Eindeutig Liebe - Roman
und einem Foto von Ross und mir, das uns dabei zeigt, wie wir uns an einem bierseligen Abend gegenseitig umarmen.
»Oh, das klingt aufregend, Nick!«, entgegnete sie, dann verdeckte sie mit der Hand den Hörer. Offenbar vergewisserte sie sich, dass jemand auf ihren Dad aufpassen konnte.
»Ja, ich bin dabei! Ich freue mich wirklich darauf – egal, was es ist«, kicherte sie und legte auf.
Ich war so froh, dass sie mitkommen konnte. Der Umstand, dass wir beide in einer Beziehung steckten, hatte dazu geführt, dass wir in letzter Zeit nur selten etwas gemeinsam unternommen hatten. Das Konzert wäre die Gelegenheit, noch einmal Spaß zu haben, wie wir es früher öfter getan hatten, bevor das Leben so kompliziert geworden war.
Die Woche verging schnell, und obwohl es auf der Arbeit ziemlich hektisch zuging, konnte ich an nichts anderes mehr denken als an den Donnerstagabend. Ich wusste einfach, dass es ihr gefallen würde. Außerdem hatte sie in letzter Zeit sehr viel Mühe mit ihrem Vater gehabt, sodass es längst überfällig war, dass jemand etwas Nettes für sie tat. Meine Freundschaft zu Sienna inspirierte mich dazu, ein besserer Mensch zu sein.
Es war ein schwüler Sommerabend, als ich vor der Brixton Academy auf Sienna wartete. Der Rücken meines T-Shirts war ein wenig feucht von der Fahrt mit der U-Bahn, und ich versuchte die Hitze zu mildern, indem ich mir eine kalte Coladose über die Stirn rollte. Schwarzhändler schlichen herum, eine Kippe im Mundwinkel, und versuchten, Leuten Karten zu verkaufen, die längst eine hatten. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie hier irgendetwas nicht ganz kapiert hatten.
Fünf Minuten wurden zu zehn, dann zu einer Viertelstunde. Sienna kam zu spät, und das sah ihr gar nicht ähnlich. Langsam machte ich mir Sorgen. Was, wenn ihrem Vater etwas zugestoßen war? Ich überlegte schon, sie anzurufen, als ich plötzlich hörte, wie von Weitem mein Name gerufen wurde. Als ich aufsah, lief Sienna schon auf mich zu. Ihr Haar flatterte im Wind, und um ihre Lippen spielte ein wunderschönes Lächeln. Sie trug eine enge Jeans mit hohen Turnschuhen von Converse und ein enges schwarzes T-Shirt. Doch selbst in dieser schlichten Aufmachung sah sie aus wie ein Model. Ehrlich gesagt würde sie selbst in einer Mülltüte noch aussehen wie ein Model – das hatte nichts mit der Kleidung zu tun.
Die Männer, die auf der Straße herumstanden, drehten die Köpfe, als sie durch die Menge eilte. Sie erregte einige Aufmerksamkeit, und ich war sehr stolz, als sie zu mir rannte und die Arme um mich schlang, als hätte sie mich seit Jahren nicht gesehen. Sie duftete wunderbar. Ihr Haar roch köstlich – ich hätte am liebsten mein Gesicht darin vergraben. Aber nein, so durfte ich nicht mehr denken, also vertrieb ich das Bild rasch aus meinem Kopf.
»Okay, Sienna, schau mal dort«, sagte ich, als ich sie von meiner Brust gelöst hatte, und zeigte auf die großen Buchstaben über dem Eingang zur Konzerthalle. Ich stand hinter ihr, beide Hände auf ihren Schultern.
Da stand es, in fetten schwarzen Buchstaben:
J.O.H.N L.E.G.E.N.D L.I.V.E T.O.N.I.G.H.T
Sienna öffnete den Mund und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Wow, sie war richtig gerührt. Ich hatte gedacht, dass sie der Sache auf den Grund gehen und sich die Überraschung verderben würde, aber ihre Reaktion wirkte authentisch.
»Ach du lieber Gott! Nick, vielen herzlichen Dank!«, sagte sie, nahm meine Hände und warf mir wieder ihr Tausend-Megawatt-Lächeln zu.
»Na, komm«, forderte ich sie auf, zog sie Richtung Eingang und streckte ein Bein à la Basil Fawlty nach vorne.
Als wir hineingingen, gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Einen kurzen, süßen »Danke-mein-Freund«-Kuss auf die Wange. Ich hätte ihn mir am liebsten vom Gesicht geschält und eingerahmt.
Eine ungeduldige Frau zerriss unsere Eintrittskarten und winkte uns durch die Flügeltür in die kreisförmige Dunkelheit des Zuschauerraums. Die Bühne war blau und grün beleuchtet. Ich war so aufgeregt.
Wir gingen an die Bar, wo ich die Zähne zusammenbiss, als ich den dreifachen Preis für ein kleines Bier und eine Weinschorle bezahlte. Ein berühmter DJ, von dem ich allerdings noch nie gehört hatte, war die »Vorgruppe« und überflutete den Raum mit Beats und Bässen, während immer mehr plaudernde Menschen hereinströmten. Er spielte eine Reihe von Hip-Hop-Melodien, die ich zwar erkannte, zu denen ich aber keine Texte wusste. Plötzlich kam ich mir
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