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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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wussten schon viel zu viel über mich, und ich wollte ab sofort Arbeit und Privatleben voneinander trennen. Außerdem hatte ich zu oft erlebt, wie Freunde einen Karriereknick hinnahmen und ihre Stelle kündigten, für die sie hart gearbeitet hatten, nur weil die Frau, die ihnen das Herz herausgerissen hatte und darauf herumgetrampelt war, ihnen am Schreibtisch gegenübersaß, ihnen am Fotokopierer auflauerte und sie bei jedem verdammten Meeting ewig auf sich warten ließ. In gewisser Weise war ich froh, dass die beiden verschwunden waren. Im Büro hatte man es auch ohne Herzschmerz schon schwer genug.
    Ein kalter Schauder überlief mich. Doch er stoppte, bevor er richtig begonnen hatte. Was dachte ich mir eigentlich? Ich kannte Sienna doch überhaupt nicht. Vielleicht hatte sie einen Freund, sie konnte sogar verheiratet sein. Himmel …
    »Na, dann einen schönen Tag, Sienna«, sagte ich deshalb und verschwand mit rotem Gesicht in meinem Büro.
    Aber Augenblick mal … Vielleicht war ich doch zu hastig gewesen. Wenn Romeo und Julia für ihre verbotene Liebe gekämpft hatten, dann konnte ich Sienna doch wenigstens um eine Verabredung bitten?
    Nein, sagte ich zu mir. Lass es bleiben.
    Als ich schließlich die Tür hinter mir schloss, fragte ich mich, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Ich war immerhin Nick Redland. Der Nick, der für eine Frau, die er gerade erst kennengelernt hat, noch nie mehr empfunden hat als seichte, Hosen verengende Lust.
    Selbst meine Freundinnen haben nie so viel Begeisterung in mir ausgelöst. Nicht einmal Amelia.
    Ich muss irgendwie nicht ganz beisammen sein, entschied ich. Der Trübsinn nach dem Urlaub stellte etwas Merkwürdiges mit mir an.
    Ich bin doch ein Fall für die Zwangsjacke, dachte ich. Ich war komplett irre. Was dachte ich mir denn dabei?
    Sie ist so viel jünger als ich – und so attraktiv, dass sie sich wahrscheinlich sowieso nicht im Entferntesten für mich interessiert, überlegte ich mir, während ich mich in dem kleinen Spiegel an der Wand betrachtete.
    Um meine Augen herum bildeten sich schon Fältchen, und ich stellte fest, dass ich meinem Vater mit jedem Tag ähnlicher sah. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus, der meine Lunge völlig entleerte.
    Eine Weile saß ich an meinem Schreibtisch und fragte mich, ob ich vielleicht mit einem engen Freund über die komischen Gedanken reden sollte, die ich in letzter Zeit mit mir herumschleppte. Die Trennung von Amelia setzte mir wirklich zu.
    Zehn Minuten vergingen. Ich sammelte mich, riss mich am Riemen. Es war unhöflich, wenn ich mich derart absonderte. Also verließ ich mein Büro und stellte mich einen Moment lang vor die Tür, die Hände in den Taschen. Ich schaute aus dem Fenster links von mir, durch das man auf die Flachdächer der Läden auf der anderen Straßenseite sah.
    »Volle Deckung!«, kreischte Tom. Ich drehte mich um, und ein Hacky Sack traf mich mit voller Wucht mitten im Gesicht. Ha, ha! Scheiße, ha.
    »Okay, das reicht«, brüllte ich und stürmte auf Tom los, der zwar bereits Anfang zwanzig war, aber trotzdem aussah wie ein zehnjähriges Straßenkind: nur Haut und Knochen und lange Haare.
    Er versuchte abzuhauen, aber es war zwecklos. Ich drängte ihn in eine Ecke, bückte mich, hob ihn auf und stolzierte mit ihm durch die Redaktion, als wäre er ein Baby. Seine Beine baumelten hilflos von meinen Armen herab.
    »He! He! Lass mich runter, du Blödmann!«, brüllte er. Seine Stimme wurde mit jeder Sekunde schriller und kindlicher. Alles lachte wie verrückt.
    »Lass – mich – runter!«, rief er und kämpfte dabei selbst gegen das Lachen an.
    »Erst sagst du, dass es dir leidtut! Na, komm schon, Thommo, sag: ›Entschuldigung, Mr. Nick, ich werfe Ihnen nie wieder einen Bohnensack ins Gesicht‹«, verlangte ich und blickte mit einem breiten Grinsen auf ihn nieder.
    Er konnte sich nicht entschuldigen, dafür lachte er zu sehr. Seine Wangen waren bereits knallrot, und Lachtränen quollen ihm aus den Augen.
    Schließlich erlöste ich ihn, indem ich ihn in die große Tonne für alte Briefumschläge und Werbepost setzte. Dort ließ ich ihn fünf Minuten sitzen. Er war zusammengefaltet wie ein Papierflugzeug, doch um sich selbst herauszuwuchten, kicherte er zu viel.
    In unserer Redaktion konnte man sich so ziemlich alles erlauben, was das Leben sehr angenehm machte, und das war vermutlich ein wichtiger Grund, weshalb ich mir nichts anderes suchte.
    Der Boss lehnte sich zurück, streckte den Kopf aus der

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