Ein Zirkus für die Sterne
bunten Lichtreflexe des Haupteingangs auf der Wand gegenüber vom Kassenfenster. Dieser Bursche in Bangor – dieser Schriftsteller – hatte gefragt, warum. Es war ihm völlig rätselhaft. Zirkusarbeit war Knochenarbeit, gefährlich und nicht besonders einträglich. Warum also ein Zirkus? Der Direktor hatte sich darum bemüht, erklärende Worte zu finden, doch schließlich mußte er sich mit der Antwort des gewöhnlichen Zirkusmenschen begnügen: »Es ist eine Krankheit.«
Der Direktor beugte sich nach vorn, setzte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und barg das Gesicht in den Händen. Die Krankheit. Es ist mehr als eine Krankheit – eine Sucht. Es ist ein verzehrendes Bedürfnis, das keiner, der hinter einer Schreibmaschine hockt, jemals verstehen könnte. Und daher kriegen die Damen und Herren der Medien immer wieder zu hören, was Zirkusleute seit ungezählten Jahren zu den Uneingeweihten sagen: »Es ist eine Krankheit.«
Mitglieder eines Wanderzirkus’ haben keine fertige Antwort darauf, warum sie unterwegs sind. Fragenstellen ist Kopfarbeit, und die Antworten – falls es welche gibt – liegen unter Schminke, Schweiß, Narben und Schmerz tief darin verborgen, was man eine Seele nennt. Ein Fahrender fährt. Das ist seine Bestimmung.
»Vielleicht sollten wir fragen, warum.« O’Hara ließ die Hände sinken, trocknete die Wangen an seinen Ärmeln und musterte das leere Innere seines Wagens. Er stemmte sich hoch, stand auf, ging um seinen Schreibtisch an die Wagentür. O’Hara spürte seine Jahre, und Wellington war schon der Patch bei O’Hara’s Greater Shows gewesen, als des Direktors Vater Direktor gewesen war. O’Hara strich sich über den weißen Bart und murmelte: »Anscheinend sind wir alle über unsere beste Zeit hinaus.«
Er stieß die Tür auf und atmete tief den Geruch des Platzes ein. Es war eine sonderbare Mischung aus Gras, Stroh, Zuckerzeug und wilden Tieren. Der Staub vom Nachmittag war aus der Luft, und Schärfe lag um die bunten Lichter, die noch an den Ständen und am Stallzelt hingen. Die Blaskapelle stimmte den Walzer an, der das Zeichen für die Trapezkünstler war und gleichzeitig die sechsundvierzigste jener Minuten anzeigte, die dem Zirkus noch vergönnt waren. Für O’Hara war es ein merkwürdiges Gefühl, diesen Walzer zu hören und zugleich das Stall- und Kinderzelt zu sehen. An einem gewöhnlichen Abend wären sie bei Walzerbeginn schon abgebaut, verladen und auf dem Weg zum nächsten Platz gewesen. Die Zeltarbeiter standen bereit, um das Spielzelt auszuräumen und abzubrechen, kaum daß der letzte Zuschauer gegangen war.
O’Hara stopfte die Hände in die Jackentaschen, stieg aus dem Bürowagen und richtete seine Schritte auf eine kleine Gruppe Zeltarbeiter, die neben einer fahrbaren Höhle vor dem Tierzelt stand. Als er sich näherte, trat einer der starken Männer vor. »’n Abend, Direktor!«
O’Hara blieb stehen und nickte dem kräftig gebauten Mann in kariertem Hemd und Overall zu. Das Gesicht des Mannes wurde von der Krempe seines schweißfleckigen Hutes überschattet. »Tölpel Joe.«
»Irgendwas Neues, Mr. John?«
O’Hara senkte den Blick und schüttelte langsam den Kopf: »Sieht aus, als säße der Karren im Dreck. Diese Umweltbeamten sagen, daß sie die Tiere beschlagnahmen und festhalten werden, wenn wir die Distriktgrenze überschrei ten.«
Tölpel Joe riß den Hut vom Kopf, warf ihn zu Boden und rammte die Hände in die Taschen seiner Arbeitshose: »Verdammt!« Er blickte den Direktor düster an: »Kann der Patch es nicht doch einrenken?«
O’Hara zuckte die Schultern: »Ich würde nicht draufzahlen. Diesmal nicht. Habt ihr den Zeltboß gesehen?«
Tölpel Joe bückte sich, hob
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