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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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ergriff er das Wort. »Meine Frau ist umgekommen. Damit hat alles angefangen.« Er lehnte sich an die raue Rinde des Baumes, legte den Kopf daran und blickte in das Blätterdach über ihm, durch das das Sonnenlicht stach. Es sah aus, als bestünde es aus unzähligen Glitzerfäden.
    »Ich war auf der Arbeit, als ich den Anruf bekam. Ich organisierte Veranstaltungen – Konzerte und dergleichen. Nie in meinem Leben werde ich diesen Tag vergessen. Sie haben sicher schon von dem Zugunglück von Oakwood Park gehört.« Er schwieg wieder, genauso, wie er es bei mir auch oft getan hatte. Es war unglaublich, wie schnell seine Stimmung umschlagen konnte. »Der Zug entgleiste, und sie saß drin – Sie kennen wahrscheinlich die Einzelheiten. Ich hielt es für einen schlechten Scherz, deshalb sagte ich mir immer wieder, dass es nicht sein könne. Dann schaltete ich den Fernseher ein, und da sah ich es – verbogenes Metall und zerfetzte Waggons, die aussahen wie zusammengeknülltes Papier. Ich wusste, dass meine schöne Frau da drin war, und ich war nicht bei ihr gewesen, um sie zu retten, um sie zu beschützen.« Er klang wieder wütend.
    »Wie hieß sie?«, wollte Laura wissen.
    »Jenny«, flüsterte er schroff, als würde allein der Klang des Wortes die Wunde wieder aufreißen.
    »Also haben Sie mit ihr zusammengewohnt?«, bohrte Laura weiter, während sie sich fleißig Notizen machte. Sie drückte den Kuli hart auf, ich hörte jeden Strich.
    »Ja. Wir hatten eine Doppelhaushälfte in Balham. Nachdem es passiert war, konnte ich nicht mehr arbeiten, ich bekam nichts mehr hin. Ich habe es versucht, aber ich vermasselte jede Buchung. Alles fiel auseinander. Am Ende flog ich aus dem Haus, den Rest der Geschichte kennen Sie …« Er klang sehr wütend, als er das sagte. Fast, als wäre er wütend auf sich selbst.
    »Nein, eigentlich nicht, Pete. Das ist bei jedem anders. Glauben Sie, Sie schaffen es, mir davon zu erzählen?«
    Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Seine Wut kochte wieder hoch, als wäre über dieses Thema zu sprechen das Letzte, was er wollte.
    »Na ja, zuerst blieb ich bei Freunden und bei der Familie. Wissen Sie, die Leute sagen einem zwar dauernd, man sei stets willkommen, aber das gilt nicht für lange. Man steht ihnen im Weg oder vergisst die Cornflakes in der Schale, bis sie sich nicht mehr entfernen lassen, und ähnlicher Mist. Man tut Dinge, die die Gastgeber ärgern, man macht etwas anders, als sie es gewohnt sind, und dann wollen sie einen nicht mehr um sich haben. Mir ging das immer mehr auf die Nerven, denn ich war ja zu der Zeit sowieso etwas ramponiert und gebrochen. Ich reagierte wütend und verärgerte jeden, der mir in die Quere kam, bis mir alle Türen verschlossen blieben. Irgendwann verbrachte ich deshalb zum ersten Mal eine Nacht auf der Parkbank.« Er streckte die Beine, als erinnere er sich daran, wie sich die Holzlatten unter seinem Körper angefühlt hatten.
    Während ich zuhörte, dachte ich an den ganzen Mist mit Nick, daran, wie dämlich all meine sinnlosen Empfindungen waren. Ich dachte daran, wie wir unsere ganze Zeit verplempern, indem wir glauben, wir hätten Schwierigkeiten, weil der Toaster nicht mehr geht oder die Digibox X-Factor nicht aufgenommen hat, während es gleichzeitig Menschen gibt, die von jedem gemieden werden, den sie kennen.
    Ich begann mich zu beruhigen, weil es einen Augenblick lang so aussah, als kämen wir hier irgendwie weiter. Doch ich hatte mich geirrt.
    »Hören Sie. Ich habe mich bemüht, aber ich möchte wirklich nicht mehr darüber sprechen«, erklärte Pete. Als er Laura ansah, zitterten seine Lippen leicht.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht noch ein paar Minuten bleiben können, Pete?«, fragte sie. Sie wirkte leicht angespannt.
    »Nein, nein. Ich bleibe nicht. Lassen Sie mich einfach in Ruhe, ja?«, rief er und sprang auf.
    Pete trat auf mich zu und sah mir in die Augen. »Warum, Sienna? Warum versuchst du dauernd, mir zu helfen? Halt dich in Zukunft bloß von mir fern, okay?«, flüsterte er, dann stürmte er fort.
    Ich ertrug es nicht. Wieder schnürte es mir die Kehle zu. Jetzt hatte ich wahrscheinlich alles ruiniert. Für immer. Ich wollte nicht, dass Laura mich weinen sah, deshalb drückte ich ihren Arm, als wollte ich ihr danken, und ging davon. Schnell.

Ich wünsche, jemand könnte ein Foto machen.
    Nick
    Es war grün. Das schönste Grün, das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Dieses Grün war mehr als nur eine Farbe, es war ein

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