herum standen. O’Hara zeigte auf die freien Plätze: »Da rauf.«
Sie zogen in die Sitzringe, und Rattenmann stellte fest, daß viele Artisten schon dasaßen, auch Stenny, der dumme August. Sobald alle Zirkusleute Platz gefunden hatten, wurde es wieder grabesstill im Zelt. Rattenmann stieß O’Hara mit dem Ellenbogen in die Rippen: »Was ist los?«
»Schhh.« O’Hara deutete auf die Zeltmitte. »Paß auf.«
Die Ahngarier, die die Reitbahn umringten, machten eine Linkswendung, vier in jeder Reihe, und begannen hin und her zu schwingen, während die in der Mitte Stehenden zu singen anfingen. Das Segeltuch schwoll unter ihren glockenklaren Stimmen, und die sie Umgebenden fielen gleichzeitig in eine Folge schwieriger Tanzschritte. Bald füllte sich der freie Raum zwischen Sängern und Tänzern mit Ahngariern, die schwierige und erstaunliche Balanceakte zeigten – eine ihrer komplizierten Pyramiden war sechs Stufen hoch. Der Gesang wechselte, und die Tänzer zogen rote, blaue, orangefarbene und gelbe Tücher aus ihren Gewändern und begannen, sie in anmutigen Wellen und Wirbeln zu schwingen und zu schwenken, und wieder blieb alles aufeinander abgestimmt. Dieses Schauspiel von Gesang, Tanz und Akrobatik dauerte fünfundzwanzig Minuten, dann formierten sich die in der Zeltmitte und schritten hinaus in die Nacht. Als die Ahngarier von den Plätzen gegenüber sich in die Manege begeben wollten, blickte O’Hara auf seine Uhr, und dann sah er Rattenmann an. »Wir sind ein Hit, Ratte! Wir haben es geschafft!«
»Wovon reden Sie, Mr. John?«
»Jede der vier Gruppen wird fünfundzwanzig Minuten geben. In den Begriffen der Ahngarier bedeutet das donnernden Beifall. Weißt du, als unsere Künstler aufgetreten sind, waren alle so still, weil sie nichts versäumen wollten. Was du jetzt siehst, ist der Applaus.«
Der Direktor verschränkte die Arme und lächelte. »Ich glaube, wir werden eine sehr erfolgreiche Spielzeit haben – sehr erfolgreich, mindestens.«
Während die Show ihren Weg über den Boden von Ahngar nahm, wurden die Zuschauerschlangen immer länger, und das Spielzelt füllte sich mit immer größeren Mengen, bis schließlich zwei- bis dreitägige Aufenthalte nötig wurden, um der Nachfrage in etwa zu entsprechen. Als die Show endlich in Darrasine angelangt war, gab es viele junge Ahngarier, die beim Zeltaufbau halfen, um Freikarten für die Vorstellung zu bekommen. Auf dem Platz in Yolus ließ ein plötzlicher Sturm, der genauso plötzlich wieder verschwand, das Segeltuch des Hauptzeltes in Fetzen zurück und zersplitterte zwei der drei Hauptmasten. Innerhalb einer Woche ersetzten die Kaufleute am Ort den alten Fetzen durch ein leichtes, starkes Gewebe und die Hauptmasten durch einheimische Stangen, die etwa doppelt so stabil waren wie die Masten aus dem Holz der Douglasfichten, die der Zirkus bisher benutzt hatte. Sogar als die Show unter freiem Himmel auftrat, wuchsen die Zuschauerschlangen unaufhörlich.
Während die Tage auf Ahngar verstrichen, bemerkten alle eine Veränderung beim Direktor. Stundenlang saß er eingeschlossen in seinem Bürowagen. Einige Male zog die Show von einem Standplatz zum nächsten, ohne daß O’Hara seinen Wagen verlassen hätte. Bei den seltenen Gelegenheiten, da er jemanden in seinen Wagen ließ, fand man den Schreibtisch des Direktors übersät mit Zetteln, Büchern, Plänen und Karten.
Nach der Abreise von Abityn traf der Patch zufällig auf O’Hara, der vom Küchenwagen in seinen Bürowagen zurückeilte. Der
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