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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Glieder bewegten sich, als würden sie gegeneinander kämpfen. Ich kenne niemanden, der ungeschickter ist als er.
    »Nick, du bist wieder da!«, rief er und schlug mir nervös auf den Rücken. Fast wäre er über seine eigenen Schnürsenkel gestolpert.
    »Ja, das ist schön«, erwiderte ich matt.
    Dann kamen fast alle auf einmal zu mir und versorgten mich mit Tee und Keksen – sowie allen möglichen Kopf-hoch-Sprüchen.
    »Also, erzähl mal, wie viele hast du flachgelegt auf Ibiza?«, fragte Tom in dem ganzen Lärm und rieb sich aufgeregt die Hände. Doch ich achtete kaum auf ihn, denn ich hatte weiter hinten jemanden entdeckt.
    Ich sah ihr Gesicht zwar nur von der Seite, aber sie hatte so ein unglaublich anziehendes Lächeln. Es wirkte beunruhigend vertraut. War das möglich?
    Nein, bestimmt nicht, dachte ich und wollte schon wegsehen.
    Just in diesem Moment drehte sie sich mit ihrem Sessel um, und mir wurde klar, dass sie tatsächlich das schöne Mädchen aus dem Zug war.
    Am liebsten hätte ich losgelacht.
    Dabei weiß ich nicht einmal, was daran so komisch war, jedenfalls hatte ich schon lange nicht mehr solches Glück empfunden. Es war diese unbändige Freude, die einen mit Fremden auf der Straße tanzen und Kindern Hände voller Bonbons zuwerfen lässt. Das war etwas völlig anderes als die selbstquälerische Verzweiflung, in der ich noch an diesem Morgen gefangen gewesen war.
    Mein Kopf war voller Fragen. Wer war sie? Warum war sie hier? Warum hörte mein verdammter Bauch nicht auf, sich anzufühlen, als wäre er mit Gelee gefüllt? Habe ich mich heute Morgen gründlich genug geduscht? Gott, wie sehr ich hoffte, heute Morgen gründlich genug geduscht zu haben …
    Ich betrachtete sie von oben bis unten, hörte Tom nur noch mit einem Ohr zu. Unsere Blicke trafen sich, und mir war, als hätte ich einen Stromschlag bekommen.
    »Na los, erzähl schon!«, forderte Tom erneut, das Gesicht voller Vorfreude. Offensichtlich war er vollkommen blind für die Vision, die ich ganz in unserer Nähe entdeckt hatte.
    »Äh, keine einzige, Alter«, versicherte ich ruhig und drehte mich nach links, um mich in mein Büro zu flüchten.
    Tom ging davon. Er sah enttäuscht aus, so als hätte ich vergessen, ihm vom Flughafen seine Lieblingsschokolade mitzubringen. Nun, ich hatte es tatsächlich vergessen …
    Plötzlich stand Lydia mir im Weg. Sie roch wie ein Strauß frisch gepflückter Blumen.
    »Hallo, Süßer«, sagte sie mit einem mitleidigen Blick.
    Da war er wieder: der Blick. Die Leute versehen mich mit diesem Blick, seit herausgekommen ist, dass Amelia mit Toby durchgebrannt ist. Ich wünschte nur, ich könnte die Zeit zurückdrehen; niemals würde ich mich mit jemandem aus der Firma einlassen.
    »Hi«, erwiderte ich und schaute zu Boden. Ich spürte die Gegenwart des Eichhörnchen-Mädchens, das jetzt neben Lydia stand. Es sah ebenfalls schüchtern aus und – wenn ich das richtig interpretierte – auch ein bisschen sauer.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, verkündete Lydia strahlend und trat stolz zur Seite, als enthülle sie ein neues Exponat im Museum. Sie versetzte dem hübschen Mädchen einen kräftigen Stoß, sodass die Unbekannte widerstrebend auf mich zustolperte.
    »Hallo. Ich bin Nick«, stellte ich mich vor und reichte ihr die Hand. Dabei hatte ich Angst, ich könnte ihr sofort verfallen, wenn sie mich berührte.
    »Sienna«, antwortete sie mit einer Stimme, bei der sich mir die Nackenhärchen aufstellten.
    Unsere Handflächen berührten einander. Ihre war ganz weich. Keiner von uns sprach die Episode im Zug an.
    »Ich arbeite hier, als Journalistin – ich habe erst vor zwei Wochen angefangen«, erklärte sie und wirkte dabei sehr verlegen.
    Das war der Augenblick, in dem mein kurz gehegter Traum in Scherben zerfiel.
    Sie arbeitet hier?, dachte ich. Das war keine gute Nachricht.
    Das bedeutete, dass ich wahrscheinlich sehr viel Zeit damit verbringen würde, etwas zu wollen, was ich einfach nicht bekommen konnte. Eine Büroromanze stand nach der Geschichte mit Amelia und Toby für mich nicht zur Diskussion. Auch Toby war ein Kollege gewesen. Ich hatte daraus gelernt, dass es Menschen gab, für die Grenzen nicht existierten. Die ganze Zeit, die ich mit ihm zusammengearbeitet hatte, war er hinter meinem Mädchen her gewesen. Hatte seinen Angriff geplant, davon geträumt, sie mir wegzunehmen …
    Deshalb hatte ich mir eine Sache geschworen: mich nie wieder in eine ähnliche Lage zu bringen. Meine Kollegen

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